Die Diagnose einer Leistenhernie kann in den meisten Fällen klinisch gestellt werden. Bildgebende Verfahren spielen vor allem dann eine Rolle, wenn die klinische Untersuchung keine eindeutigen Befunde liefert. Gegenüber anderen bildgebenden Verfahren zeichnet sich die Sonographie durch das Fehlen ionisierender Strahlung, einer minimalen Komplikationsrate, der guten Verfügbarkeit und ihrer Kosteneffizienz aus. Trotzdem ist die Studienlage zur Wertigkeit der Sonographie in der Diagnostik der Leistenhernie nicht eindeutig. Ziel dieser Studie war es daher, den diagnostischen Stellenwert der Sonographie zu bestimmen und ihre Rolle im Diagnostikalgorithmus herauszuarbeiten. Die Studie war eine retrospektive Follow-up-Studie, die als single-center Studie im Zentralen Ultraschall des Universitätsklinikums Ulm durchgeführt wurde. Retrospektiv ausgewertet wurden Daten von Januar 2012 bis April 2016, die prospektive Datenerhebung fand von Oktober 2016 bis Dezember 2016 statt. Zentral für die Bestimmung der Wertigkeit war die Wahl des Referenzstandards, wobei Operationsbefunde, Angaben aus einem Follow-up und alternative sonographische Diagnosen in dieser Studie als Referenzen verwendet wurden. Sonographisch konnte bei 248 von 326 Patienten eine Leistenhernie dargestellt werden. Eine Operation erhielten 201 Patienten. Mittels Follow-up und alternativen Diagnosen in der Sonographie war die Validierung weiterer 40 Patienten möglich. Aus der Korrelation mit diesen Referenzen ergab sich eine Sensitivität von 97%, eine Spezifität von 77%, einen positiv prädiktiven Wert von 95% und einen negativ prädiktiven Wert von 87%. Die positive und negative Likelihood-Ratio betrugen 4,3 und 0,033. Die Studienergebnisse zeigen, dass mittels einer Ultraschalluntersuchung Leistenhernien gut beurteilt werden können. Mit der sehr hohen Sensitivität ist eine negative Ultraschalluntersuchung insbesondere zum Ausschluss einer Leistenhernie hilfreich. Im Rahmen der Diagnostik von Leistenhernien kann die Sonographie somit die Entscheidungsfindung für oder gegen eine Operation positiv beeinflussen.