While research into World Englishes has so far mainly treated conversational interaction as a data source to investigate structural properties on different levels of language organisation, the question whether the linguistic makeup of different varieties and the different cultural backgrounds of their speakers have an effect on talk-in-interaction has been largely ignored. Similarly, studies situated in the field of Conversation Analysis (CA) have mainly concentrated on British or American speakers, with analyses of other varieties of English being almost non-existent. This lack of research is certainly surprising – on the one hand, languages do not exist in vacuo; they are inextricably linked with their use in social interaction. On the other hand, varieties of English are situated in culturally diverse contexts and bring along very different linguistic prerequisites, all of which might have an influence on conversational interaction. In order to close this research gap, this study investigates interactional patterns in two culturally diverse but English-speaking contexts, Southeast Asia and the Caribbean. Four major research questions are addressed and answered: (1) Is turn-taking in Southeast Asian and Caribbean English face-to-face conversations an orderly process and does it follow the turn-taking framework described for other languages and cultures? (2) What are the different forms, contexts, and frequencies of turn allocation in Southeast Asian and Caribbean English conversations? (3) Which strategies do speakers have at their disposal when it comes to claim or hold a turn in interaction? Do speaker groups differ? (4) Which factors can explain ethnographic reports that characterise Caribbean interactions as ‘interruptive’, ‘anarchic’, or ‘competitive’ (e.g. Reisman 1974)? To approach these questions, a combination of qualitative and quantitative methods was used. First, five hours of unscripted face-to-face conversations taken from the Asian Corpus of English (ACE) and two components of the International Corpus of English (Jamaica and Trinidad & Tobago) were transcribed according to the Jeffersonian transcription conventions. As a next step, all Transition Relevance Places (TRPs) were identified and analysed according to the type of speaker change which took place, the transition scenario which was triggered, and the strategies interactants used to claim or hold a turn at talk. The analysis revealed that the basic system of turn-taking in Southeast Asian and Caribbean interactions is an orderly process, largely following Sacks et al.’s (1974) model: Speaker change predominantly takes place at predictable TRPs and conversationalists orient themselves to a 'one-party-at-a-time' rule, thus minimising gaps and overlaps. This finding corroborates CA’s assumption of a context-free and possibly universal conversational infrastructure. Nevertheless, the study also showed differences in how the speaker groups realise transition: While Caribbean speakers tend to self-select more often at the TRPs, Southeast Asian interactants are more willing to actively yield their chance to speak up. Furthermore, the data groups differ in the strategies they prefer when it comes to claim or hold a turn at talk. Even though the overall set of strategies speakers have at their disposal is remarkably similar, the study showed that Caribbean conversationalists employ a greater number of ‘direct’ resources, such as volume upsteps, direct requests for the floor, or recycles, while their Southeast Asian counterparts predominantly use ‘indirect’ strategies, e.g. clicks, tempo-changes, or pivot constructions. As direct strategies are typically associated with ‘interruptiveness’, descriptions of Caribbean interactions as ‘disorderly’ might thus be due to a preference for specific turn-taking strategies rather than competitiveness. These findings illustrate that turn-taking is essentially shaped by and adapted to the specific cultural and linguistic context it is situated in. On the one hand, speakers have different linguistic (and variety-specific) prerequisites; on the other hand, they also have different preferences which lead to one practice or structure being favoured over the other. Any analysis of varieties of English therefore has to consider interactional processes and cultural orientations, as they might reinforce variety-specific features (such as topicalisation). Hence, the study also highlights the enormous potential of research situated at the interface of CA and World Englishes., Während die Forschung im Bereich der World Englishes Gespräche bislang vorwiegend als Datenquelle betrachtete, auf deren Grundlage sich strukturelle Unterschiede zwischen verschiedenen Varietäten herausarbeiten ließen, wurde die Frage, ob varietätsspezifische Besonderheiten und