1. Selbstbestimmung und Teilhabe als gemeinsame Ziele von Pflege, Therapie und Sozialmedizin: Entwurf eines Organisationsmodells auf Basis einer Kontaktpunktanalyse
- Author
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Michael Röder, Astrid Herold-Majumdar, Christian Alex, Hans Gerber, Johann Behrens, Michael Penz, and Gert von Mittelstaedt
- Subjects
03 medical and health sciences ,0302 clinical medicine ,Political science ,Public Health, Environmental and Occupational Health ,030212 general & internal medicine ,030210 environmental & occupational health ,Humanities ,Nursing therapy - Abstract
Zusammenfassung Hintergrund Jeder Mensch, der nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) pflegebedürftig (SGB XI § 14) ist, ist „behindert“ gemäß SGB IX und hat daher nach deutschem Recht und der UN-Behindertenrechtskonvention Anspruch auf Förderung von selbstbestimmter Teilhabe. Damit Teilhabe nicht nur eine abstrakte Zielvorstellung bleibt, sondern in der Alltagspraxis verwirklicht werden kann, stellt sich die Frage, wie die Organisationen zu konfigurieren sind, um individuelle Teilhabeziele des Teilhabeplans, über sektorale, disziplinäre und professionelle Grenzen hinweg, bei Pflegebedürftigkeit und komplexen Versorgungsbedarfen zu verwirklichen. Die Sozialmedizin untersucht die Zusammenhänge zwischen Versorgungssystem, sozialen Bezügen und Gesundheit bzw. Krankheit. Sie kann eine „Brückenfunktion“ zu den Sozialwissenschaften, zu der Pflegewissenschaft und zu den Therapiewissenschaften ausüben. Die strukturell bedingte und routinierte bisherige Koordination durch die Ärzte soll anhand einer methodengestützten Prozessanalyse überprüft werden, um die Organisation der Rehabilitation konsequent an der Person mit Rehabilitationspotential auszurichten. Dabei sollen Menschen, die älter als 70 Jahre sind, an einer geriatrisch relevanten Multimorbidität leiden und zugleich Rehabilitationspotenzial aufweisen, im Fokus der Analyse stehen. Ziel Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, anhand eines Fallbeispiels ein Konfigurationsmodell auf Basis der Theorie des Sense Making (Dervin 1998) für die Organisation multiprofessioneller Zusammenarbeit zu entwickeln. Dieses Modell kann dann in einem weiterführenden Schritt auf seine Wirkungen hin überprüft werden. Methodik Für die Konfiguration der Organisation wird neben organisationstheoretischen Überlegungen und pflegewissenschaftlichen Konzepten die Kontaktpunktanalyse auf Basis der Theorie des Sense Making auf ein Fallbeispiel der geriatrischen Rehabilitation übertragen. Die Fallanalyse dient dabei der exemplarischen Ausführung des Modells in dem spezifischen Feld der therapeutisch-aktivierenden Pflege, der Therapie und der Rehabilitation. Ergebnisse Als Ergebnis der fallbasierten Kontaktpunktanalyse liegt für das multiprofessionelle Reha Team ein dynamisches Modell der rotierenden Koordinierungsverantwortung vor. Dessen Wirkungen (und Nebenwirkungen) auf die Effektivität der multiprofessionellen Zusammenarbeit und auf die Erreichung der individuellen Teilhabeziele sind zu evaluieren. Bei der Wirkungsanalyse ist ein mehrdimensionaler Ansatz zu wählen, der neben von außen beobachtbaren und messbaren Ergebnissen (z. B. Selbständigkeitsmaße, wie den Barthel-Index oder FIM, Krankenhausaufnahmerate, Erhöhung des Pflegebedarfs) stets die Erfüllung des individuellen Teilhabeziels, der Selbstbestimmung und der individuellen Lebensqualität der Person mit Versorgungsbedarf einschließt. Schlussfolgerungen Das dynamische Modell der rotierenden Koordinierungsverantwortung kann für bereits umgesetzte geriatrische Rehabilitationsprozesse und Organisationsformen genutzt werden. Im Rahmen von Versorgungs- und Organisationsforschungsprojekten kann das Organisationsmodell eingesetzt, evaluiert, weiterentwickelt und langfristig, bei zunehmenden wissenschaftlichen Nachweisen erwünschter Wirkungen, in das Gesundheitssystem implementiert werden. Dabei sind die Nebenwirkungen und Side Effects nicht außer Acht zu lassen.Die vorliegende Publikation wurde in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe „Pflege“ des Fachbereichs „Praktische Sozialmedizin und Rehabilitation“ der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention der DGSMP erstellt.
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- 2019
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