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Ein technisches Feld, bei dessen Literaturstudium man unwillkurlich zu der tberzeugung kommen kann, das die wichtigsten Probleme mathematischer Natur sind, ist der Bau von Leitungsnetzen, der zu einer grosen Reihe an sich hochst interessanter mathematischer Arbeiten Anlas gegeben hat; ihr wissenschaftlicher Reiz wird noch durch die vielfachen Analogien mit der Statik gehoben. Auch an den Hochschulen findet man manchmal besondere Vorlesungen uber die Berechnung elektrischer Leitungsnetze. Eine Anzahl sehr sinnreicher und eleganter Methoden sind ausgearbeitet, um die Stromverteilung in gekuppelten Leitungsnetzen zu ermitteln, den Einflus von Belastungsanderungen zu verfolgen usw.

Die Absperrung des Uberseeverkehrs und die Behinderung der Einfuhr wichtiger Rohstoffe veranlasten das Kriegsministerium schon bei Kriegsbeginn im Jahre 1914 die Beschlagnahme eines der unentbehrlichsten Rohstoffe, des Salpeters, durchzufuhren. Sie erstreckte sich auf alle Vorrate an Natron-, Kali-, Kalk-, Ammonsalpeter und Salpetersaure, die fur die Munitionserzeugung sichergestellt werden musten. Gleichzeitig wurde durch Steigerung der Ammoniakerzeugung und durch Errichtung neuer groser Fabriken fur die Herstellung von Salpetersaure und salpetersauren Salzen vorgesorgt. Betroffen wurde durch diese Masnahme und durch die mangelnde Einfuhr vor allen Dingen die deutsche Landwirtschaft, der plotzlich das wichtigste kunstliche Dungemittel fehlte. Die geringe deutsche Erzeugung von Ammoniumsulfat und Kalkstickstoff konnte den Ausfall auch nicht annahernd decken, und wenngleich durch nachtragliche Freigabe und Heranziehung anderer Dungstoffe fur das Jahr 1915 soweit Ersatz geschaffen worden war, das wir uns einer leidlichen Durchschnittsernte erfreuen durften, so lagen doch fur das Jahr 1916 die Verhaltnisse auserordentlich ungunstig. Das Landwirtschaftsministerium berechnete das Minderertragnis bei vollstandigem Ausfall kunstlicher Dungung auf 40 vH der Ernte, und es ist deshalb erklarlich, das diese Behorde schon seit Beginn des Krieges unablassig bemuht war, die mit seiner Dauer fur die Ernahrung des Volkes steigende Gefahr moglichst zu beseitigen.

Von allen Energieformen, deren Anwendung zur Deckung stadtischen Bedarf es versucht wurde, hat sich die Elektrizitat wegen ihrer Vielseitigkeit und leichten Verteilbarkeit als die geeignetste erwiesen. Mit Ausnahme der nicht an eine bestimmte Fahrbahn. gebundenen Fahrzeuge, denen die Arbeit der Zentrale nur auf dem kostspieligen Umwege uber den Akkumulator zugefuhrt werden kann, will man heute alle Arbeitsmaschinen elektrisch betreiben, in der richtigen Erkenntnis, das die in grosen Maschinen zentral erzeugte ‘Energie mit geringen Verlusten fortgeleitet, wirtschaftlicher geliefert werden kann als die jedes Detailsystems. Wer wurde heute noch an den Betrieb von Strasenbahnen durch Druckluftmotoren denken, von denen selbst Reu1eaux noch vor wenigen Jahren die Umwandlung des Strasenbahnbetriebes erhoffte, oder an die Einfuhrung von Gaskraftwagen und Seiltriebbahnen in den Strasen einer Grosstadt? Oder wer wurde zum Zwecke der Kraftverteilung heute noch ein Druckluftsystem wie das’ Poppsche in Paris oder ein Druckwassersystem wie in London neu einfuhren?

