Remifentanil ist ein potentes, gut steuerbares Opioidanalgetikum mit schwacher hypnotischer Eigenwirkung, das bei alleiniger Anwendung dosisabhängig eine Schmerzausschaltung ermöglichen kann, ohne daß der Patient das Bewußtsein verliert. Bei kurzen, aber schmerzhaften Eingriffen wie der transvaginalen Follikelpunktion kann dies ein Vorteil sein, wenn dadurch auf die sonst häufig übliche Allgemeinanästhesie verzichtet werden kann. Die Qualität einer solchen Infusionsanalgesie mit Remifentanil bei wachen Patienten sollte in der vorliegenden Studie untersucht werden. Methodik: Patientinnen, bei denen eine transvaginale Follikelpunktion vor In-vitro-Fertilisation (IVF) geplant war, erhielten keine Prämedikation und wurden wach in den OP gebracht. Die Remifentanil-Infusion wurde mit 0,25 µg/kg/min gestartet; sobald die Frauen z.B. über ein Schwindel- oder Wärmegefühl berichteten, konnte mit der Follikelpunktion begonnen werden. Die Infusion wurde bei Bedarf in Schritten von 0,05 µg/kg/min angepaßt und mit der letzten Punktion beendet. Alle Vitalparameter inkl. der pulsoxymetrisch gemessenen Sauerstoffsättigung (psO2) wurden 2,5minütlich erfaßt, außerdem Dosisbedarf, Nebenwirkungen, Sedierungsgrad und mittels Fragebogen die Patientenzufriedenheit. Zusätzlich wurden die Remifentanil-Plasmakonzentrationen durch pharmakokinetische Simulation (3-Kompartimentmodell, STANPUMP-Software®) ermittelt. Ergebnisse:Insgesamt wurden die Daten (x¯±SD) von 50 Frauen im Alter von 31,8±5,1 Jahren erfaßt. Remifentanil wurde bei 70% der Patientinnen durchgehend mit 0,25 µg/kg/min dosiert, in 22% war eine Dosissteigerung auf 0,3 µg/kg/min, in 2% auf 0,4 µg/kg/min erforderlich, bei 6% mußte die Dosierung auf 0,2 µg/kg/min reduziert werden. Währenddessen blieben die Patientinnen meist wach oder waren sofort erweckbar; Blutdruck, Herz- und Spontanatemfrequenz sowie die psO2waren im Mittel nahezu unverändert. Die berechneten Remifentanil-Plasmakonzentrationen betrugen bei OP-Beginn 5,0±1,3, bei OP-Ende 6,6±1,3 und bei Ankunft im AWR 1,2±0,5 ng/ml. Insgesamt berichteten 54% der Frauen über Juckreiz, eine Thoraxrigidität trat nicht auf, 94% aller Patientinnen würden diese „Anästhesieform” nochmals wählen. Schlußfolgerungen: Bei IVF-Follikelpunktionen ist die alleinige Anwendung von Remifentanil zur Operationsanalgesie eine gute Alternative zur Allgemeinanästhesie. Die Patientenzufriedenheit ist hoch, eine sorgfältige anästhesiologische Überwachung – insbesondere der Atemfunktion – muß aber jederzeit gewährleistet sein. Introduction:Transvaginal puncture for oocyte retrieval is a short-lasting but painful procedure. We hypothesized that a sole infusion of the ultra-short acting µ-agonist remifentanil may be a suitable and well-controllable single-agent analgesic technique that can dose-dependently be applied to spontaneously breathing patients. Methods: Fifty consenting adult women were enrolled in this prospective trial. A sedative premedication was omitted, all patients received 3 L/min of inhaled oxygen, and a sole remifentanil infusion was started with 0.25 µg/kg/min. Remifentanil was adjusted as needed for pain relief (in steps of 0.05 µg/kg/min) and finished after the last puncture. Dosage requirements, vital functions, oxygen saturation (as achieved by pulse oximetry, psO2), adverse drug effects and the level of sedation (LOS 1–5; 1=asleep/unarousable, 4=calm/awake) were recorded. Remifentanil plasma concentrations were achieved by STANPUMP pharmacokinetic simulation. Data are presented as mean±SD. Results:A total of 50 women (31.8±5.1 yr, 67.3±14.3 kg, ASA I or II ) were investigated. Follicular aspiration lasted 10.8±5.2 min, and remifentanil was infused for 19.7±8.3 min. Dosage requirements were 0.25 µg/kg/min in 70% of all patients, 0.3 µg/kg/min in 22%, 0.2 µg/kg/min in 6%, and 0.4 µg/kg/min in 2% of all cases. Vital signs (baseline, after 1stpuncture, end of surgery) nearly remained unchanged: heart frequency=85±15, 87±17, 90±17 bpm, systolic blood pressure=129±12, 132±13, 131±14 mmHg; respiratory rate=15±3, 16±4, 15±4 breaths/min; psO2=99±1, 99±1, 99±2%. LOS was 4.0 (all), 3.9±0.3, 3.9±0.3. Remifentanil plasma concentrations were 5.0±1.3 ng/mL at the start, 6.6±1.3 at the end of surgery and 1.2±0.5 at PACU arrival. Adverse drug effects: 54% itching, no muscle rigidity. 94% of all women would choose this technique again. Conclusions:The sole infusion of remifentanil is a suitable and satisfying single-agent monitored anaesthesia care technique for oocyte retrieval. However, close anaesthetic observation – especially of the respiratory function – is mandatory.