Elemente der Naturwissenschaft 95, p. 39-79., Evolutions- und Entwicklungsbiologie zeigen in reichem Masse, dass alles Lebendige sich entwickelt und wie es sich entwickelt. Das wirft ein neues Licht auf die alte Frage nach einer Unterscheidung von Naturreichen. Die Frage, was sind Pflanzen (inklusive Pilze und Mikroorganismen), Tiere und Menschen muss spätestens seit Darwin abgelöst werden durch die Frage, wie werden Pflanzen, Tiere und Menschen? Aus der Wissenschaft des Seins ist eine Wissenschaft des Werdens geworden. Dabei hat sich gezeigt, dass der Mensch nicht nur Objekt, sondern auch Subjekt der Evolution ist: Er kann sie auf biologischer, psychischer und kultureller Ebene weitergestalten, er ist sowohl Teilnehmer als auch Mitverursacher derselben. Die entsprechende Neuorientierung der Ethik und insbesondere der Verantwortung des Menschen für die weitere Evolution hat noch nicht stattgefunden. Die klassische Ethik des Seins fragt nach Kriterien und Folgen des Umgangs von Menschen mit anderen Menschen und mit Naturobjekten. Eine moderne Ethik muss auch fragen: Auf welche Weise beteiligt sich der Mensch an der Evolution der Pflanzen, der Tiere und des Menschen selbst, wie nimmt er Einfluss auf deren gegenwärtige Evolution, was ist seine Verantwortung für die weitere Evolution? Oder: Wie und in welcher Richtung möchten und können wir uns als Menschen an der Evolution von Pflanzen, Tieren und Menschen beteiligen?, Evolutionary and developmental biology make it abundantly clear that all living beings develop, and show how they develop. This throws new light on the old question of how the kingdoms of nature may be differentiated. Since Darwin, the issue of what plants (including fungi and micro-organisms), animals and human beings are, has to be replaced by the question: how do plants, animals and humans evolve? The science of being has become a science of evolution. It turned out that man is not only object but also subject of the evolution: he may frame evolution on biological, psychological and cultural grounds, he is a participant as well as a co-creator of evolution. The corresponding new orientation of ethics, particularly concerning the responsibility of humans for ongoing evolution, has not yet been spelled out. Classical ethics is concerned with criteria and consequences for the exposure of humans to other humans and natural beings. Modern ethics may also ponder the questions: how can humans themselves interact with the evolution of plants, animals and humans; how does man influence current evolution, and what is his responsibility for future evolution? Or: how and in what direction are we inclined or able to participate in the evolution of plants, animals and humans?