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Im Grundzustand dominieren anti-inflammatorische Immunprozesse und erhalten die Integritat der Gewebe. Sie werden bei Gefahr durch entzundliche Abwehrreaktionen uberrollt, die notwendig sind, um die Gefahr zu beseitigen. Fur den Organismus kann der Preis hoch sein, denn die aggressiven Immuneffektormechanismen schadigen auch korpereigene Zellen und Gewebe. Zahlreiche Mechanismen wirken dann zusammen, die Homoostase schnellstmoglich wiederherzustellen.

Der Vielfalt der Erreger und ihres Verhaltens muss die Immunantwort angepasst sein, um ein Optimum in der Balance zwischen wirksamer Abwehr und unvermeidlichem Begleitschaden fur den Organismus zu erzielen. Es sind folglich verschiedene Qualitaten der Immunantwort notwendig, wobei das Habitat der Infektionserregerdie optimale Abwehrstrategie bestimmt.

Spezifische Immunantworten konnenunter bestimmten Umstanden auch krankmachende,selten sogar lebensbedrohlicheEffekte hervorrufen.1957 wurden erstmals Autoantikorperim Patientenserum entdeckt undfur Autoimmunerkrankungen verantwortlichgemacht. Heute wissen wir, dass der invitro -Nachweis organspezifischer Autoantikorpernicht unbedingt gleichzusetzen istmit einer kausalen Rolle in der Autoimmunerkrankung. Es handeltsich vielmehr um ein multifaktoriellesGeschehen, zu dem auch T-Zellen beitragen.Umgekehrt konnen auch T-Zellenund Antikorper gegen Fremdantigeneimmunpathologische Bedeutung erlangen. Wie Effektormechanismen derAntikorper und T-Zellen pathogen wirkenkonnen, wird im Folgenden erortert.

Das Immunsystem ist nicht nur Ziel therapeutischer Interventionen, sondern seine Mechanismen konnen auch zur Gewinnung von hochspezifischen Heilmitteln genutzt werden, den monoklonalen Antikorpern. Inzwischen ist die Therapie mit solchen Biologicals in vielen klinischen Bereichenetabliert und hat die medizinischen Moglichkeiten wesentlich erweitert.

Das Immunsystem verandert sich und spielt vielfaltige Rollen im Laufe des Lebens eines Individuums. Es beeinflusst z. B. die Partnerwahl, ubt mit anti-inflammatorischen Mechanismen aktive Toleranz gegen den wachsenden Embryo aus und schutzt Embryo und Saugling durch Transfer von Antikorpern. Im Zeitfenster rund um die Geburt wird das reifende Immunsystem des Kindes entscheidend durch die Exposition gegenuber Mikroorganismen gepragt. Funktionsverluste des Immunsystems in Alter betreffen innate und adaptive Mechanismen.

Als Beispiele fur entzundliche Immunopathien werden besprochen: Sepsis, Asthma, Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose, Rheumatoise Arthritis, chronisch entzundliche Darmerkrankungen und Zoliakie.

Immer, wenn das Immunsystem auffallig wird, handelt es sich um uberschiesende oder insuffiziente Effektorfunktionen. Meist ist dabei die Regulation der Immunantwort gestort; Inflammation und Anti-Inflammation geraten aus der Balance. Pathogene Immunreaktionen basieren grundsatzlich auf Mechanismen, die ansonsten physiologische Immunfunktionen ausmachen.

Das Immunsystem uberwacht Tumoren und begrenzt ihr Wachstum. Zur Tumorabwehr tragen besonders CTLs und NK-Zellen bei. Die Entwicklung tumorspezifischer CTLs erfordert die Kreuz-Prasentation von Tumorantigenen durch professionelle APCs. Im Verlauf einer Tumorerkrankung verandern sich Tumoren durch Mutation und Selektion durch das Immunsystem. So entwickeln sich vielfaltige Tumorescape-Mechanismen.

Hier lassen wir noch einmal Revue passieren, was in den Kapiteln uber die Physiologie der Immunantworten ausgefuhrt wurde, und erganzen das Bild um interessante Aspekte, die noch nicht zur Sprache kamen. Dabei fallt auf, dass die Aufrechterhaltung der Integritat eines Individuums weit mehr umfasst als die Abwehr von Infektionserregern. Das Aufgabenspektrum eines regular funktionierenden Immunsystems ist sehr breit!