1. Entwicklung von verstreckten Polypropylenfasern als Bewehrungsalternative für Beton
- Author
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Sigrüner, Michael Andreas
- Subjects
reactive extrusion ,pull-out test ,beton ,co-extrusion ,polypene fiber ,629 Andere Fachrichtungen der Ingenieurwissenschaften - Abstract
Nachhaltigkeit und Ressourceneinsparung sind die Themen der Stunde. Vor allem die Bauindustrie hat ein großes Potenzial, umweltfreundlicher zu agieren, da dieser Industriezweig einer der größten Kohlenstoffdioxid-Emitter ist. Durch die Verlängerung der Lebenszeit von Bauwerken und die Einsparung von Baumaterialien kann nachhaltiger und ressourcenschonender gearbeitet werden. Eine Möglichkeit, diese Ziele zu erreichen ist der Einsatz alternativer Beton-Bewehrungen. Der Grundbaustoff Beton hat sehr gute Druckfestigkeiten, weist allerdings Defizite bei der Zugfestigkeit auf. Zur Verbesserung der Zugfestigkeit wird dem Beton ein Material mit hoher Zugfestigkeit beigemischt. Dieses wird „Bewehrung“ genannt. Stand der Technik in der Bauindustrie ist momentan die Bewehrung mit Stahlstäben und -matten. Der Stahl begrenzt allerdings die Lebenszeit von Bauwerken, da es durch das Eindringen von Chloriden, Sulfaten oder Kohlendioxid früher oder später zu Korrosion kommt. Um den Korrosionszeitpunkt hinauszuzögern, verwendet die Industrie eine dicke Betonschutzschicht, um den Stahl zu schützen. Die Verwendung einer korrosionsbeständigen alternativen Bewehrung würde die Lebensdauer (Dauerhaftigkeit) von Bauwerken steigern und gleichzeitig eine Verringerung der verwendeten Baumaterialien bewirken. Dies würde einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Bauindustrie leisten. Eine Substanz, die als Bewehrungsmaterial eingesetzt werden kann, ist Polypropylen (PP). Polypropylen ist ein sehr korrosionsbeständiges Polymer, das die gerade beschriebenen Effekte erzielen würde. Allerdings ist Polypropylen als Standardmaterial nicht für die Bewehrung von Beton geeignet. Seine mechanischen Eigenschaften sind nicht vergleichbar mit denen von Baustahl. Gleichzeitig ist die Adhäsion von Polypropylen zu Beton nicht ausreichend, um eine effiziente Verstärkung erzielen zu können. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Lösungswege zu entwickeln, wie aus PP eine alternative Betonbewehrung hergestellt werden kann. Zuerst wurde sowohl das Problem der niedrigen mechanischen Eigenschaften von Polypropylen als auch die Schwierigkeit der geringen Adhäsion zu Beton getrennt untersucht. Im Anschluss wurden Methoden eruiert, mithilfe derer eine Kombination der mechanischen Eigenschaften mit der Adhäsion zu Beton bei gleichbleibenden Eigenschaften möglich ist. Hierfür wurde ein Reaktivextrusions- und ein Co-Extrusionsprozess untersucht. Die Zugfestigkeit von Polypropylen kann durch eine starke Orientierung der Molekülketten signifikant erhöht werden. Der dafür nötige Verstreckungsprozess ist die Basis für die Verbesserung der mechanischen Eigenschaften. In einem ersten Schritt wurden verschiedene PP-Typen auf deren Verstreckbarkeit untersucht und in der Folge mit makroskopischen und nanoskaligen Füllstoffen ausgerüstet, um so die Zugfestigkeit und den Elastizitätsmodul zu steigern. Im zweiten Schritt wurde der Einfluss von mehreren aufeinander folgenden Verstreckungsstufen auf die mechanischen Eigenschaften untersucht. Die hohe chemische Stabilität von PP verhindert eine gute Adhäsion zu Beton. Folglich wurde die natürliche Adhäsion von verschiedenen Polymeren zu Beton untersucht, um mögliche andere Polymere als Additive zur Adhäsionsverbesserung zu identifizieren. Der Unterschied in der Polarität zwischen Beton und PP ist sehr hoch, weshalb der Einfluss einer Hydrophilierung von PP auf die Adhäsion zu Beton durch Van der Waals Kräfte und Wasserstoffbrückenbindungen analysiert wurde. Dies berücksichtigend konnte ein Reaktivextrusionsprozess mit einem Vinylsilan entwickelt werden, der eine kovalente Bindung von PP zu Beton ermöglicht. Um eine optimierte PP-Faser zur Bewährung von Beton zu erhalten, mussten die zuvor erlangten Erkenntnisse hinsichtlich der mechanischen Eigenschaften und der Adhäsion zu Beton in einer Faser vereint werden. Diesbezüglich wurde einerseits die Reaktivextrusion mit Füllstoffen und einem angepassten Verstreckungsprozess optimiert. Andererseits wurden verschiedene Materialien in einem Co-Extrusionsprozess kombiniert. ,Eine wichtige Erkenntnis besteht darin, dass eine Faser mit einer Verbundaußenschicht aus silanisiertem PP und Holzfasern in Kombination mit einem optimierten Verstreckungsprozess, eine signifikante Verbesserung der mechanischen Eigenschaften und der Adhäsion zu Beton erzielt. Zur differenzierten Beurteilung der Ergebnisse wurde ein spezieller Testaufbau basierend auf einem Einzelfaserauszugstest entwickelt, der die verschiedenen Adhäsionsmechanismen einer modifizierten PP-Faser zu Beton unterscheiden kann und dadurch wiederum eine Modifizierung der Faser speziell auf einzelne Adhäsionsmechanismen