Search

In diesem Kapitel wird die Vererbung zwischen Objekttypen mit Hilfe von Objekt/Verhaltensdiagrammen diskutiert. Vererbung zwischen Objekttypen umfast die Vererbung von Struktur und von Verhalten. Strukturvererbung bedeutet, das jeder Objekttyp die Eigenschaften seines Supertyps erbt. Verhaltensvererbung bedeutet, das jeder Objekttyp das Verhalten seines Supertyps, d.h. Lebenszyklus, Aktivitatsspezifikationen, Aktivitatsimplementierungen und Aktivitatskompositionen erbt. Zusatzlich kann jeder Subtyp geerbte Information verandern bzw. um neue Eigenschaften und neues Verhalten erweitern. Es werden Regeln angegeben, die festlegen, inwieweit ein Subtyp die Struktur und das Verhalten eines Supertyps erganzen bzw. modifizieren darf. Mit Objekt/Verhaltensdiagrammen soll eine intuitive Modellierung eines Ausschnittes der Realitat unterstutzt werden. Die Semantik der Vererbungsregeln basiert daher auf der Spezialisierungsvererbung (fur eine Diskussion der unterschiedlichen Vererbungssemantiken siehe Unterkapitel 2.1). Die Vererbungsregeln werden in den folgenden Unterkapiteln, getrennt nach Strukturvererbung und Verhaltensvererbung, vorgestellt.

In diesem Kapitel wird eine Erweiterung des traditionellen Konzeptes des Nachrichtenaustauschs in objektorientierten Systemen, der kooperative Nachrichtenaustausch (cooperative message passing), vorgestellt. Wahrend der traditionelle Nachrichtenaustausch nur ein Empfangerobjekt fur eine Nachricht kennt, wird beim kooperativen Nachrichtenaustausch eine Nachricht gleichzeitig an eine Liste von Objekten geschickt, die diese Nachricht auch gemeinsam beantworten. Der Vorteil des kooperativen Nachrichtenaustauschs liegt in der Modellierung von mehrfach polymorphen Operationen (multi-polymorphic operations), an deren Ausfuhrung mehrere Objekte beteiligt sind. Mehrfach polymorphe Operationen konnen in der Regel nicht eindeutig einem Objekt bzw. einem Objekttyp zugewiesen werden, u.a. deshalb, weil ihre Spezifikation von mehreren Objekttypen abhangig ist. Ein Beispiel ist die Berechnung des Zimmertarifs in einem Hotel. Die Berechnungsvorschrift ist sowohl von der jeweiligen Saison als auch von der Zimmerkategorie abhangig. Mehrfach polymorphe Operationen werden in sogenannten Kooperationsvertragen (cooperation contracts) spezifiziert, die das Zusammenwirken mehrerer Objekttypen beschreiben. Kooperationsvertrage und mehrfach polymorphe Operationen unterstutzen eine Verhaltensmodellierung, die zwischen dem lokalen Verhalten einzelner Objekte und dem globalen Verhalten, an dem mehrere Objekte beteiligt sind, unterscheidet.

In diesem Kapitel werden die fur das Verstandnis des vorliegenden Buches erforderlichen Konzepte eingefuhrt. Das erste Unterkapitel behandelt die elementaren Konzepte der Objektorientierung, wahrend das zweite Unterkapitel die speziellen Konzepte der objektorientierten Modellierung beschreibt.

In diesem Kapitel wird eine neue, fur die objektorientierte Modellierung wichtige Integritatsbedingung vorgestellt: lokale referentielle Integritat (local referential integrity). Lokale referentielle Integritat erweitert die bekannte Integritatsbedingung der referentiellen Integritat fur zusammengesetzte Objekte. Referentielle Integritat besagt, das jedes referenzierte Objekt tatsachlich existiert. Lokale referentielle Integritat stellt zusatzlich sicher, das ein Objekt nur solche Objekte referenziert, die zum selben zusammengesetzten Objekt gehoren. Lokale referentielle Integritat ist zum Beispiel erfullt, wenn Mitarbeiter einer Produktionsabteilung ausschlieslich fur die Arbeit an Maschinen der selben Produktionsabteilung eingeteilt werden. In traditionellen Datenbank- und Informationssystemen mus diese Integritatsbedingung explizit in einem Anwendungsprogramm implementiert werden. Der Grund dafur liegt in der fehlenden Unterstutzung zur Modellierung von zusammengesetzten Objekten (fur eine Erklarung von zusammengesetzten Objekten siehe Abschnitt 2.2.1). Objektorientierte Modelle unterstutzen das Konzept der referentiellen Integritat und das der zusammengesetzten Objekte. Lokale referentielle Integritat verbindet nun beide Konzepte, in dem es das Konzept der referentiellen Integritat um die Anwendung innerhalb von zusammengesetzten Objekten erweitert.

In diesem Kapitel werden die aus der strukturierten Entwicklung bekannten Konzepte der Kopplung und Kohasion zur Bewertung der Qualitat von Software fur die objektorientierte Entwicklung angepast und erweitert. Damit wird einem in der bisherigen Literatur zur objektorientierten Softwareentwicklung kaum beachteten Problem Rechnung getragen, namlich dem Problem der sehr schnell ansteigenden Komplexitat von objektorientierten Systemen bei gleichzeitigem Fehlen von adaquaten Qualitatskriterien und Richtlinien fur „gute“ objektorientierte Software.

Informationssysteme haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Wurden sie fruher fast ausschlieslich im betriebswirtschaftlich administrativen Bereich eingesetzt, so sind sie heute auch aus dem technischen Anwendungsbereich (Computer Aided Design, Computer Integrated Manufacturing, um nur einige Schlagworte zu nennen) kaum wegzudenken. Informationssysteme sind datenintensive Softwaresysteme, d. H. sie stellen die Funktionalitat zur Verwaltung und Manipulation groser Mengen von Daten zur Verfugung und bauen daher in der Regel auf einem Datenbanksystem auf. In diesem Sinne bauen Informationssysteme auch auf einem Beschreibungsmodell, traditionell auch Datenmodell genannt, auf, das es erlaubt, den jeweils abzubildenden Problembereich so realitatsnah wie moglich zu spezifizieren. Neue Anforderungen an diese Beschreibungsmodelle sind u.a. die Modellierung von komplex strukturierten Daten, wie sie vor allem in technischen Anwendungen anzutreffen sind, und die Modellierung von dynamischer Information zusatzlich zu und gemeinsam mit den statischen Datenstrukturen. Eine Antwort auf diese Anforderungen sind objektorientierte Informationssysteme, d.h. Informationssysteme basierend auf einem objektorientierten Beschreibungsmodell.