Der jeweilige Belastungszustand offentlicher Elektrizitatswerke ist als eine gegebene und im voraus ziemlich genau bekannte Grose anzusehen, die durch den Bedarf der angeschlossenen Stromverbraucher festgelegt ist. Auch die Geschwindigkeit des Uberganges von einer Belastungsstufe zur andern ist somit im voraus bekannt, sie geht aus der Belastungskurve hervor, die sich in der Regel von einem Tag zum andern (abgesehen von Feiertagen) nur wenig andert; ihre Form hangt von der Eigenart des Verbrauches und von der Jahreszeit ab, ihr Verlauf zeigt auch zu gleichen Zeiten aufeinanderfolgender Jahre meist nur unwesentliche Verschiebungen. Einsichtige Betriebsleiter haben langst erkannt, das durch Umgestaltung der Kurve grose wirtschaftliche Vorteile zu erlangen sind und demgemas durch geschickte Tarifbildung standig auf ihre Verflachung hingearbeitet; bahnbrechend sind in dieser Hinsicht die Oberschlesischen Elektrizitatswerke (Tarif von Agthe) zuerst vorgegangen. Die durch Anderung der Kurve erzielbaren wirtschaftlichen Vorteile sind groser als die mit irgendwelchen andern technischen Mitteln erreichbaren, sie verdienen deshalb besondere Beachtung. (Uber das Mas der erreichbaren Verbesserung geben die an spaterer Stelle durchgefuhrten Rechnungen Aufschlus.)

Bei der Projektierung des Markischen Elektrizitatswerkes im Jahre 1909 hatte ich mir die Aufgabe gestellt, den Nachweis zu erbringen, das gegenuber der bis dahin ublichen Bauweise eine betrachtliche Herabsetzung der spezifischen Anlagekosten von Elektrizitatswerken moglich sei, und das ferner die Wirtschaftlichkeit des Betriebes dadurch in starkem Mase gehoben werden konne. Diesen Nachweis glaubte ich deshalb schuldig zu sein, weil selbst ernst zu nehmende Fachleute die von mir seinerzeit aufgestellte Behauptung bestritten, das es moglich sei, mittlere und grose Kraftwerke unter normalen Bauverhaltnissen mit einem Anlagekapital von 200 Goldmark fur das ausgebaute kW und darunter zu errichten, wahrend man vorher mit 350 bis 500 M/kW rechnete.

Als besonderer Vorzug dieses ganzen Vorgehens verdient die Tatsache hervorgehoben zu werden, das fur Reich und Staat jedes finanzielle Risiko ausgeschaltet wird und das der Staat bei dieser wirtschaftlichen Umwalzung von allem Experimentieren absieht. Die Umwandlung ist an keine Zeit gebunden. Sie gestattet daher in jedem Einzelfall eine eingehende Prufung; spielen keine anderen Rucksichten mit, so wird ein Abschlus nur dann erfolgen, wenn diese Prufung in einwandfreier Weise die Wirtschaftlichkeit der Projekte ergeben hat. Sollte trotzdem im Einzelfalle das erwartete Ergebnis sich nicht verwirklichen, so wird das die Ausnahme bilden und das Gesamtunternehmen nur unmerklich treffen.

Ich gehe von der Voraussetzung aus, das der Staat sein Ziel darin erblickt, lediglich die „Groserzeugung“ der Elektrizitat in die Hand zu nehmen. Hierunter wird die Zusammenfassung der Kraftwerkerzeugung und die leistungsfahige Verkuppelung der Kraftwerke untereinander durch Hochspannungsleitungen (etwa 100000 Volt) verstanden. Ich sehe davon ab, die Zweckmasigkeit dieser Beschrankung naher zu begrunden und verweise in dieser Hinsicht auf die einschlagige Fachliteratur3) und das gleichartige Vorgehen in einzelnen Bundesstaaten, welche mit der Verstaatlichung begonnen haben. Hierin wird fast ausnahmslos die Notwendigkeit betont, den Kleinverkauf der Elektrizitat den bisherigen Unternehmern, das sind Kommunalverbande, Gemeinden, Privatgesellschaften usw. zu uberlassen.

