Die vorliegende Arbeit behandelt den Teil der „Ersten Philosophie“ (Prima Philosophia) des Kompendiums „Rahm der Weisheit“ (Butyrum Sapientiae) des Barhebräus aus dem 13. Jahrhundert. Das Kompendium ist in syrisch-aramäischer Sprache abgefasst. Der Teil der „Ersten Philosophie“ findet sich nur in diesem Kompendium der scholastischen Philosophie, welches zudem nur in zwei Handschriften überliefert ist. Die Behandlung der philosophischen Begriffe in diesem Werk weist Bar Hebräus als einen profunden Kenner der aristotelischen Philosophie aus. Er führt die orientalisch-aristotelische Tradition weiter, wobei er den Spuren christlicher und islamischer arabischer Philosophen folgt. Er ist damit einer der letzten Vertreter der scholastischen Philosophie in der syrischen Tradition. Die arabischen Elemente in seiner Philosophie sind dabei deutlich zu erkennen, was sich durch das Zusammenleben beider Kulturen erklären lässt. Die Arbeit beschäftigt sich weiter mit der Geschichte der Metaphysik bei Syrern und Arabern und zeigt, dass das Buch der ersten Philosophie teilweise übersetzt und kommentiert wurde. Sie zeigt ferner, dass die zahlreichen Übersetzungen und Bearbeitungen des Buches der Metaphysik ihren Anfang im 9. Jahrhundert haben. Die Bearbeitungen sind sicherlich, zumindest unter anderem, auf die Nachfrage und das Verlangen der neuen arabischen Herrscher und Gelehrten zurückzuführen. Die Tatsache, dass einige Teile ins Syrische übersetzt wurden zeigt, dass die syrische Sprache noch als Sprache der Wissenschaft zu betrachten war. Dass es jedoch keine komplette syrische Übersetzung für das Buch der Metaphysik gab, sondern nur Teile ins Syrische übersetzt wurden, zeigt die Bedeutung der syrischen Bearbeitung der Metaphysik durch Bar Hebräus. Der Grund, weshalb Bar Hebräus sich der syrischen Bearbeitung des Buches annahm, war meiner Meinung nach, dass er es einer bestimmten Zielgruppe zur Verfügung stellen wollte. Das Kompendium „Rahm der Weisheit“, und somit auch das darin enthaltene Buch der Metaphysik sollte syrischen Schülern und Studenten der Wissenschaften als Grundlage für das Erlernen der Philosophie dienen. Ein weiteres Anliegen der Arbeit war die Klärung der Herkunft von Bar Hebräus. Speziell wird auf die Diskussion bezüglich seines vermeintlichen jüdischen Ursprungs eingegangen. Die Hypothese jüdischen Ursprungs geht wohl auf Pocockii (1650), galt seiner Zeit allerdings noch als recht unwahrscheinlich. Etwas später, so bei Assemani (1687-1768), war sie schon etablierter und wurde nach ihm bis in unserer Zeit allgemein anerkannt. Gegner dieser These sind vor allem auf orientalischer Seite syrische Literaturforscher wie Šaīḵo, Barṣom und Behnam. Die Frage wurde historisch-philologisch, unter anderem anhand zahlreicher Handschriften aus der Zeit Bar Hebräus untersucht und beantwortet. Zuletzt, doch nicht als geringstes, beinhaltet die Arbeit Edition und Übersetzung. Beides war nicht immer ganz einfach, da es für den Text keine Parallelen gibt und die Sprache nicht einfach ist. Wir hoffen also, dass die Arbeit dadurch ihren besonderen Wert hat und als Grundlage für weitere Studien dienen wird. Ich zitiere aus dem Gutachten von Prof. Dr. W. Schmidt-Biggemann: „Aristoteles Lehre verlang anscheinend geradezu nach einer scholastischen Bearbeitung. Das hier vorliegende Kompendium ist ein vorzüglicher beleg für diese Tendenz. Es gibt in der lateinischen Philosophie des 13 Jahrhunderts noch kein vergleichbares Kompendium; es ist bemerkenswert, dass es hier bis 17 Jahrhundert dauerte, bis ein ähnlicher philosophischer Kursus entstand. Gerade deshalb ist der vorliegender Text seiner systematischen Konzeption wichtig“, The subject of this work is the “First Philosophy” (Prima Philosophia) of Bar Hebraeus’ 13th century compendium “Cream of Wisdom” (Butyrum Sapientiae). The compendium is written in Syriac. The section of the “First Philosophy” is only found in this compendium of scholastic philosophy, of which only two manuscripts are extant. Bar Hebraeus’ dealing with the aristotelian philosophical concepts demonstrate his intimate knowledge of the matter. He continues and develops the oriental-aristotelian philosophical tradition, while following both Christian and Muslim Arabic philosophers. As such, he is one of the last representatives (authors) of scholastic philosophy in the Syriac tradition. Meanwhile the Arabic elements in his philosophy are clearly visible, which comes as no surprise, given the cohabitation of both cultures. This work further looks at the history of metaphysics among Syriac and Arabic speaking populations demonstrating, that the book of the “First Philosophy” was partly translated and commented upon. The numerous translations and revisions of the book of metaphysics start in the 9th century. These translations are certainly, at least in part, due to the inquiries and wishes of the new Islamic rulers and scholars. The fact, that some parts were also translated into Syriac is testimony to the fact that Syriac must be regarded as a language of science and scholarship at the time. The circumstance that there was as yet no complete translation into Syriac, lends special importance to Bar Hebraeus’ work. In our view, Bar Hebraeus’ main aim in translating and editing the “Cream of Wisdom” was to provide a basic introduction to philosophy for Syriac pupils and students. The question of Bar Hebraeus’ origin is also dealt with. Ever since Pocockii (1650) there existed the hypothesis of Bar Hebraeus being of Jewish origin. This hypothesis consolidated already with Assemani (1687-1768) and is dominant to this day. Opponents of the hypothesis are mostly found among Syriac literary scholars such as Šaīḵo, Barṣom und Behnam. The question is being examined and answered by historical-philological means, not least by using numerous manuscripts from the time of Bar Hebraeus. Last but not least, the present work contains an edition and translation of the manuscripts. Both weren’t always easy due to the lack of parallels and the sometimes difficult language of the text. We hope this work derives some special value from this and that it will serve as a basis for further studies. Citing from Prof. Dr. W. Schmidt-Biggemann’s survey: „The teachings of Aristotle apparently almost demanded for a treatment. The present compendium is excellent corroboration of this tendency. In the Latin philosophy of the 13th century, there is no comparable compendium. It is remarkable, that it was only in the 17th century, that a comparable curriculum came into existence. That gives special importance to the present text in its systematic conception.“