1. Magersucht
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null Herzog, null Friederich, null Wild, null Löwe, and null Zipfel
- Subjects
General Medicine - Abstract
Die Magersucht unterscheidet sich deutlich von anderen psychogenen Ess-Störungen: Seit mehr als dreihundert Jahren bekannt, tritt sie mit konstanter Häufigkeit auf und gehört zu den gefährlichsten Erkrankungen der betroffenen Altersstufe: Dreiviertel der Patientinnen gesunden oder bessern sich langfristig, ein Viertel hat einen chronischen Verlauf, häufig mit somatischen Komplikationen und tödlichem Ausgang. Wegen des sich oft über viele Jahre erstreckenden Gesundungsprozesses und der erheblichen Chronifizierungs- und Komplikationsrate sollte zu Beginn jeder Behandlung ein individueller Gesamtbehandlungsplan stehen, um den Therapieverlauf langfristig zu strukturieren. In Abhängigkeit von Schwere, Phase und Komorbidität sind stationäre oder ambulante Therapien indiziert. Bei kurzem Krankheitsverlauf, hinreichendem Gewicht (BMI > 15 kg/m2), guter Motivation und fehlenden Komplikationen ist eine ambulanter Psychotherapieversuch gerechtfertigt. Entsprechend der multifaktoriellen Ätiologie der Anorexia nervosa ist die stationäre Psychotherapie multimodal. Die Gewichtszunahme ist ein wichtiges erstes Therapieziel und Voraussetzung für eine konfliktzentrierte, ambulant fortzusetzende Psychotherapie. Die ambivalente Psychotherapiemotivation und die Notwendigkeit zur Symptomorientierung erfordern sowohl stationär als auch ambulant technische Modifikationen der Psychotherapie und feste Rahmenbedingungen.
- Published
- 2006
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