Zusammenfassung und Diskussion Auf Grund der beschriebenen Beobachtung in den Vorratszuchten des Ringelspinners (Malacosoma neustria L.) wurde angenommen, das fur die kleinen, kunstlich verspateten Raupchen, das gewohnliche, im Mai erschienene Blatt bereits zu hart war. Durch Storung des sychronen Entwicklungsverlaufs von Blattern und Raupen wurde das Uberleben der letzteren ernstlich gefahrdet. Die beiden ersten Versuche, in denen die Raupen gefuttert wurden mit Blattern von normal und zufallig spater ausgeschlagenen Eichen sowie mit normalen Blattern und Johannislaub, bestatigten bereits diese Annahme. Leider musten die Versuche, lange bevor die Raupen ausgewachsen waren, beendet werden. Im dritten und letzten Versuch gelang es, die Raupen sowohl mit Mai- als mit Johannislaub am Leben zu halten. Genau wie bei den beiden ersten Versuchen war die Mortalitat der mit dem frischen Laub gefutterten Raupen bedeutend kleiner und das Wachstum schneller als bei den mit alten Blattern ernahrten. Spater ergab sich, das auch Puppengewicht und Eiproduktion bedeutend hoher lagen sowie die Verpuppung eher begann. Bezuglich der Zuchten mit Maiblattern des letzten Versuches mas darauf hingewiesen werden, das von 60 Raupen (♂ und ♀) nur 1(!) Weibchen ubrigblieb, in dessen Ovarium 83 Eier gezahlt wurden. Wenn diese Eier alle befruchtet und tatsachlich abgelegt waren, wurde sich aus dieser Gruppe von 60 Stuck eine Gruppe von 83 Stuck im Ei-Stadium entwickelt haben. Hiervon durfte zweifellos noch eine Anzahl eingegangen sein, bevor sie das Stadium des ursprunglichen Versuchsmaterials erreicht hatte. Zudem wurden Predatoren und Parasiten durch den Maschendraht von den anfanglich 60 Tieren ferngehalten. Im Freien ware eine derartige Population also sicher eingegangen, auch weil das im Vergleich mit dem anderen verlangerte Larvenstadium (um ca. 21 Tage) die Gefahr von Predation und Parasitierung bedeutend vergrosert haben wurde. Jedoch mus bemerkt werden, das im Freien wahrscheinlich niemals eine derartig grose Storung in der synchronen Entwicklung auftreten durfte. Die Tatsache, das alte Blatter nur skelettiert wurden und junge ganzlich gefressen, zeigt uns, das Strukturunterschiede des Blattes eine der Ursachen, wahrscheinlich der Hauptgrund, sind fur die unterschiedlichen Zuchtergebnisse. Moglicherweise hat auch der hohere Wassergehalt des jungen Blattes gunstig gewirkt. Dieses ist um so wahrscheinlicher, weil die Versuchstiere aus dem Blatt ihr Wasser beziehen musten. Der gunstige Einflus des verspateten Maiblattes und des Johannislaubes konnte auftreten trotz dem im Vergleich mit dem Maiblatt geringeren Zukker- und Roheiweisgehalt. Naturlich ist es auch moglich, das noch andere Stoffe mitgewirkt haben, z. B. ein Ubermas von wachstumsfordernden Stoffen im jungen Blatt oder giftig wirkenden im alten Blatt. Wir haben jedoch diesbezuglich keine Beobachtungen gemacht. Im Zusammenhang mit dem geringeren Zuckergehalt sei darauf hingewiesen, das nach Schwenke (1962, 1963 und 1966) das Erscheinen phythophager Insekten gefordert wird durch hohen Zuckergehalt, u. a. bei Diprion pini L. Weil aber die Konditionen, mit denen Schwenke seine Resultate erhielt, grundverschieden waren von den meinigen, will ich den Einflus des Zuckers hier nicht weiter diskutieren. Aus allen Resultaten durfen wir den Schlus ziehen, das unsere ursprungliche Auffassung richtig war, das also eine Storung in der synchronen Entwicklung des Eichenlaubs und der Ringelspinnerpopulation eine geringere Populationsdichte des letzteren verursachen kann. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, das im Freien eine derartig grose Storung, die wir ungewollt erzielten, auftreten wird. Es ist Vorsicht geboten beim Verzogern der Entwicklung der Ringelspinnereier, wenn das Material dazu dienen soll, den Einflus der Nahrungspflanze auf die allgemeine Entwicklung des Insektes zu prufen. Summary The investigations described in this paper are the result of a coincidence occurring in rearing cages containing the stock of lackey moths (Malacosoma neustria L.), which was intended for other experiments. In these cages some of the caterpillars were observed to skeletonize the leaves while the others ate the entire leaves. The skeletonizing caterpillars grew little or not at all. As the eggs had been kept at 5° C for some three weeks in spring we suspected that the synchronization between the development of the caterpillars and of the food plant, viz. the pedunculate oak (Quercus robur L. = Q. pedunculata L.) had been disturbed, so that a proportion of the caterpillars starved. Three experiments were made in order to investigate the question. In the first experiment a group of caterpillars was fed with the soft leaves of some oaks which had budded late for some reason. These caterpillars grew much faster than the controls on May-leaves. This result confirmed the hypothesis stated above. It also led to the conclusion that in the field a population of the lackey moth will thrive better the more closely the development of the caterpillars is synchronized with that of the leaves. The experiment had to be discontinued because the caterpillars weakened too much and because soft leaves were no longer available in the vicinity of the laboratory. In the second experiment the midsummer growth, of oak, i. e. the shoots formed about the end of June, was used as food for the caterpillars. On this food the caterpillars also developed better than on the May-leaves. The experiment had to be discontinued because the controls (the caterpillars on May-leaves) died. In the last experiment we succeeded in keeping the caterpillars alive on the May-leaves as well as on the leaves of the midsummer growth. In this experiment the mortality of the caterpillars was also lower and the growth faster on the midsummer leaves than on the May-leaves. In addition it appeared that pupal weight and egg-production were greater and that pupation took place earlier on midsummer-leaves than on May-leaves. It has thus become likely that the differences in growth, mortality etc. are largely the result of differences in the structure of the leaves. Chemical analysis showed, that the midsummer-leaves contained more water and less sugar and protein than the May-leaves. Possibly also the high water content of the soft leaves was of advantage to the caterpillars. It is remarkable that the caterpillars thrived better on the young leaves and the midsummer-leaves, in spite of the low sugar and protein content. It is concluded that the hypothesis stated above is correct, and that a disturbance of the synchronization between the development of the leaves of the oak in spring and the development of the caterpillars of the lackey moth may cause a decrease of the population density of the insect. It is not to be expected, however, that in the field the disturbance will be as great as the one in the rearing cages. Care should be exercised when it seems necessary to slow down the development of the eggs of the lackey moth, when the caterpillars are to be used for investigations on the influence of the food on the development.