1. Theoretische und methodische Aspekte einer kultur- und gesellschaftswissenschaftlich orientierten Diskurslinguistik
- Author
-
Johannes Dahm, Linguistique, Langues et Parole (LILPA), Université de Strasbourg (UNISTRA), Centre de recherche sur les identités, les nations et l'interculturalité (CRINI), Nantes Université - UFR Faculté des Langues et Cultures Etrangères (Nantes Univ - UFR FLCE), Nantes Université (Nantes Univ)-Nantes Université (Nantes Univ), Centre Marc Bloch - Berlin, Université de Nantes - UFR Faculté des Langues et Cultures Etrangères (UFR FLCE), and Université de Nantes (UN)-Université de Nantes (UN)
- Subjects
[SCCO]Cognitive science ,[SHS.STAT]Humanities and Social Sciences/Methods and statistics ,Frame-Semantik ,Diskurslinguistik ,Konstruktionsgrammatik ,Korpuslinguistik ,[SHS.LANGUE]Humanities and Social Sciences/Linguistics - Abstract
International audience; Im Rahmen des Vortrags soll eruiert werden, welche Potenziale ein sprachwissenschaftlich (d.h. zeichentheoretisch) fundierter Zugriff auf Diskurse im Umfeld kultur- und gesellschaftswissenschaftlich orientierter Forschungsprojekte entfalten kann. Theoretische und analysepraktische Aspekte werden u. a. im Hinblick auf Stadtlandschaftsdiskurse in Straßburg und Posen beleuchtet und anhand einzelner Analysebefunde konkretisiert, wobei das Interesse jeweils den diskursiven Perspektivierungen und Wahrnehmungen der gründerzeitlich-wilhelminisch geprägten Quartiere in beiden Städten gilt. In einem ersten, theoretisch informierten Teil wird zunächst der Versuch unternommen, das recht dehnbare Paradigma einer kultur- und gesellschaftssensitiven Diskurslinguistik zu vermessen. Es wird davon ausgegangen, dass fachliche Schwerpunktsetzungen – d.h. die Einbettung bestimmter Konzepte aus eng- oder auch weniger eng verwandten Disziplinen in diskurslinguistische Ansätze – jeweils durch das konkrete Forschungsobjekt bzw. Forschungsinteresse eingefordert werden. Die trans- und interdisziplinäre Ausrichtung des Feldes bildet dementsprechend die Grundprämisse. Neben Betrachtungen einzelner Felder und Bereiche, etwa der Empirischen Sozialforschung, der Sozialgeographie und der Sozialpsychologie – die für das im Vortrag angeführte Beispiel der Untersuchung von Stadtlandschaftsdiskursen relevant sind –, gilt das Augenmerk hier jenen Perspektiven, die der Traditionslinie der Kognitiven Linguistik entspringen; und die sich dezidiert auf einen holistischen (nicht-modularen) Ansatz stützen und dabei die soziale Beschaffenheit von Sprache hervorheben (keine strikte Trennung zwischen Sprachwissen und enzyklopädischem Wissen). Annäherungen kognitionslinguistischer und kultur- oder gesellschaftswissenschaftlicher Fragestellungen und Konzepte manifestierten sich bereits in Folge der Rezeption Foucaults durch die germanistische Diskurslinguistik (Mitte der 1980er Jahre) – vor dem Hintergrund des Diskursbegriffs. Anregungen zur Operationalisierung von Diskurstheorien unterschiedlichster Provenienz setzen seither verschiedene Akzente. Der Vortrag geht im zweiten Teil gezielt auf (soziokognitiv orientierte) konstruktionsgrammatische und framesemantische Formate und Instrumentarien ein, die es über Zugriffe auf der Textoberfläche (eines Korpus) ermöglichen, diskursive Grundfiguren, sozial geteilte Wissensformationen und Wissenssegmente bzw. soziale Repräsentationen nuanciert zu erforschen und damit in letzter Konsequenz auch Zugänge zum kulturellen Gedächtnis einer Sprachgemeinschaft ermöglichen (obgleich die Ausrichtung dieses Analyseverfahrens zunächst dezidiert wissensanalytisch ist – und nicht kulturanalytisch). Korpuslinguistische Verfahren helfen dabei Sprachgebrauchsmuster zu erfassen, d.h. Konstruktionen (oder: serielle Sprachgebrauchsdaten) die als Indikatoren für sozial geteiltes Wissen fungieren. Im dritten Teil werden theoretische Überlegungen und methodische Verfahren (u.a.) anhand des Beispiels der Untersuchung von Stadtlandschaftsdiskursen in Straßburg und Posen verdeutlicht.
- Published
- 2022