1. Soziale Determinanten der Kenntnis und Inanspruchnahme kommunaler Gesundheitsförderung und Prävention für Kinder
- Author
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Regine Rehaag, Dennis Dreiskämper, Lena Henning, and Sebastian Ehlen
- Subjects
Gynecology ,Socioeconomic disadvantage ,medicine.medical_specialty ,Parental education ,Political science ,Physical activity ,medicine - Abstract
Hintergrund: Es bestehen soziale Unterschiede in der Kenntnis und der Nutzung kommunaler Gesundheitsforderungs- und Praventionsangebote fur Kinder und Familien wie Bewegungsangebote und Elternedukation. Die Einflussfaktoren und mogliche Grunde dieser Unterschiede sind bislang jedoch nicht ausreichend untersucht. Fragestellungen: Der vorgestellten Studie lagen folgende Fragestellungen zugrunde. a) In welchem Umfang kennen soziookonomisch benachteiligte Familien und Familien mit Zuwanderungsgeschichte kommunale Angebote der Gesundheitsforderung und Pravention und nehmen sie in Anspruch? b) Welche Angebotsmerkmale fordern die Akzeptanz und die Teilnahmebereitschaft, welche Zugangsbarrieren wirken? Material und Methode: In den Ruhrgebietsstadten Moers (n = 201) und Oberhausen (n = 353) wurden an Kitas und Grundschulen teilstandardisierte Elternbefragungen zu kommunalen Angeboten aus den Handlungsfeldern Bewegungsforderung, Elternbildung und Sprachforderung durchgefuhrt. Anhand von t‑Tests wurden die Mittelwerte zu Angebotskenntnis und Inanspruchnahme von Elterngruppen verglichen. Bei Vorliegen signifikanter Gruppenunterschiede wurden die Effektstarken berechnet. Offene Elternfragen wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse: Familien, die armutsgefahrdet sind, ein niedriges Bildungsniveau oder einen Migrationshintergrund haben, kennen deutlich weniger Angebote und nehmen signifikant weniger teil. Bei Angeboten der Bewegungsforderung liegen die starksten Unterschiedseffekte vor. Die Antworten auf offene Fragen zeigen, dass Eltern einen Mangel an familienfreundlicher Infrastruktur wie Sport‑, Spiel- und Schwimmstatten identifizieren. Das Angebotsspektrum von Kitas und Grundschulen wird als unzureichend und wenig bedarfsorientiert wahrgenommen. Es werden Schlusselfaktoren evident, die die Angebotsnutzung fordern konnen. Diskussion: Angebote der Bewegungsforderung und Elternbildung mit Komm-Struktur, die eine hohe elterliche Eigenaktivitat erfordern, erreichen Risikogruppen mit hohem Praventionsbedarf kaum. Die sozialen Disparitaten illustrieren, dass individuumbezogene, verhaltenspraventive Masnahmen nicht zur Verringerung der sozialbedingten Ungleichheit von Gesundheitschancen im Kindesalter beitragen. Verhaltenspraventive Masnahmen sollten grundsatzlich in verhaltnispraventive Mehrkomponenten-Ansatze integriert werden, die strukturelle und umweltbezogene Veranderungen der Settings Kita, Schule und Wohnquartier beinhalten.
- Published
- 2021