Search

Anfang der 90er Jahre wurde in einem Forschungsvorhaben die umweltverträgliche Durchführung von Großveranstaltungen im städtischen Raum untersucht. Mit dem von der Deutschen Sporthochschule Köln nunmehr durchgeführten Forschungsvorhaben sollte die bedeutend sensiblere Ausrichtung solcher Veranstaltungen in der Natur betrachtet werden. Es wurden insgesamt 48 Mountainbiking Veranstaltungen unterschiedlicher Größenordnungen untersucht. Der Anteil großer Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern und /oder 5000 Zuschauern nimmt mit etwa 10% nur einen geringen Umfang ein. Insgesamt ist festzustellen, dass dauerhafte Auswirkungen von Mountainbike-Veranstaltungen auf die Umwelt in der Regel nicht zu befürchten sind. Erkennbare Schäden sind meistens gering und kleinräumig und betreffen oft vorbelastete Flächen. Das faunistische Störpotential kann im Einzelfall erheblich sein, führt aber in der Regel auch nicht zu dauerhaften Schäden. Im Sinne der Zielsetzung des Vorhabens, die Minimierung der Umweltbelastungen von Großveranstaltungen und die Vermeidung von unkontrollierter Raumnutzung, wurden Handlungsempfehlungen erarbeitet, die alle umweltrelevanten Veranstaltungsabläufe beinhalten.

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht eine Beschreibung der momentanen Situation des Mountainbikesports im Naturpark Südschwarzwald. Sie wurde durch eine Befragung von 355 Bikern vor Ort mittels Fragebogen ermöglicht. Aus den Ergebnissen lassen sich prinzipielle Entwicklungsmöglichkeiten dieser mittlerweile schon klassischen Outdoorsportart ableiten. Bei der Auswertung der erhaltenen Daten konnten Ergebnisse und Schlüsse früherer Untersuchungen in den meisten Fällen bestätigt werden. Der größte Teil der befragten Biker wohnt im Einzugsgebiet des Tagestourismus. Sie fahren etwa zwei Touren pro Woche mit durchschnittlich 45 km Länge. Dazu werden am häufigsten geschotterte Wege genutzt, während vor allem beim Bergabfahren viele am liebsten Wanderwege und Sin- gle Trails befahren würden. Da das Mountainbiking in der Regel auf bereits bestehenden Wegen ausgeübt wird und eine dem Wandern vergleichbare Untergrundbelastung mit sich bringt, sind kaum zusätzliche Wegeschäden zu beobachten. Diese sind jedoch nicht als ökologische Schäden zu bezeichnen, da die Anlage der Wege den eigentlichen Eingriff in die Natur darstellt. Wegeschäden sind ökonomische Schäden an der Infrastruktur einer Kulturlandschaft. Schwer- wiegender erscheinen die sozialen Konflikte zwischen Wanderern und Bikern. Begründet liegt dieses hohe Konfliktpotential in den praktisch identischen (Erholungs-) Interessen und der daraus resultierenden Nutzerdichte auf begrenztem Raum. Die durch die derzeitige rechtliche Situation hervorgerufene Bevorzugung der Wanderer führt in der Folge zu einer sehr geringen Akzeptanz der Verbote durch die Biker. So fahren praktisch alle Befragten mehr oder weniger oft auf verbotenen Wegen durch den Naturpark. Es muss sowohl Bikern als auch Wanderern klar werden, dass beide Gruppen berechtigte Nutzungsinteressen an den vorhandenen Wegen haben, und dass eine entsprechende gegenseitige Rücksichtnahme unumgänglich ist. Wanderer können durch Kurzhalten der Hunde oder kurzfristiges Hintereinandergehen ihre Toleranz zum Ausdruck bringen, während Biker durch rechtzeitiges sich bemerkbar machen und langsames Passieren helfen können, Konflikte zu vermeiden. Durch entsprechende Aufklärung, eine rechtliche Gleichstellung der Wegenutzer und eine den Belangen der Biker angepasste Wegeausschilderung kann eine höhere Akzeptanz der Ge- / Verbote sowie eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung erreicht werden. Nirgends sonst in Deutschland kann auf so wenigen Kilometern ein vergleichbarer Höhenunterschied bewältigt werden wie im Südschwarzwald. In Verbindung mit der überaus vielfältigen Landschaft bietet der Naturpark optimale Voraussetzungen für das Mountainbiking. Durch eine zielgruppenorientierte Wegeausweisung mit entsprechender Routenauswahl kann sowohl kommerziellen Interessen als auch den Belangen der Biker und des Umweltschutzes Rechnung getragen werden.