501. Erwerbsformen im Wandel: Integration oder Ausgrenzung durch atypische Beschäftigung ; Berlin und die Bundesrepublik Deutschland im Vergleich
- Author
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Oschmiansky, Heidi, Oschmiansky, Frank, and Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH
- Subjects
Stigmatisierung ,minimal employment ,Erwerbsbeteiligung ,Economics ,Integration ,type of employment ,labor market trend ,Berufsverlauf ,Ungeschützte Beschäftigung ,theory application ,type of economic activity ,qualitative empirical ,stigmatization ,empirisch-quantitativ ,gender ,Beschäftigungsform ,Labor Market Research ,quantitative empirical ,labor market policy ,Flexibilität ,empirisch ,social change ,Wirtschaft ,part-time work ,Bundesrepublik Deutschland ,Berlin ,flexibility ,labor force participation ,Berufswandel ,Theorieanwendung ,Arbeitsmarktentwicklung ,career change ,Leiharbeit ,Federal Republic of Germany ,term contract ,job history ,empirisch-qualitativ ,sozialer Wandel ,social discrimination ,ddc:330 ,geringfügige Beschäftigung ,Erwerbsform ,temporary work ,Deutschland ,Arbeitsverhältnis ,Arbeitsmarktforschung ,Geschlecht ,Arbeitsmarktpolitik ,comparison ,befristetes Arbeitsverhältnis ,soziale Schließung ,Arbeitsmarktsegmentierung ,Teilzeitarbeit ,Vergleich ,empirical - Abstract
"Seit den 80er Jahren haben atypische Erwerbsformen gegenüber dem traditionellen Normalarbeitsverhältnis in der Bundesrepublik Deutschland an Bedeutung gewonnen. In der arbeitsmarktpolitischen Debatte gilt das Interesse an Erwerbsformen wie Leiharbeit, geringfügige und befristete Beschäftigung deren Beitrag zur Arbeitsmarktintegration. Diese Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob atypische Erwerbsformen den Übergang in reguläre Beschäftigung eher erleichtern oder erschweren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Risikopotential atypischer Erwerbsformen mit Blick auf den zukünftigen Erwerbsverlauf. Auf Basis des Mikrozensus wird die Entwicklung der Erwerbsformen zwischen 1985 und 2001 in der Bundesrepublik Deutschland und in Berlin verglichen. In die Analyse, die auch eine geschlechtsspezifische Differenzierung bietet, ist die Entwicklung der Erwerbsbeteiligung mit einbezogen. Die empirischen Befunde zeigen, dass das Normalarbeitsverhältnis in der Bundesrepublik nach wie vor die bedeutsamste Erwerbsform darstellt und die Erwerbsquote in dieser Erwerbsform seit Mitte der 80er Jahre fast konstant geblieben ist. In Berlin hat sich allerdings seit Beginn der 90er Jahre ein dramatischer Einbruch bei den Normalarbeitsverhältnissen gezeigt. Dagegen weisen alle atypischen Erwerbsformen, insb. die befristete und die Teilzeitbeschäftigung wie auch die Leiharbeit, in der Bundesrepublik und in Berlin große Zuwachsraten auf. Mit der Ausweitung atypischer Erwerbsformen in der Bundesrepublik ging auch der Anstieg der Frauenerwerbsbeteiligung einher. Die Zunahme der atypischen Erwerbsformen hat demnach die Arbeitsmarktintegration von Frauen forciert. Doch welche längerfristigen Effekte hat atypische Beschäftigung auf den individuellen Erwerbsverlauf? Hinweise hierauf bieten die Segmentationstheorien und insb. das Modell des viergeteilten Arbeitsmarktes von Sengenberger. Analog zum segmentierten Arbeitsmarkt ist die Vorstellung von segmentierten Erwerbsformen denkbar. Danach sind atypische Erwerbsformen den externen Teilarbeitsmärkten mit unsicheren Arbeitsbedingungen zuzuordnen. Zwischen den Erwerbsformen erschweren Mobilitätsbarrieren den Übergang aus einer atypischen Erwerbsform in ein Normalarbeitsverhältnis. Die Segmentation vollzieht sich als dynamischer Prozess, d.h. weitere Erwerbstätigkeit im Rahmen einer atypischen Erwerbsform mindert die Chance, zukünftig im Rahmen eines Normalarbeitsverhältnisses tätig zu sein. Die atypisch Erwerbstätigen haben ein steigendes Risiko, dauerhaft von regulärer Beschäftigung ausgeschlossen zu bleiben. Sengenbergers Stigmatisierungsthese entsprechend wird zudem eine frühere Erwerbstätigkeit im Rahmen atypischer Beschäftigungsform bei zukünftigen Bewerbungen zum Stigmatisierungsgrund. Die Hypothese der Mobilitätsbarrieren zwischen den Erwerbsformen wird anhand verschiedener quantitativer und qualitativer Studien zu atypischen Erwerbsformen geprüft. Die Studien zeigen, dass der Übergang aus atypischen Erwerbsformen in reguläre Beschäftigung erschwert ist. Zum Teil ist die Wahrscheinlichkeit nach Beendigung einer atypischen Beschäftigung wieder atypisch erwerbstätig zu sein, gleich hoch oder sogar höher. Die Stigmatisierungshypothese lässt sich nicht direkt empirisch nachweisen, in einigen