1. Wandel der Erwerbsformen: War normal gestern?
- Author
-
Walwei, Ulrich
- Subjects
EMPLOYMENT statistics ,LABOR supply ,YOUNG workers ,JOB creation ,LABOR market - Abstract
Erwerbsformen sind schon seit geraumer Zeit in Bewegung. Vor allem die vom Normalarbeitsverhältnis abweichenden Vertragsformen, wie z. B. Teilzeitbeschäftigung oder befristete Arbeitsverträge, legten in der langen Frist zu. Der vorliegende Beitrag geht vor diesem Hintergrund zwei Fragen nach: Gibt es in den letzten drei Dekaden wirklich einen Trend, der auf eine neue Normalität in der Verteilung der Erwerbsformen schließen lässt? Gingen die Veränderungen eher mit einer Umverteilung von Beschäftigung oder mit einer Erschließung zusätzlicher Beschäftigtengruppen einher? Die auf dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes basierenden Ergebnisse zeigen zunächst, dass sich die Veränderungen in der Zusammensetzung der Erwerbsformen nicht als kontinuierlich erwiesen haben. In den Jahren des anhaltenden Beschäftigungsaufschwungs vor der aktuellen Corona-Krise hatten sich die vom Normalarbeitsverhältnis abweichenden Beschäftigungsformen sogar wieder leicht zurückgebildet. Die Betrachtung des Verhältnisses von Erwerbsformen und Erwerbsbevölkerung legt weiter nahe, dass der Wandel der Erwerbsformen in der Gruppe der sog. „Kernerwerbstätigen" (25–64-Jährige) nicht mit einer direkten Substitution einhergegangen ist. Ansonsten hätten die Erwerbstätigenquoten der Normalarbeitsverhältnisse für diese Altersgruppe nicht gleichzeitig zunehmen dürfen. Diese Aussage gilt aber den Analysen zufolge nicht für alle Altersgruppen. Sie trifft ausschließlich auf ältere Erwerbstätige zu, deren Arbeitsmarktpartizipation im Untersuchungszeitraum ohnehin deutlich zulegte. Bei den jüngeren Altersgruppen hat der Aufwuchs bei der Teilzeitbeschäftigung die Normalarbeitsverhältnisse jedoch leicht zurückgedrängt. Ob sich daraus Kohorteneffekte ergeben, ist aus heutiger Sicht offen Der Autor dankt zum einen den anonymen Gutachterinnen und Gutachtern für die wertvollen Hinweise. Zum anderen dankt er Daniel Giehl für die tatkräftige Unterstützung bei der Auswertung der Mikrozensus-Daten und der Zusammenstellung der Literatur.. Forms of employment are in a process of permanent flux. Especially non-standard types of employment grew in importance over time. This finding addresses two questions: Is there a continuous trend of erosion concerning standard work during the last three decades? Does the process of change go along with shifts within employment or is it associated with the creation of more employment? First of all, the results based on the German Labour Force Survey show that the erosion process cannot be seen as a cast-iron rule. Particularly during the period until entering the Corona-Crises, which was characterised by strong employment growth, non-standard work decreased. The development of the relationship between forms of employment and the labour force suggests that changes do in general not go along with a substitution of other employment, at least as employment of core workers (25–64 years) is concerned. Otherwise, the employment rates of standard employment could not have increased for this group of workers. However, further analyses show that this statement is not true for all age groups. Whereas it is valid for older workers, who participated in the labour market more strongly during the period under consideration. By contrast, we observe that for younger workers the growth of part-employment was at the expense of standard employment. How far this implies cohort effects is still an open question. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
- Published
- 2022
- Full Text
- View/download PDF