Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, anhand von Beispielen der deutschsprachigen Opern und Operetten mit japanischen Motiven das Konzept „Übersetzen von Kulturen“ zu beschreiben. Dabei wird der Begriff „Übersetzen“ im erweiterten Sinne aufgefasst, um den Zusammenhang zwischen Übersetzen und Kultur in einem breiten Kontext zu begreifen und die besondere Bedeutung kulturspezifischer Faktoren im Übersetzen hervorzuheben. Das Denkmodell „Übersetzen von Kulturen“ soll als Grundlage nicht nur für die Translationswissenschaft, sondern auch für andere wissenschaftlichen Gebiete, in welchen kulturelle Aspekte eine wichtige Rolle spielen, dienen. Im ersten Teil der Arbeit wird versucht, die wichtigsten Dimensionen des Begriffs „Kultur“ für meine Hypothese näher zu beleuchten und anhand des Modells des Kulturtransfers das „Übersetzen von Kulturen“ auszuführen. Ausgehend von der Annahme, dass kulturelle Elemente „übersetzt“ werden können, werden dabei insbesondere die Prozesse des Übersetzens im herkömmlichen Sinne, d.h. des Übersetzens von Texten, herangezogen, um die Merkmale des „Übersetzens von Kulturen“ festzustellen. Der zweite Teil der Dissertation ist der Untersuchung der Prozesse des „Übersetzens von Kulturen“ gewidmet, in welchen die Aspekte der Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit nicht immer eine Rolle spielen, dafür aber andere Medien als Sprachen verwendet werden und es mehr Spielraum für die Gestaltung des „Produkts“ gibt. Die Analyse erfolgt nach dem Denkmodell kultureller Transferprozesse, die aus drei Vorgängen bestehen, nämlich Selektions-, Vermittlung- und Rezeptionsprozessen. Dabei wird anhand von Beispielen des deutschsprachigen Musiktheaters mit japanischen Motiven festgestellt, wer an welcher Produktion beteiligt war und welche japanische bzw. fremde Elemente wie „übersetzt“ wurden. Analysiert werden drei Operetten, Drei kleine Mädel von Belá Laszky, Yuschi tanzt von Ralph Benatzky und Viktoria und ihr Husar von Paul Abraham, sowie zwei Opern, Die Dorfschule von Felix Weingartner und Taifun von Theodor Szántó. Die einzelnen Bühnenwerke werden mithilfe einschlägiger Archivmaterialien aus Musiksammlungen sowie aus Pressearchiven auf musikalischer, verbaler und visueller Ebene untersucht, wobei hauptsächlich Wert auf die Analyse der niedergeschriebenen Worte, wie der Liedertexte, Texte und Regieanweisungen, gelegt wird., The objective of the thesis is to describe the concept of “translation of cultures” using examples of German opera and operetta which have Japanese themes. The meaning of the term “translation” is thereby expanded in order to understand the relationship between translation and culture in a broader context and to emphasize the importance of culture-specific factors in translation. The concept of “translation of cultures” could be applied as a conceptual tool not only for the Translation Studies but also for other scientific fields which deal with cultural issues. The first part of the thesis aims to explain some aspects of the term “culture” which are especially important to my theory and to describe the concept of “translation of cultures” using the theoretical model of “cultural transfer”. Based on the supposition that cultural elements can be “translated”, the translation process in the usual sense, that is textual translation, is referred to in order to identify the characteristics of “translation of cultures”. The second part of this thesis is an examination of the processes of “translation of cultures” where bilingualism and multilingualism do not always play a role but other media are used as language which allows for more flexibility in the creation of the “product”. The model of cultural transfer processes consists of three elements, selection, mediation and reception processes. Using as examples German musical theatre with Japanese motifs, namely three operettas, Drei kleine Mädel by Belá Laszky, Yuschi tanzt by Ralph Benatzky and Viktoria und ihr Husar by Paul Abraham, as well as two operas, Die Dorfschule by Felix Weingartner and Taifun by Theodor Szántó, the details of the processes are shown especially the involved parties of the theatre production, which Japanese or exotic elements are used and how they were translated. Each opera or operetta is analysed from the point of view of musical, verbal, and visual expression using materials from musical archives and historical newspapers. The written texts such as song texts, speeches and stage directions are the focus of my examination in the main.