angeführten Studien finden sich jedoch Hinweise darauf. Abschließend werden ausgewählte neuere arbeitsmarktpolitische Regelungen und Reformen zu den atypischen Erwerbsformen diskutiert. Einige der Regelungen werden zwar die Übergangsmöglichkeiten aus einer atypischen Beschäftigung vergrößern. So wird beispielsweise die Neuregelung zur Teilzeitbeschäftigung dazu beitragen, die Mobilitätsbarrieren zwischen Teil- und Vollzeit zu verringern. Die meisten hier diskutierten arbeitsmarktpolitischen Regelungen der jüngsten Zeit zielen aber auf die Ausweitung atypischer Beschäftigung, so die Regelungen zu den Minijobs, zur Ich-AG, die Neuerungen zur befristeten Beschäftigung und zur gewerblichen Leiharbeit". (Autorenreferat) "Since the 80's atypical employment forms in Germany have gained significance in relation to the traditional 'regular employment relationship'. In the labour market policy debate the interest in employment forms such as agency work, marginal parttime work and temporary work relates to their contribution to labour market integration. This study concerns itself with the question whether atypical employment forms facilitate or hamper the transition to regular employment. The emphasis is thereby on the risk potential of atypical employment forms with view to the future employment course. On the basis of microcensus data, the development of the employment forms in Germany and Berlin is compared between 1985 and 2001. In the analysis, which also offers a gender specific differentiation, the development of labour force participation is included. The empirical findings show, that the regular employment relationship still represents the most important employment form and the activity rate in this form has remained nearly constant since the mid 80's. In Berlin, however, since the early 1990's there has been a dramatic decline in the share of regular employment relationships. On the other hand, all atypical employment forms, in particular the temporary and the part-time work as well as the temporary work, exhibit large growth rates in Germany and Berlin. With the expansion of atypical employment forms in Germany there is also a rise in the women labour market participation. The increase of the atypical employment forms therefore, forced the labour market integration of women. But what kind of long-term effects has atypical employment got on the individual employment course in the future? References on that are offered in the segmentation theories and in particular the model of the four-divided labour market of Sengenberger. Similar to the segmented labour market, the conception of segmented employment forms is conceivable. According to it, atypical employment forms are to be assigned to the external partial labour markets with insecure conditions of work, they are used for the covering of changes of demand, for cost reduction and for the shifting of employment risks. Between the employment forms, mobility barriers make the transition more difficult from an atypical to a regular employment relationship. The segmentation takes place as a dynamic process, i.e. further atypical employment reduces the chance to be active in the context of a regular employment relationship in the future. Those atypically employed have a rising risk to be durably excluded from regular employment. Accordingly, Sengenberger's thesis of stigmatisation, an earlier atypical employment becomes a reason of stigmatisation in applications in the future. The hypotheses of the mobility barriers between the employment forms are examined on the basis of different quantitative and qualitative studies about atypical employment. The studies show that the transition from atypical to regular employment is difficult. The probability of being atypically employed again after the completion of an atypical employment is partially very high. The hypothesis of stigmatisation can't be proven directly empirically, in some aforementioned studies there are however references to it. Finally, selected new labour market policy regulations and reforms of the atypical employment forms are discussed. Some of the regulations will increase the transition possibilities from atypical employment. Thus for example the new regulation of parttime work will reduce the mobility barriers between part- and full-time work. Most labour market policy regulations of the recent time discussed here aim however at the expansion of atypical employment, so the regulations to the 'mini-jobs', the 'Ich- AG' (self employment), the temporary work and the commercial work agencies." (author's abstract)
- Published
- 2003