1. Zur Funktion des Gehirns: die mentale Sehwelt
- Author
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Stephan Frings, Frank Möhrlen, and Werner A. Müller
- Abstract
Das Kapitel fuhrt einleitend in die Methoden der Hirnforschung ein und schliest mit Gedanken zu „Geist und Seele – nichts als Chemie und Physik?“ Das hat seine Grunde. Mancher Gelehrter wie Descartes hat sich Gedanken gemacht, warum wir die Welt aufrecht sehen, obwohl die Linse des Auges das Bild auf der Retina verkehrt projiziert. Die Antwort ist: das Auge liefert nur Daten uber eingefangene elektromagnetische Wellen, das Bild entsteht im Gehirn unter dem korrigierenden Einfluss real gewonnener Erfahrung. Wir erfahren, wohin die vom Auge gelieferte Information im Gehirn weitergereicht wird und dass das vom Auge Gelieferte von Station zu Station auf elementare Merkmale analysiert wird. So werden die Winkel von Kanten durch eine Serie von Neuronen erfasst, deren Filter um 10° vom dem Filter des nachsten Neurons abweicht. Place- und grid cells helfen, uns im Raum zu orientieren und uns an bekannte Orte zu erinnern. Wir lesen, dass Eigenschaften von Objekten („Was“) und deren Ort („Wo“) auf getrennten Bahnen reprasentiert sind. Alle erfassten Merkmale werden nach Regeln der Wahrnehmungspsychologie fur die Herstellung und Interpretation eines mentalen Bildes herangezogen, wobei der Gesichtserkennung Vorrang eingeraumt wird. Wir unterliegen bei Bildinterpretationen auch Sinnestauschungen und erfreuen uns an trickreich konstruierten unmoglichen Figuren. Wir wundern uns, dass im Experiment ein Gummiarm als korpereigener wahrgenommen werden und das ICH scheinbar den Korper verlassen kann wie in Nahtod-Erlebnissen und dass es auch unbewusstes Sehen gibt.
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- 2019
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