Die steigende Ambiguitat des Wettbewerbsumfeldes erfordert von der Betriebswirtschaftslehre eine zunehmend genauere Ausdifferenzierung der umfassenden Fuhrungsaufgaben. Um diese Ausdifferenzierung zu vollziehen, findet man in der Literatur diesbezuglich zwei grundsatzliche Systematisierungen: Die Unterscheidung nach Realfunktionen strukturiert die Prozesse der Leistungserstellung (Beschaffung, Produktion, Absatz), wahrend die Managementfunktionen auf den Prozes der Unternehmensfuhrung (Planung, Realisation und Kontrolle) rekurrieren.1 Die vorliegende Arbeit verbindet mit Beschaffung und Kontrolle jeweils ein Element der genannten Teilfunktionen. Sie zielt auf eine sachlich angemessene Betrachtung der Kontrolle im Beschaffungsmanagement unter integrativen Gesichtspunkten ab. Folgende Uberlegungen sollen die Wahl dieses Themenschwerpunktes kurz erlautern: (1) In den letzten zehn Jahren hat das Beschaffungsmanagement sowohl in der Literatur als auch in der Praxis eine starke Aufwertung erfahren. Im Zusammenhang mit veranderten marktlichen Rahmenbedingungen, der Notwendigkeit einer Konzentration auf Kernkompetenzen und der damit einhergehenden Reduzierung der Fertigungstiefe mus die Beschaffung zunehmend in die strategische Unternehmensfuhrung eingebunden werden. Die Beschaffung ist nunmehr nicht langer eine operativ ausgerichtete Ausfuhrungsfunktion bereits vorgedachter strategischer Uberlegungen. Strategische beschaffungsbezogene Handlungspotentiale fuhren zu einer Verpflichtung des Management, die Beschaffung als Quelle zur Erzielung strategischer Wettbewerbsvorteile fur das gesamte Unternehmen anzuerkennen und entsprechend auszugestalten. (2) Ahnlich wie die Beschaffung innerhalb der Realfunktionen der Betriebswirtschaftslehre reprasentiert auch die Kontrolle eine — insbesondere im Vergleich zur betriebswirtschaftlichen Planung — traditionell vernachlassigte Fuhrungsfunktion innerhalb der strategischen Managementlehre. Die Kontrolle wurde uber Jahrzehnte hinweg lediglich als Teilfunktion von uberwiegend untergeordnetem Stellenwert angesehen, der es als letzter Phase im Managementprozes oblag, die Erreichung von Handlungszielen durch Soll-lst-Vergleiche ex post festzustellen.2 In der deutschen Betriebswirtschaftslehre erfuhr die Kontrollfunktion erst seit Mitte der 80er Jahre insbesondere durch die Leistungen der Forschungsgruppe um Steinmann/Schreyogg einen bemerkenswerten Bedeutungsgewinn. Inhalte dieser Ansatze werden auch in dieser Arbeit als wichtige Bausteine einer integrierten Beschaffungskontrolle wiederzufinden sein. Kontrolle wird diesem Verstandnis folgend zu einer Aufgabe, die gleichgewichtig gegenuber anderen Managementfunktionen — vor allem gegenuber der Planung — einzuordnen ist. So besehen wandelt sich das Verstandnis von Kontrolle von einer reinen Komplementar- bzw. Korrekturfunktion zu einer praventiven Kompensationsfunktion mit Umsteuerungspotential.1