Nahezu alle Lehrpersonen haben in ihrem Unterricht auf unterschiedlichste Art und Weise mit Disziplinproblemen und Konflikten zu tun. Deshalb kommt der Klassenführung im Umgang mit Störungen im Unterricht eine bedeutende Rolle zu. Dabei unterscheidet man zwischen Formen der Prävention und Formen der Intervention. Während man im Zusammenhang mit Störungen im Unterricht nahezu immer Formen der Intervention, wie Konsequenzen und Sanktionen aussprechen, begegnet, wird Formen der Prävention, sprich den proaktiven Strategien, weniger Beachtung geschenkt. Die Forschung zeigt jedoch deutlich, dass proaktive Strategien in der Klassenführung zur Reduktion von Störungen im Unterricht unabdingbar sind. Um deren Rolle in der Praxis zu ergründen, wurden im Juni 2019 neun Klassenlehrpersonen mit mindestens zehnjähriger Berufserfahrung mittels halbstandardisierten Leitfadeninterviews befragt. Die Stichprobe besteht dabei aus Klassenlehrpersonen von Sekundar-, Real- und Integrationsklassen, damit die gesamte Bandbreite der Zielstufe abgedeckt ist. Die Auswertung der Ergebnisse hat dabei ergeben, dass sich alle vier in der empirischen Untersuchung thematisierten proaktiven Strategien in der Klassenführung, nämlich Beziehungsarbeit, Regeln, Unterrichtsvorbereitung und Unterrichtsgestaltung, zur Reduktion von Störungen im Unterricht bewährt haben und im Unterricht dementsprechend Anwendung finden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Klassenlehrpersonen von Sekundar-, Real- oder Integrationsklassen handelt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass einzelne proaktive Strategien in der Klassenführung im Umgang mit Störungen im Unterricht als bedeutsamer eingestuft werden als andere. Am bedeutsamsten wird die Beziehungsarbeit eingestuft. Anschliessend folgt die lernförderliche Atmosphäre, welche einen direkten Zusammenhang mit der Beziehungsarbeit hat. Die Unterrichtsvorbereitung, Unterrichtsgestaltung und Regeln sind jedoch auch von grosser Bedeutung, wenn es um den Zusammenhang zwischen p