1. Klug entscheiden – Perspektiven: Was sind die entscheidenden Ansätze (Key Questions) für die Zukunft?
- Author
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Axel Holstege
- Subjects
Gynecology ,03 medical and health sciences ,medicine.medical_specialty ,0302 clinical medicine ,business.industry ,Gastroenterology ,medicine ,030211 gastroenterology & hepatology ,030212 general & internal medicine ,business ,Alcohol consumption - Abstract
ZusammenfassungDie Gastroenterologie bietet ein weites Feld für zukünftige „Klug-entscheiden-Empfehlungen“ (KEE), die nicht nur den gesicherten Einsatz diagnostischer Tests wie Laboruntersuchungen oder bildgebende Verfahren betreffen, sondern auch medikamentöse Therapien und die gastroenterologische Endoskopie. Dem zu häufigen Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika und Protonenpumpenhemmern steht ihr zu seltener Einsatz bei gesicherten Indikationen gegenüber. Ähnliches trifft auf die abdominelle Bildgebung zu, insofern bei vielen Fragestellungen zu häufig der Computertomografie der Vorzug vor einer qualifizierten Sonografie gegeben wird. Laborwerte wie Lipase oder Amylase sind beim asymptomatischen Patienten nicht weiterführend und verursachen u. U. eine Vielzahl von unnötigen weiteren diagnostischen Maßnahmen. Bei akuter Pankreatitis bringt die Bestimmung beider Enzyme keinen additiven diagnostischen Nutzen. Ähnlich wenig hilfreich ist der unkritische Einsatz von weiteren für die Gastroenterologie relevanten Laborparametern wie CEA, Ammoniak oder Procalcitonin. In der Endoskopie ist eine „Vorsorgegastroskopie“ bei asymptomatischen Patienten ohne Risikofaktoren nicht sinnvoll, während die Koloskopie als Vorsorgeuntersuchung auf ein Kolonkarzinom zu selten von über 50-Jährigen wahrgenommen wird.Die sich dramatisch entwickelnde Adipositaspandemie und der damit einhergehende massive Anstieg an fortgeschrittenen nichtalkoholischen Fettlebererkrankungen mit entsprechender Morbidität und Mortalität machen KEE erforderlich, die nicht nur Empfehlungen für den einzelnen Patienten geben, sondern auch Maßnahmen zur Regulierung des Verkaufs hochverarbeiteter Lebensmittel oder zuckerreicher Softdrinks darlegen. Auch zukünftig werden sich die „Key Questions“ für KEE in der Gastroenterologie aus der Erstellung von Leitlinien heraus ergeben. Dennoch sind auch KEE für Situationen im klinischen Alltag wünschenswert, für die es keine Leitlinienempfehlungen gibt. Durch interdisziplinären Expertenkonsens und Berücksichtigung vorhandener wissenschaftlicher Daten kann diesen KEE eine sichere Basis verschafft werden.
- Published
- 2020