unterschiedliche kulturelle Hintergründe sich auch auf Sprache in Interaktion auswirken, weitgehend vernachlässigt. Dies gilt auch für Studien, die im Bereich der Konversationsanalyse angesiedelt sind, und deren Datengrundlage meist britische oder amerikanische Gespräche darstellen. Untersuchungen anderer Varietäten des Englischen sind dagegen beinahe nicht vorhanden. Dieser Mangel an Forschung ist sicherlich überraschend – einerseits, existieren Sprachen nicht in einem Vakuum; sie sind untrennbar mit sozialer Interaktion verknüpft. Andererseits sind Varietäten des Englischen in unterschiedlichen kulturellen Kontexten angesiedelt und bringen vielfältige sprachliche Grundvoraussetzungen mit sich – beide Aspekte könnten das Konversationsverhalten beeinflussen. Um diese Forschungslücke zu schließen, untersucht die vorliegende Arbeit Interaktionsmuster in zwei kulturell sehr unterschiedlichen, aber englischsprachigen Kontexten: Südostasien und der Karibik. Vier große Forschungsfragen werden behandelt: (1) Folgen Sprecherwechsel in südostasiatischen und karibischen Gesprächen einem konkreten Muster und entspricht dieses den Gesprächsregeln, die auch für andere Sprachen und Kulturen herausgearbeitet wurden? (2) Welche unterschiedlichen Formen, Kontexte und Häufigkeiten der Redezuweisung lassen sich in südostasiatischen und karibischen Gesprächen feststellen? (3) Welche Strategien des Erhaltens bzw. Haltens des Rederechts stehen Sprechern zur Verfügung? Gibt es Unterschiede zwischen den Gruppen? (4) Wie lässt sich erklären, dass karibische Interaktionen in ethnographischen Beschreibungen mit Begriffen wie ‚unterbrechend‘, ‚anarchisch‘, oder ‚kompetitiv‘ bezeichnet werden (z.B. Reisman 1974)? Um sich diesen Fragen zu nähern, wurden sowohl qualitative als auch quantitative Methoden verwendet. Zunächst wurden detaillierte Transkripte von insgesamt fünf Stunden an Alltagsgesprächen angefertigt, die aus dem Asian Corpus of English (ACE) und dem International Corpus of English (Teilkorpora: Jamaika und Trinidad & Tobago) entnommen wurden. Anschließend wurden alle potentiell redeübergaberelevanten Stellen (Transition Relevance Places, TRPs) im Gespräch ermittelt und genau hinsichtlich dreier Kriterien analysiert: der Art des Sprecherwechsels, des spezifischen Szenarios des Sprecherwechsels, und der Strategien, die die Sprecher verwenden, um das Rederecht zu erhalten bzw. zu halten. Die Untersuchung zeigte, dass das grundlegende System des Sprecherwechsels in südostasiatischen und karibischen Interaktionen weitestgehend den von Sacks et al. (1974) herausgearbeiteten Gesprächsregeln folgt: Sprecherwechsel finden überwiegend an TRPs statt und die Sprecher orientieren sich an der Prämisse ‚one-party-at-a-time‘, d.h. Sprechpausen oder Überlappungen werden vermieden. Dieser Befund bestätigt die Annahme der Konversationsanalyse, dass Gespräche eine kontextunabhängige, allgemeingültige Struktur aufweisen. Dennoch werden auch Unterschiede zwischen den Sprechergruppen deutlich: Während sich karibische Teilnehmer an TRPs häufiger selbst zum nächsten Sprecher erklären (self-selection), sind südostasiatische Sprecher eher dazu bereit, aktiv auf ihr Rederecht zu verzichten (turn-yielding). Darüber hinaus weisen die beiden Gruppen unterschiedliche Präferenzen hinsichtlich der Strategien zum Erhalt bzw. Halten des Rederechts auf. Es zeigt sich, dass karibischen Sprecher hier deutlich mehr ‚direkte‘ Ressourcen verwenden, etwa Steigerungen der Lautstärke, direkte Forderungen oder Wiederholungen, wohingegen die südostasiatische Sprechergruppe vorwiegend ‚indirekte‘ Strategien bevorzugt, z. B. Klicks, Tempoänderungen oder Pivot-Konstruktionen. Da direkte Strategien typischerweise mit einem unterbrechenden Gesprächsstil assoziiert werden, ist es also wahrscheinlich, dass Beschreibungen karibischer Interaktionen als ‚chaotisch‘ darauf zurückgehen, dass diese Sprechergruppe bestimmte Strategien des Sprecherwechsels präferiert – was nicht automatisch bedeutet, dass dies mit einem kompetitiven Redestil einhergeht. Diese Befunde machen deutlich, dass Konversationsmuster wesentlich durch ihren jeweiligen kulturellen und sprachlichen Kontext geprägt sind. Sprecher haben zum einen unterschiedliche linguistische (und varietätsspezifische) Ressourcen zur Verfügung, zum anderen führen verschiedene Präferenzen dazu, dass im Gespräch jeweils andere Praktiken bzw. Strukturen bevorzugt werden. Dies bedeutet, dass sich die Varietätenforschung mit Gesprächsprozessen und kulturellen Orientierungen befassen muss, da diese sprachliche Auswirkungen haben und varietätsspezifische Merkmale (z.B. Topikalisierungen) verstärken können. Die Untersuchung betont daher vor allem das noch bei weitem nicht ausgeschöpfte Potential, dass in der Verbindung von Konversationsanalyse und Varietätenforschung liegt.