Die Studie widmet sich der Forschungsfrage, wie Selbstwirksamkeit mit Future Anxiety und Climate Anxiety zusammenhängt. Hierzu füllen Probanden in einer Online-Befragung je einen Fragebogen pro Konzept aus. Mit den Ergebnissen werden drei Korrelationsanalysen gerechnet. Hintergrund: Die große Bedrohung der Zukunft unserer Zeit ist Klimawandel. Die bereits spürbaren Folgen der fortschreitenden Klimakatastrophe ziehen auch die psychische Gesundheit in Mitleidenschaft (Ellis & Albrecht, 2017; Helm et al., 2018; Willox et al., 2013). Climate Anxiety beschreibt den konstanten emotionalen Zustand angesichts des Klimawandels (Clayton, 2020; Pikhala, 2020) und setzt sich aus Angst vor den Konsequenzen, Unsicherheit vor der Zukunft und Trauer um die Umwelt zusammen (Clayton, 2020). Besonders die junge Generation wird von den Folgen betroffen sein (Helden et al., 2021), weshalb Climate Anxiety in der westlichen Welt unter jungen Menschen auch höher ist als unter älteren (Clayton & Karazsia, 2020; Searle & Goa, 2009; Hickman et al., 2021). Um neben der klimabezogenen Angst die Angst vor der Zukunft im Allgemeinen herbeizuziehen, wird das Konzept der Future Anxiety (Zaleski, 1996) verwendet. Diese meint die Sorge vor unliebsamen Änderungen in der Zukunft. Sie ist abhängig von der kognitiven Bewertung der Zukunft und somit so konstant wie andere kognitive Denkmuster (Kaya et al., 2016), außerdem korreliert sie mit Trait Anxiety (Searle & Gow, 2009). Kompetenzerwartung ist neben Konsequenzerwartung ein Teil des Konzepts der Selbstwirksamkeit (Bandura, 1977) und beschreibt die Überzeugung, dass man ein bestimmtes Verhalten, das zur Erreichung eines gewünschten Ziels führt, unter bestimmten Bedingungen erfolgreich ausführen kann (Bandura, 1977; Jerusalem & Schwarzer, 2002; Egger, 2020). Trotz geringfügiger konzeptueller Differenzen korreliert sie in diversen Anwendungsfeldern positiv mit Optimismus (Egger, 2011; Magaletta & Oliver, 1999) und internaler Kontrolle (Ajzen, 2002; Roddenberry & Renk, 2010), und negativ mit Angst (Al-Ruwaili, 2018); Roick & Ringeisen, 2017; Takaki 2003 (noch kein Zugriff); Hoffart 1995; Kent & Gibbons, 1987; Onyeizugbo, 2010) und Depressivität (Muris, 2002; Kavanagh, 1992 (noch kein Zugriff); Ehrenberg et al., 1991). Bisher gibt es nur wenig Literatur zum Zusammenhang von zukunfts- oder klimabezogener Angst und Selbstwirksamkeit. Bandura überlegt jedoch bereits in seiner Konzeption von Anxiety, Bedrohung sei abhängig davon, als wie gut man seine Fähigkeiten des Umgangs mit potenziellen Bedrohungen einschätzt: Je mehr man glaubt, dass man potenzielle Bedrohungen kontrollieren kann und adaptiv ist, desto weniger reagiert man ängstlich (Bandura, 1988). Außerdem gilt Selbstwirksamkeit auch als Maß der Überzeugung der eigenen Fähigkeiten, was die Bewältigung von neuen oder herausfordernden Situationen betrifft, und beeinflusst somit Stressresistenz und Anpassungsvermögen (Schwarzer; Jerusalem, 1995; Karademas, 2004). Diese Überlegungen suggerieren, dass je höher ein Mensch seine Fähigkeiten zur erfolgreichen Ausführung erforderlichen Verhaltens zur Anpassung einschätzt, desto geringer das Gefühl der Unsicherheit und Bedrohung und somit seine Angst vor der Zukunft und den Folgen des Klimawandels sein sollte. Obwohl dieser Zusammenhang zwischen Selbstwirksamkeit und Climate- bzw. Future Anxiety in den jeweiligen Konzeptualisierungen vermutet wird, gibt es bislang nur wenig empirische Forschung: Im Kontext von Ausbildung zu Krankenschwestern fand sich eine umgekehrte Korrelation zwischen Selbstwirksamkeit und Future Anxiety ¬(Rabei et al., 2020) und Innocenti et al. fanden in zwei Studien Befunde, die den vermuteten negativen Zusammenhang zwischen Selbstwirksamkeit und Climate Anxiety zeigen konnten (Innocenti et al., 2021; Innocenti et al., 2023). Um diesem Defizit entgegenzuwirken, prüft diese Studie die Hypothese, dass Selbstwirksamkeit mit Climate- als auch mit Future Anxiety negativ korreliert.