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Die antibakterielle Chemotherapie hat Modellcharakter. Die Pharmakokinetik, das „Erfolgsorgan“ (Erreger) sowie der klinisch-kurative Erfolg sind besser mesbar als bei anderen Therapieformen. Es gibt eine Flut von Informationen uber Antibiotika, die selbst Experten nicht mehr zu uberschauen vermogen. Als Leitschnur durch den „Dschungel“ der Antibiotika eignet sich wie bei jeder anderen Arzneimittelanwendung die Forderung nach moglichst weitgehender Therapieoptimierung: Wirksamkeit, Vertraglichkeit, Praktikabilitat und Kostenminimierung. So verbleibt aus dem „Angebot“ antibiotisch wirksamer Substanzen und im Handel erhaltlicher Praparate je ein Katalog von oral oder parenteral einsetzbaren Standard-Antibiotika und eine begrenzte Zahl von Reservesubstanzen fur seltene Indikationen.

Die Therapie infektioser, meist bakterieller Endokarditiden nimmt eine Sonderrolle in der antibakteriellen Chemotherapie ein. Angesichts der fehlenden Selbstheilung aller Endokarditiden ist eine moglichst effektive bakterizide Chemotherapie dringend geboten. Die Bakterien sind bei der Endokarditis weitgehend in ein Fibrinnetz eingeschlossen, das die Funktion korpereigener phagozytierender Zellen wie auch die Diffusion des Antibiotikums beeintrachtigt. Die Elimination der Erreger vom Endokard mus wesentlich mehr als bei anderen Infektionen durch eine effektive bakterizide Chemotherapie zustande kommen.

Empfehlungen zur antibakteriellen Chemotherapie von Gallenweginfektionen beruhen auf der Gallengangigkeit von Antibiotika und ihrer Aktivitat in vitro gegen die bei Cholezystitis und Cholangitis vorkommenden Erreger. Nach der chemotherapeutischen Formel gilt ein Antibiotikum als zur Therapie geeignet, wenn seine Konzentration am Ort der Wirkung hoher als die minimale Hemmkonzentration gegenuber den zu behandelnden Erregern ist7. Auf Gallenweginfektionen angewandt, trifft diese Formel besonders fur Tetracycline zu, die deshalb auch von vielen Autoren empfohlen werden1 6 9.

Auch heute noch ist die infektiose Endokarditis eine Krankheit mit einer hohen Letalitat, die je nach dem Erreger bei 15–80% liegt (s. S. 184ff.). Die Fortschritte der antibiotischen Therapie und der Technik kardiochirurgischer Eingriffe, die seit wenigen Jahren auch bei floride entzundlichen Klappenprozessen durchgefuhrt werden (s. S. 148ff.), haben der Krankheit den Schrecken nicht genommen. Da die Prognose der floriden Entzundung nach wie vor ungunstig und die des zuruckbleibenden Klappenschadens mit seinen hamodynamischen Auswirkungen ebenso ungewis ist, stellt sich um so dringlicher die Forderung einer Pravention, einer wirksamen Prophylaxe der infektiosen Endokarditis.

Gallenweginfektionen werden allgemein unterteilt in Cholecystitis und Cholangitis. Diese grobe Aufteilung ist aus praktischen Grunden gerechtfertigt, selbst wenn beide Formen im Grunde Variationen der gleichen Erkrankung darstellen. Beiden Erkrankungen gemeinsam ist im allgemeinen ein mechanischer Stau der Gallenwege. Je nachdem an welcher Stelle eine mechanische Blockierung der Gallenwege erfolgt, kommt es zur Cholecystitis oder Cholangitis. In den allermeisten Fallen stellt das Grundleiden eine Cholelithiasis dar. Da Gallensteine eine stark unterschiedliche geographische Verbreitung haben, kommen Gallenweginfektionen in einzelnen Regionen der Welt mit unterschiedlicher Frequenz vor. Neben Konkrementen konnen auch Gallengangtumoren und Strikturen, selten auch Parasiten den mechanischen Faktor darstellen. Die Verhaltnisse sind jedoch nicht so einfach, das eine Gallenweginfektion nur eine Kombination von Gallenwegobstruktion + Bakterienbesiedlung darstellt. Ein Steinverschlus fuhrt viel haufiger zu einer Gallenweginfektion als ein Verschlus der Gallengange durch einen Tumor. Die Pathogenese von Gallenweginfektionen wird weiterhin dadurch vieldeutig, das in 5–10% aller Cholecystitiden und in einem gewissen Prozentsatz aller Cholangitiden keine Konkremente oder mechanische Faktoren nachgewiesen werden konnen.