1. Elektrokardiographische Eigentümlichkeiten beim Ulkuskranken mit reseziertem Magen
- Author
-
J. Nossen and W. Hilmer
- Subjects
Gynecology ,medicine.medical_specialty ,Physiology ,Physiology (medical) ,Philosophy ,medicine ,Cardiology and Cardiovascular Medicine - Abstract
1. In den elektrokardiographischen Eigentumlichkeiten beim Ulkuskranken (“Ulkus-Ekg”) sehen wir den Ausdruck der konstitutionsbedingten Eigenarten einer Ulkuspersonlichkeit. 2. Zwei “Ulkustypen” werden gegenubergestellt: das uberwiegend in der Konstitution begrundete Ulkus (Ulkus der Personlichkeit, “Konstitutionsulkus”) und das vorwiegend situationsgebundene Ulkus (Ulkus der Situation, “Krisenulkus”). Sinngemas ergibt sich aus unseren Untersuchungen an Kranken mit Magenresektion eine Unterscheidung im elektrokardiographischen Kurvenbild in Kranke mit einem “Ulkus-Ekg” (Gruppe I) und in Kranke ohne “Ulkus-Ekg” (Gruppe II). 3. Als elektrokardiographische Eigentumlichkeiten eines Ulkuskranken gelten: flaches, breites, angedeutet doppelgipfligesP (Vagus-P); verlangertesP-Q, mitunter auch auffallend kurzePQ-Zeit; geringgradige Auspragung oder Fehlen derQ-, wie auch derS-Zacke; ein bezeichnender Kurvenzug der Endschwankung (der abfallende Schenkel derR-Zacke geht unmittelbar in einer leicht angehobenen flach muldenformig verlaufenden Zwischenstrecke uber in die angedeutet asymmetrisch geformte hoch positiveT-Zacke); Vagus-T; “Kurvenruhe”; Bradykardie; geringe Neigung zur Extrasystolie. —Die einzelnen Merkmale konnen in verschiedener Auspragung vorliegen, doch das Typische eines “Ulkus-Ekg” liegt in dem Zusammentreffen, im elektrokardiographischen Gesamtbild. 4. Das “Ulkus-Ekg” vermag auch nach einer Magenresektion jahrelang, selbst bis ins hohe Alter, die Ulkuspersonlichkeit zum Ausdruck zu bringen. 5. Kranke der Gruppe I (Magenresezierte mit “Ulkus-Ekg”), ganz uberwiegend Manner, hatten fast ausschlieslich ein Ulcus duodeni, wurden haufig wegen rezidivierender Ulcera operiert, klagen meist uber fortbestehende oder wiederauftretende Oberbauchbeschwerden nach der Operation, oft in ahnlicher Art wie vor dem Eingriff und weisen vielfach eine familiare Ulkusneigung auf. 6. Kranke der Gruppe II (Magenresezierte ohne Ulkus-Ekg) hatten ofters ein Ulcus ventriculi oder sonstige Magenwandveranderungen mit entsprechender absoluter Indikation zur Operation, lassen vielfach schwerwiegende Lebenssituationen als auslosende Ursachen der Ulkuskrisen erkennen, sind und bleiben nach der Magenresektion haufiger beschwerdefrei als Kranke der Gruppe I. 7. Dem vorwiegend konstitutionsbedingten Ulkusleiden mit typischen “elektrokardiographischen Eigentumlichkeiten eines Ulkus-Ekg ”steht das vorwiegend situationsbedingte Ulkusleiden ohne” Ulkus-Ekg” gegenuber.
- Published
- 1968