ermöglicht. Zusammenfassend konnten mit dieser Arbeit mehrere Lösungsansätze aufgezeigt werden, wie eine alternative Bewehrungsfaser für Beton aus Polypropylen hergestellt werden kann., Sustainability and resource efficiency receive more and more attention. Especially in civil engineering the gain for the environment can be very high, as this industry is one of the leading emitters of carbon dioxide on the planet. By increasing the building lifetime resources and carbon dioxide can be reduced. The actual problem in building lifetime is the corrosion of steel reinforcement bars. To prevent or at least postpone the corrosion of the steel reinforcement the industry adds thick concrete protective layers. Concrete itself has a very high compressive strength, however it lacks the tensile strength to withstand tensile force within a building. To prevent damage a reinforcement is needed. As steel is prone to corrosion researchers are looking for an alternative. By using a corrosion resistant material the protective concrete layers are unnecessary. This would result in a high resource reduction. Also, the building life time would be greatly increased and replacements for constructions would be less frequent. In total, an alternative concrete reinforcement would have a high impact on the sustainability and resource usage in civil engineering and building constructions. Polypropylene (PP) is a chemical stable material and does not corrode in most environments. A concrete reinforcement produced out of PP would install the afore mentioned properties in a concrete building. However, PP does not have comparable mechanical properties to the steel used for standard concrete reinforcements. But even if PP would achieve mechanical properties comparable to steel, the apolar nature of PP hinders interaction with concrete and prevents a good adhesion between PP and concrete. This thesis investigates different solutions to engineer a fiber from PP to be used as reinforcement for concrete. The topics mechanical properties and adhesion to concrete are investigated separately in a first step. In a second step different ways to combine both high mechanical properties and adhesion to concrete are presented. The mechanical properties of a semi crystalline polymer can be greatly increased by installing a high orientation in the molecular chains. This process is called “ultimate drawing” and is basis for increased mechanical properties in this thesis. Firstly, the best suited PP-type for ultimate drawing is investigated. In another step macro and nano sized fillers are tested on their influence on the ultra drawn structure and resulting mechanical properties of PP fibers. Furthermore, insight on the influence between single and multistage drawing on both neat and filled PP is generated. The chemical difference between PP and concrete causes a bad adhesion between the two materials. Different polymers besides PP are investigated on their natural adhesion to concrete and evaluated to be used as a substitute to PP. By increasing the polarity of PP it is attempted to lower the difference in polarity between PP and concrete and install an adhesion by Van-der-Waals-forces and hydrogen bridges. In another attempt PP is chemically modified with silanes to create a side chain grafted polymer with the ability to covalently bond to concrete. Finally, both fibers with high mechanical properties and high adhesion to concrete are combined via reactive extrusion or co-extrusion. In the same reactive extrusion process as used for side chain grafting of PP, fillers are integrated to improve the mechanical properties. The result is a fiber with good mechanical properties by filler addition and multistage drawing and high adhesion to concrete by covalent bonding. In the co-extrusion process the fiber core provides high mechanical properties and the shell structure is used to assure a good adhesion to the concrete matrix. In the shell both copolymeric materials based on ethylene and fillers and the silane side chain modified PP are used to increase the adhesion to concrete. It could be found, that with both ways fibers with good mechanical properties and good adhesion to concrete could be produced. The best results could be achieved with a co-extruded PP fiber containing wood fibers and functional silane groups in the shell by a multistage drawing process. Throughout the thesis a single fiber pull-out test is used to investigate the adhesion to concrete. However, the standard test does limit the information gained on each modification. To the pull-out test setup Linear Variable Differential Transformer were added to get more insight in the different adhesion mechanisms occurring in the pull-out test. Now it is feasible to test modifications on their impact on each adhesion mechanism. This thesis states different promising methods to produce an alternative concrete reinforcement from Polypropylene.
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- 2023
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