151. Satirisches Zwischenspiel: Mode als Entfremdung – Entfremdung als Mode
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René König
- Abstract
Der Ausdruck »Konsumterror«, der — wie wir gesehen haben — eine wesentliche Rolle in der Analyse der Mode spielt, hat eine eigentumliche Doppeldeutigkeit. Denn er bedeutet entweder eine rein sprachliche Verstarkung, die man nicht unbedingt ernst nehmen mus, wie eine »Donnerstimme« auch nicht viel mit einem Gewitter zu tun hat, oder aber er gewinnt eine tiefere, ja fast metaphysische Bedeutung. So ist er etwa eine Art von psychologischer Hemmung, sich angesichts der Fulle der »Konsumzumutungen« personlich entscheiden zu konnen. Doch diese Schwierigkeit ist grundsatzlich uberwindbar, sowie sich das Individuum die erforderliche Markttransparenz verschafft hat. Mit anderen Worten: Dieser Zustand halt grundsatzlich nicht lange an. Aber das ist nicht alles und auch nicht das Wichtigste, wenn man von »Konsumterror« in seiner tieferen Bedeutung spricht. Vielmehr kommt darin noch ein Gefuhl der Ohnmacht zum Ausdruck, sich jemals aus dem Netz befreien zu konnen, das die »verborgenen Verfuhrer«, die »Manipulationen« durch anonyme Machte und unterschwellige Reize, die durch den Zusammenhang des sozialen Lebens standig aufgezwungenen Orientierungen »an anderen« — die »other-directedness« von David Riesman — vermeintlich uber jeden einzelnen Menschen gebreitet haben.
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- 2022
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