Durch die markische Stadt Eberswalde fliest der Finowkanal, der Elbe und Oder verbindet und in seinem Bett die Finow beherbergt, ein Fluschen, dessen Kraft noch heute in mehreren Gefallstufen ausgenutzt wird. An ihren Ufern hat sich, begunstigt durch die Nahe von Berlin, eine lebhafte Industrie entwickelt, deren Anfange bis auf die Zeit des Grosen Kurfursten zuruckreichen. Die wenigen Pferdekrafte der Finow genugen langst nicht mehr den gewachsenen Bedurfnissen, Dampfkraft ist im Laufe der Zeit zur Unterstutzung herangezogen worden, und heute ist die Finow der Industrie weit nutzlicher als Tragerin der Kohlenschiffe und andrer Guter, denn als Kraftquelle.

Beispiel: Die Elektrizitatswerke Brakpan, Simmerpan, Roshervilledam und Vereeniging der Victoria Falls and Transvaal Power Company in Sudafrika gebraucht wurden

Wer einmal die Entwicklungsgeschichte der grosen Elektrizitatswerke schreibt, wird denjenigen eine besondere Stellung einraumen, deren Aufgabe auf die Versorgung groser Gebiete und den Anschlus industrieller Betriebe gerichtet ist, weil bei ihnen die schwierigsten wirtschaftlichen und technischen Verhaltnisse vorliegen und ihrer Entwicklung offentlich- und privatrechtliche Hindernisse entgegenstehen, unter denen stadtische Werke nicht zu leiden haben.

Bezogen auf Rohkohle, betragt die Teerausbeute im allgemeinen bei deutschen Steinkohlen . . . . 2 bis 7 vH mitteldeutschen Braunkohlen . . 2 » 8 »

Auf die Erorterung derjenigen Grundsatze, die fur die Lage der Werke ausschlaggebend sind, wurde deswegen Gewicht gelegt, weil wohl die meisten an Stellen liegen, an denen sie nicht errichtet worden waren, wenn man die masgeblichen Faktoren von vornherein richtig gewurdigt und die Entwicklung vorausgesehen hatte.

Die Kohlen bestehen aus der eigentlichen brennbaren Substanz: der Reinkohle, aus Wasser und.aus Asche. Die brennbare Substanz setzt sich zusammen aus C, H, O, N und S. Neuere Forschungen haben ergeben, das die Kohle keine einfache Verbindung ist, sie besteht aus zahlreichen hochmolekularen Verbindungen. Es kann ferner als sicher angenommen werden, das die Kohle den Kohlenstoff nicht als elementaren Kohlenstoff, sondern in Form von Kohlenwasserstoffen enthalt.

Will man ermitteln, welche Kohlenmengen in Nebenproduktenanlagen bei dem durch heutige technische Voraussetzungen begrenzten Feld wirtschaftlich verwertet werden konnen, soweit eine solche Schatzung angesichts der Unsicherheit der Grundlagen (Preise der Nebenprodukte) uberhaupt moglich ist, so mus man von der Kohlenverteilung ausgehen.

Handelt es sich nicht lediglich um den Vergleich der Energietransportkosten (Kap. V, 3. S. 107), sondern um die Beurteilung ganzer Projekte fur die Elektrizitatsversorgung groser Gebiete, so mus gleichzeitig eine Parallele zwischen der Errichtung eines einzigen Werkes und einer groseren Anzahl mittelgroser ortlicher Werke gezogen werden. Bei diesem Vergleich ergeben sich aber so wesentliche Unterschiede, das der betrachtliche Vorteil der Erzeugung in grosen Werken klar zum Ausdruck kommt.

Die altesten Anlagen fur Gewinnung der Nebenprodukte sind die Kokereien und die Gasanstalten. In beiden wird die Kohle unter Luftabschlus in Oefen oder Retorten erhitzt, wobei Koks zuruckbleiben und die gasformigen Bestandteile der Kohle, aus denen Teer und Ammoniak ausgeschieden werden, entweichen. Ein Teil des entstehenden Gases oder der Koks wird fur den eigenen Warmebedarf der Kokereien und der Gasanstalten verbraucht.

Wie ist im einzelnen der Aufbau der Staatsgesellschaften zu gestalten, und welche rechtlichen Grundlagen sind fur ihre Entwicklung zu schaffen?