Kurzfassung Thema: Retrospektive Datenerhebung: Vergleich der Dosiswerte von Standard Perkutaner transluminaler Koronarintervention (Standard-PCI) und PCI bei chronischer Totalokklusion (CTO) bei Interventionen der Koronararterien Problem: Wenn eine Stenose in den Koronararterien vorliegt, ist die Standard-PCI mittels Ballondilatation und/oder anschließender Stentimplantation ein Verfahren, welches die direkte Behandlung der Herzkranzgefäße gewährleistet. Falls ein Koronargefäß länger als drei Monate verschlossen ist, wird es als chronisch verschlossen bezeichnet (CTO). Um die Gefäße zu rekanalisieren sind komplexere und zeitintensive interventionelle Eingriffe im Herzkatheterlabor notwendig. Jedoch kann es durch die Verwendung von biplanen Röntgensystemen zu hohen Dosiswerten kommen. Da der Strahlenschutz für RadiologietechnologInnen besonders wichtig ist, ist es von großer Bedeutung die Dosiswerte von angiografischen Untersuchungen und interventionsradiologischen Eingriffen zu evaluieren. Fragestellung: Wird dem Patienten im Rahmen eines interventionellen Eingriffs zur Eröffnung einer CTO im Vergleich zur Standard-PCI, eine höhere Strahlendosis appliziert? Methode: Der Fokus zur Literaturanalyse wurde auf die interventionellen Verfahren von Standard-PCI und CTO-Interventionen gelegt. Um die Literatur zusätzlich einzugrenzen wurde die Suche auf das Jahr 2003 bis 2020 beschränkt und mit Schlagwörtern wie „Cardiac Catheterization“ sowie „PCI“ eingegrenzt. Für die anschließende retrospektive Datenerhebung wurden anonymisierte PatientInnendaten analysiert. Dabei wurden Datensätze von PatientInnen ausgewählt, die sich einer CTO Behandlung oder einer Standard-PCI unterzogen haben. Um die Analyse einzuschränken, wurden die Interventionen auf maximal 2 Stentimplantationen sowie auf die Jahre 2017-2020 beschränkt. Die beiden Interventionen werden mit dem Fokus auf die Parameter Dosisflächenprodukt, Kerma, Effektive Dosis, KV und mA, Durchleuchtungszeit, Untersuchungsdauer, Stent-Anzahl, BMI (Body-Mass-Index) und der Bildrate analysiert, sowie im Hinblick auf die Einhaltung der diagnostischen Referenzwerte miteinander verglichen. Ergebnisse: Laut den Ergebnissen der vorliegenden Bachelorarbeit sind die Hauptparameter Dosisflächenprodukt, Durchleuchtungszeit, Effektive Dosis und Kerma bei der CTO Intervention, im direkten Vergleich mit der Standard-PCI, um ca. 50% höher. Im Vergleich zu publizierten Studien zeigte sich, dass die ausgewerteten Daten der Standard-PCI durchschnittlich 50% unter den Studienergebnissen lagen. Laut den vorliegenden Studien der CTO-Interventionen lag der Mittelwert des Dosisflächenprodukts bei 155,91 Gycm2 – bei der retrospektiven Analyse hingegen beträgt dieser Mittelwert 60 Gycm2. Die gewonnen Ergebnisse der retrospektiven Analyse sind somit um 150% niedriger als die der ermittelten Studien. Zusätzlich erwies sich die Durchleuchtungszeit bei der Analyse im Vergleich zur Studienauswertung um 50% niedriger. Im Vergleich mit den diagnostischen Referenzwerten zeigte sich, dass die Werte für die PCI ca. 75% und für die CTO ca. 50% unter dem gegebenen Richtwert von 13000 cGycm2 liegen. Diskussion/ Schlussfolgerung: Die Analyse der retrospektiven Auswertung zeigte, dass im direkten Vergleich des Dosisflächenprodukts von der Standard-PCI und der CTO Intervention ein deutlicher Unterschied zu erkennen ist. Aus den Resultaten dieser Arbeit ist zu entnehmen, dass die CTO-Intervention eine deutlich höhere Strahlenbelastung aufweist als die Standard-PCI. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass bei der Durchführung der Interventionen die Möglichkeiten des Strahlenschutzes mehr als ausgenutzt wurden, was sich im Vergleich mit den publizierten Studien, aber auch den Referenzdosiswerten zeigt. Executive Summary Subject: Retrospective data collection: Comparison of dose levels of standard percutaneous transluminal coronary intervention (standard PCI) and PCI in chronic total occlusion (CTO) in coronary artery interventions. Problem: If there is a stenosis in the coronary arteries, standard PCI using balloon dilatation and/or subsequent stent implantation is a procedure that ensures direct treatment of the coronary arteries. If a coronary vessel is occluded for more than three months, this is called chronically occluded (CTO). In order to recanalize the vessels, more complex and time-consuming interventional procedures in the cardiac catheter laboratory are necessary. However, the use of biplane X-ray systems can lead to higher dose levels. Since radiation protection is particularly important for radiology technologists, it is of great importance to evaluate the dose values of angiographic examinations and interventional radiological interventions. Research Question: Is a higher radiation dose administered to the patient as part of an interventional procedure to open a CTO compared to standard PCI? Method: The focus of the literature analysis was put on the interventional procedures of standard PCI and CTO interventions. To further narrow down the literature, the search was limited to the period 2003 to 2020 and narrowed down with keywords such as "cardiac catheterization" and "PCI". For the subsequent retrospective data collection, anonymised patient data were analysed. Data sets of patients who had undergone CTO treatment or standard PCI were selected. To reduce the amount of data, the interventions were limited to a maximum of 2 stent implantations and the years 2017-2020. The two interventions were analysed with a focus on the parameters dose area product, kerma, effective dose, KV and mA, fluoroscopy time, examination duration, number of stents, BMI (body mass index) and frame rate, and compared with each other with regard to compliance with the diagnostic reference values. Results: The dose area product, fluoroscopy time, effective dose and kerma in CTO intervention were about 50% higher in direct comparison with standard PCI. In comparison to published studies, it was found that the evaluated data of the standard PCI were on average 50% below the study results. According to the available studies of CTO interventions, the mean value of the dose area product was 155.91 Gycm2 - in retrospective analysis, this mean value was 60 Gycm2. The obtained results of the retrospective analysis were 150% lower than those of the identified studies. In addition, the fluoroscopy time in the analysis was 50% lower than in the study evaluation. A comparison with the diagnostic reference values showed that the values for the PCI are approx. 75% and for the CTO approx. 50% below the given reference value of 13000 cGycm2. Discussion/ Conclusion: The analysis of the retrospective evaluation showed that a significant difference can be determined in direct comparison between the dose area product of the standard-PCI and the CTO-Intervention. From the results of this study it can be concluded that the CTO intervention entails a significantly higher radiation exposure than the standard PCI. However, it can be assumed that the possibilities of radiation protection were more than utilized in the implementation of the interventions, which can be seen in the comparison with the published studies, but also with the reference dose values. Maximilian Marin Bachelorarbeit FH JOANNEUM 2020