1. Eskalations‑/Deeskalationskonzept zur COVID-19-bedingten Freihaltung von Intensivkapazitäten an Kliniken
- Author
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Pfenninger, E. G., Faust, J-O., Klingler, W., Fessel, W., Schindler, S., and Kaisers, U. X.
- Abstract
Hintergrund: Seit der Ausbreitung des Severe Acute Respiratory Syndrom Corona Virus 2 (SARS-CoV‑2) in Deutschland werden Intensivbetten für Patienten, die an Corona Virus Disease 2019 (COVID-19) erkrankt sind, frei gehalten. Auch nach Rückgang der Infektionszahlen wurden Intensivbetten prophylaktisch frei gehalten; dies geschah in den einzelnen Bundesländern jedoch in sehr unterschiedlicher Weise. Anhand der Literatur soll für das Infektionsgeschehen in Deutschland und insbesondere in Baden-Württemberg bei Stand Ende November 2020 eine notwendige Freihaltequote für COVID-19-Patienten definiert und für ansteigende und fallende Infektionszahlen ein Eskalations- /Deeskalationsschema erstellt werden. Methoden: Für die Kalkulation wurden für die Monate April bis November 2020 Daten aus dem COVID-19-Resource-Board des Landes Baden-Württemberg, dem täglichen Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Coronaviruskrankheit 2019 (COVID-19), dem Aktuellem Lage‑/Situationsbericht des RKI zu COVID-19, dem DIVI-Intensiv-Register zur Erfassung der an COVID-19 erkrankten intensivpflichtigen Patienten sowie dem Tagesbericht COVID-19 Baden-Württemberg verwendet. Ergebnisse: Ende November 2020 sind ca. 13,5 % der Intensivbetten deutschlandweit mit COVID-19-Patenten belegt. 1,5 % der positiv auf SARS-CoV‑2 Getesteten wurden auf eine Intensivstation aufgenommen; die Hospitalisierungsrate belief sich auf 6 % bei einem mittleren Erkrankungsalter von 43 Jahren. Kliniken wird bei einer 7‑Tage-Inzidenz von weniger als 35/100.000 Neuinfektionen empfohlen, eine Freihaltequote von 10 % an Intensivbetten für COVID-19-Patienten zu kalkulieren, bei einer Vorwarnstufe von 35/100.000 Neuinfektionen im Einzugsgebiet 20 % und bei einer kritischen Grenze von 50/100.000 30 % der Intensivbetten. Weitere klinikinterne Trigger, wie die Auslastung der Intensivstationen, sollen berücksichtigt werden. Schlussfolgerung: Bei niedrigen Infektionszahlen war eine generelle landesweite Freihaltequote an Intensivbetten für COVID-19-Patienten im September 2020 nicht gerechtfertigt. Lokal ansteigende und wieder abfallende Infektionszahlen erfordern ein lokales dynamisches Vorgehen. Ein Stufenkonzept in enger Abstimmung mit den örtlichen Gesundheitsbehörden sowie weitere klinikinterne Trigger definieren die Freihaltekapazität. Um bei lokalen Ausbrüchen die Krankenhauskapazitäten nicht zu überfordern, soll frühzeitig ein entsprechendes Verlegungskonzept ins Auge gefasst werden.
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- 2024
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