1. Die neuronalen Korrelate des Primacy-Effekts
- Author
-
Faißt, Alexander
- Abstract
Der Primacy-Effekt beschreibt die Tatsache, dass bei einer Präsentation von mehreren Items das erste Item besser wiedererkannt wird als die folgenden. Klassischerweise tritt der Effekt bei der Wiedererkennung von Worten aus langen Wortlisten auf. Aktuelle Studien zeigen beim Einsatz von artikulatorischer Suppression einen Primacy-ähnlichen Effekt auch im Kurzzeitgedächtnis. Bemerkenswerterweise tritt der Effekt nicht beim Rehearsal, also dem ständigen innerlichen Wiederholen der Items auf. Die vorliegende Studie nutzt die funktionelle Kernspintomographie (fMRT), um die neuronalen Korrelate des Primacy-Effekts zu lokalisieren. Hierzu wurde aufbauend auf einem vorangegangenen fMRT-Experiment (Gruber, 2001), welches bei der Wiedererkennung von vorgegebenen Buchstaben unter artikulatorischer Suppression einen Primacy-Effekt zeigte, ein auf fMRT-Bedingungen ausgelegtes experimentelles Design gewählt, welches die statistische Trennung zwischen Encoding-, Maintenance- und Recognitionsphase ermöglichte. Zur Validierung des experimentellen Designs wurde ein Verhaltensexperiment durchgeführt, welches ebenfalls einen Primacy-Effekt unter artikulatorischer Suppression zeigte. Daraufhin wurde das fMRT-Experiment mit insgesamt 12 Probanden durchgeführt. Die Ergebnisse offenbarten, wie auch schon in den Vorexperimenten zu sehen, in den Verhaltensdaten einen signifikanten Primacy-Effekt, in den fMRT-Daten Aktivierungen im linkshemisphärischen prämoto-parietalen Areal unter Rehearsal-Bedingungen sowie bilaterale präfronto-parietale Aktivierungen unter artikulatorischer Suppression. Die Konnektivitätsanalyse ergab eine Interaktion zwischen dem rechten frontalen Operculum und dem bilateralen Hippocampus, welche vermuten lässt, dass der erste Buchstabe in das Langzeitgedächtnis übernommen wurde und daher besser wiedererkannt wird als die folgenden Buchstaben.
- Published
- 2017