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Es wird eine Beobachtung eines 59jährigen Mannes zur Diskussion gestellt, bei dem es im Anschluß an einen rechtsseitigen Insult zu einer Hemianopsie der Aufmerksamkeit nach links und zu einer Zeichenstörung bei relativ gut erhaltener Schreibfähigkeit im Sinne einer optischen Agnosie von rechts parietalem Typus kam. Nach Rückbildung dieser Herdsymptome kam es nach drei Monaten zu einer linksseitigen Blutung mit einer Hemianopsie der Aufmerksamkeit nach rechts, einem röhrenförmigen Gesichtsfeld und einer akustischen Alloästhesie nach links mit überschießender Drehtendenz nach links. Gleichzeitig entstand eine Schmerzasymbolie für beide Körperhälften mit Aussparung des Gesichts. Anatomisch entsprach diesem klinischen Bild eine weitgehend vernarbte Blutung im Bereich des Gyrus supramarginalis rechts, die das Seitenhorn des Ventrikels erreichte und eine später entstandene frische ausgedehnte Blutung links, die, die Rinde unterminierend, fast den ganzen Schläfenlappen ausfüllte. Es erscheint erwägenswert, daß die atypische akustische Alloästhesie nach links, die sonst einem Linkshänder entspricht, mit der erheblichen Drehtendenz durch de vorausgehenden rechtsseitigen Insult vorbereitet war. Die Symptomatik nach dem zweiten Insult, die ebenfalls eine Scheitellappenblutung erwarten ließ, kann auf eine Unterbrechung der temporo-parietalen Systeme bezogen werden oder wäre mit Rücksicht auf die überschießende Drehtendenz im Sinne von Spiegel als Ausdruck einer Läsion der temporalen Vertretung des Labyrinthapparates zu deuten.

Nach einer normalen Sprachentwicklung bis zum 20. Lebensmonat entwickelte sich im Anschluß an eine cerebrale Kinderlähmung das Bild einer sensorischen Hörstummheit, die erst mit 7 Jahren durch sprachheil-pädagogische Maßnahmen soweit behoben werden konnte, daß die Patientin im Einzelunterricht eine reguläre Schulausbildung durcmachen konnte. Es bestand aber weiterhin eine „amusische“ Störung im Sinne einer Melodientaubheit und einer rezeptiven und expressiven Rhythmusstörung, für die ein akustischer Funktionswandel verantwortlich gemacht werden konnte. Die audiometrische Untersuchung ergab eine Erhöhung der Unterschiedsschwelle für Tonintensitätsänderungen auf Grund akustischer Nachbilder und einen für praktische Bedürfnisse unwesentlichen Hörverlust.

Ein 57-jähriger Patient, der bereits 7 Jahre vorher eine vorübergehende linksseitige Lähmung mit aphasischer Sprachstörung hatte, bietet ein schlagartig auftretendes Krankheitsbild, das einer Thrombose der linken Arteria cerebri posterior entspricht. Im Rahmen eines Roussy schen Thalamussyndroms steht eine Hyperpathie aller Sinnesgebiete d. h. eine rechtsseitige Hyperalgesie, eine Geruchs-und Geschmacksüberempfindlichkeit und eine Hyperakusis für obertonreiche Klänge und Geräusche im Vordergrund. Obwohl die obertonfreie Skala wie die eingehende audiometrische Untersuchung ergab, lückenlos und störungsfrei in den physiologischen Grenzen wahrgenommen wird, so empfindet der Patient alle Laute und Instrumentaltöne, wenn sie auf der Skala unter G 1 liegen, als unschön und quälend. Gleichzeitig besteht ein Funktionswandel mit hochgradiger Nachdauer der Reizempfindung, die zu einer Überschichtung der Einzelempfindungen in der Kontinuität führt, so daß es nicht nur zu störenden, sensiblen Nachbildern kommt, sondern auch eine Aufhebung der Melodiewahrnehmung und eine Behinderung der optischen Wahrnehmung beim Wandernlassen des Blickpunktes in Erscheinung tritt. Wie weit eine über eine Leitungsaphasie sich zurückbildende Worttaubheit mit einer Störung der akustischen Orientierung im Raum sich ebenfalls auf einen Funktionswandel zurückführen läßt, bedarf weiterer Untersuchungen. Außerdem weist der Kranke ein Zeitrafferphänomen auf, das sich auf die akustische Sphäre beschränkt.

Zusammenfassung 1.Bei akuter Encephalitis lethargica werden durch angestrengte Fixation von bestimmten Punkten über eine gewisse Zeit Blickkrämpfe mit Bewußtseinsverlust bis zu tiefem Schlaf ausgelöst.2.Durch Augenschluß kann auch prompt Bewußtseinsverlust erzielt werden, doch wird nachgewiesen, daß für diese Reaktion nicht ein mangelnder Gesichtseindruck, sondern das Aufwärtsrollen der Bulbi, also das Bellsche Phänomen, verantwortlich zu machen ist.3.Durch Hyperventilation werden primär Augenmuskelkrämpfe und sekundär Bewußtseinsverlust und Schlaf ausgelöst.4.Die gleichen Erscheinungen traten außer bei Encephalitikern auch bei Barbitursäurevergiftungen auf.5.Die auf diese Weise erzielten Zustände von Bewußtseinsverlust sind wesensgleich mit den durch Suggestion entstandenen hypnotischen Zuständen, von denen fließende Übergänge zum physiologischen Schlaf bestehen.6.Es bestehen auch zwischen dem physiologischen Schlaf und der Augenmuskelfunktion Beziehungen.7.Die kataleptischen Erscheinungen der Hypnose sind vermutlich an eine normale Funktion des Nucleus ruber gebunden.8.Eine katatone Katalepsie kann weder durch Fixationsver suche noch durch Hyperventilation hervorgerufen oder gesteigert werden.9.Bei Graviden der letzten Schwangerschaftsmomente konnte keine erhöhte Schlafbereitschaft nachgewiesen werden.