1. Klinisch-psychologische Bausteine in der Diagnostik funktioneller Dysphonien – eine Übersicht
- Author
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Christiane Kiese-Himmel
- Subjects
Gynecology ,medicine.medical_specialty ,Otorhinolaryngology ,business.industry ,Functional dysphonia ,medicine ,business ,Psychogenic dysphonia - Abstract
Die Atiopathogenese funktioneller Dysphonien ist komplex; es reicht nicht aus, nur auf vokale Verhaltensaspekte zu schauen. Die dispositionelle Basis fur eine funktionelle Dysphonie kann konstitutionell, Sprechberufs-, Sprechverhaltens- und/oder personlichkeitsbedingt sein. Ausloser konnen (chronischer) Stress, stimmliche Uberbeanspruchung, ungunstige Sprechgewohnheiten, Infekte der oberen Luftwege, entzundliche Prozesse im Kehlkopf, belastende Lebensereignisse und COSO events sein. Die Interaktion von pradisponierenden und kausalen Faktoren ist unbekannt. Stress, Erschopfung, Angst, Depressivitat und/oder Personlichkeitsmerkmale, die Krankheitsbewaltigung (Coping) erschweren oder verhindern, gelten als aufrechterhaltende Faktoren. Stets ist eine Uberlagerung der Stimmsymptomatik durch reaktive psychische und soziale Auffalligkeiten zu berucksichtigen (z. B. Leidensdruck, depressive Verarbeitung, Sprechangst, sozialer Ruckzug). Da die Assoziation multipler psychosozialer Faktoren mit funktionellen Dysphonien nicht trennscharf ist – eine solche ist stets bei organmedizinisch nicht begrundbaren Symptomen anzutreffen – sind funktionelle Dysphonien psychodiagnostisch zu differenzieren. In Anlehnung an den ICD-10 Kpt V (F00-F99) wird ein diagnostischer Pfad vorgestellt. Unbekannt ist bislang, welche psychosozialen Faktoren eine psychogene Dysphonie von einer „Muscle Tension Dysphonia“ unterscheiden.
- Published
- 2015
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