401. Der virtuelle Raum als Double - oder: zur Persistenz hierarchischer Gesellschaftsstruktur im Netz
- Author
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Gabriele Sturm, Funken, Christiane, and Löw, Martina
- Subjects
Soziologie ,Zeit ,body image ,bourgeois society ,Raum ,virtuelle Realität ,bürgerliche Gesellschaft ,Materialität ,Materialisierung ,virtuelle Gesellschaft ,Öffentlichkeit ,ddc:070 ,Sociology & anthropology ,Interactive, electronic Media ,Geschlechterpolitik ,Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie ,Begriff ,gender relations ,General Sociology, Basic Research, General Concepts and History of Sociology, Sociological Theories ,Social sciences, sociology, anthropology ,interaktive, elektronische Medien ,time ,News media, journalism, publishing ,Internet ,sociology ,Sozialwissenschaften, Soziologie ,Virtualisierung ,Techniksoziologie ,the public ,virtualization ,Körperbild ,Frauen- und Geschlechterforschung ,Soziologie, Anthropologie ,gender policy ,sociology of technology ,ddc:300 ,virtual reality ,Women's Studies, Feminist Studies, Gender Studies ,Publizistische Medien, Journalismus,Verlagswesen ,ddc:301 ,Sociology of Science, Sociology of Technology, Research on Science and Technology ,Geschlechterverhältnis ,Wissenschaftssoziologie, Wissenschaftsforschung, Technikforschung, Techniksoziologie ,zone ,concept - Abstract
Kann ein Netz ein Raum sein? Und wie sieht es mit einem elektronischen, dem Internet aus, das derzeit haufig auch etwas grosspurig als „das Netz aller Netze“ (zur Entwicklung desselben vgl. Cailliau 1998 und Kubicek 1998) tituliert wird? Und was meinen wir, wenn wir heute in einer abendlandisch gepragten Gesellschaft als Geistes-, Sozial- oder GesellschaftswissenschaftlerInnen von Raum sprechen — zusatzlich noch von einem virtuellen? Bei dergleichen Fragen hatten noch vor zehn Jahren die meisten abgewunken oder die Fragenden verwiesen an eine, als nicht ganz ernst zu nehmend eingeschatzte, Gruppe von ZukunftsforscherInnen. Inzwischen hat sich dies Grund legend geandert: Vor allem das Internet als das weltweit zuganglichste vernetzte System scheint pragend fur Struktur und Interaktionsmoglichkeiten einer sich etablierenden Informationsgesellschaft zu werden. Die zunehmend verfugbaren Anschlussmoglichkeiten an elektronische Netze, die Entwicklung multimedialer interaktiver Software und die Integration bislang getrennter Datensatze kundigen inzwischen deutlich die tiefgreifenden Veranderungen der Arbeits- und Lebensbedingungen in den Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften an — was unabdingbar Auswirkungen auf nichtvernetzte Lebenswelten weltweit haben wird. Parallel zu den Veranderungen der technischen wie technologischen Basis unserer Gesellschaft wird in den gesellschaftswissenschaftlich orientierten Disziplinen statt uber Zeit wieder mehr uber Raum diskutiert (z.B. Lapple 1991; Sturm 2000; Ahrens 2001; Low 2001; Kramer-Badoni/Kuhm 2003). Wenn ich davon ausgehe, dass Raum keine unbeeinflussbare Naturgegebenheit, sondern ein gesellschaftlich hergestellter abstrakter Gegenstand ist, dann kennzeichnet die Struktur und Strukturierung von Raumbegriffen neben disziplinaren Interessen und deren gedanklichen Operationalisierungen auch die jeweils gesellschaftlich relevanten Wirkgefuge. Was die mit der Technologie des Internet einhergehende Virtualisierung fur eine sich andernde Gesellschaftsordnung bedeuten kann, mochte ich in diesem Text anhand eines Gedankenexperiments verfolgen.
- Published
- 2003