Chiron, Bd. 47 (2017), Bei Ausgrabungen in Side ist eine Stele ans Tageslicht gekommen, auf der ein Brief des Kaisers Gallienus an die Verfassungsorgane von Side aufgezeichnet ist. Die Titulatur des Kaisers, seine Rechtsetzung und die dazu gegebenen Erl��uterungen sind vollst��ndig erhalten; nur der Schluss des Briefes fehlt. Aufgrund der Nennung der kaiserlichen Titel und Amtsgewalten, insbesondere der tribunicia potestas, ist die Konstitution in das Jahr 267 n. Chr. zu datieren. Das kaiserliche Schreiben ist in einem stark stilisierten, nicht leicht verst��ndlichen Griechisch abgefasst, bei dem nicht zuletzt der nachdru��ckliche Wille zur Herausstellung der Teilhabe an griechischer �������������� sichtbar wird. Mit dem Brief reagiert der Kaiser anscheinend auf eine Petition der Sideten, die offenbar unter einem Mangel an Brotgetreide litten. Nachdem der Herrscher seine ��berraschung daru��ber ausgedru��ckt hat, dass es u��berhaupt zu einer solchen Notlage kommen konnte, hilft er der Stadt damit, dass er ihr die staatlichen Z��lle auf eingefu��hrten Weizen erl��sst, sofern er der Versorgung der sidetischen Bev��lkerung dient. Offensichtlich geht es bei dieser Abgabe um die Erlegung der quadragesima portuum Asiae, da Side und sein Territorium damals den su��d��stlichen Rand dieses Zollbezirks bildeten. Wenn die Stadt mit eigenem Aufwand Weizen in der Fremde einkaufte, entstu��nde ihr nunmehr aus dieser Konstitution ein nicht geringer Gewinn; wenn sie mit Getreideimporteuren einen Vertrag abschl��sse, so liefen Getreideschiffe Side gerne an, da die Belastung durch diesen Zoll weggefallen ist. Am Ende des Briefes kommt der Kaiser auf die fides der Stadt (gegenu��ber Rom) zu sprechen, deren sich Side auf seinen st��dtischen Mu��nzen titular ru��hmt. Es bleibt offen, ob Gallienus die Erw��hnung der fides mit einer Belobigung der Stadt oder einer Ermahnung, sie auch weiterhin zu wahren, verbindet. Bemerkenswert ist, dass dieses Zollprivileg ohne zeitliche Begrenzung, d. h. bis auf weiteres, gew��hrt wird, wenn auch nur fu��r Weizen, der fu��r den eigenen Gebrauch bestimmt ist. Es ist denkbar, dass wir solche Privilegien als erste Schritte auf die Abschaffung der Binnenz��lle hin verstehen du��rfen, die wahrscheinlich einige Jahrzehnte sp��ter unter Diokletian ihren Abschluss findet.