Die vorliegende Arbeit behandelt im ersten Teil die theoretischen Grundlagen der Neuritis Nervi Optici (NNO) sowie den Zusammenhang der NNO mit chronisch entzündlichen, demyelinisierenden Erkrankungen des Zentralen Nervensystems (ZNS) in Form eines freien Literatur-Reviews. Besonderes Augenmerk des Theorieteils liegt dabei auf der Multiplen Sklerose (MS), den Neuromyelitis Optica Spektrumerkrankungen (NMOSD) und der Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein Antikörpererkrankung (MOGAD) mit Bezug auf klinische, radiologische und laborchemische Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten der einzelnen, mit der NNO assoziierten Entitäten. Die NNO tritt sowohl als monophasisches Ereignis, als auch im Rahmen chronisch neurologischer Erkrankungen auf. Die sorgfältige Abklärung im Rahmen des Erstereignis ist somit wichtig, um frühzeitig rezidivierende Formen bzw. Grunderkrankungen der NNO aufzudecken und diese zu behandeln. Die neuen Krankheitsentitäten NMOSD und MOGAD, welche mit der NNO in Verbindung stehen, sowie die veränderten Diagnosekriterien der MS sind nur unzureichend in bisherigen Publikationen berücksichtigt und erschweren somit die Prognoseeinschätzung einer individuell auftretenden NNO. In der vorliegenden Arbeit wurden dazu die Krankheitsverläufe von 119 Patient:innen mit initialer NNO ausgewertet, welche im Zeitraum von 01.01.2009 bis 31.07.2020 am Kepler Universitätsklinikum (KUK) behandelt wurden. Dabei wurden die Daten der Patient:innen über einen durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 8,44 Jahren mittels retrospektiver Datenanalyse ausgewertet. Primäres Ziel war es zu eruieren, wie häufig eine NNO als monophasisches, isoliertes Ereignis auftritt und wie häufig eine chronisch entzündliche, demyelinisierende Erkrankung des ZNS der NNO zugrunde liegt. Es wurden im Beobachtungszeitraum 67 Fälle einer MS diagnostiziert. In 11 weiteren Fällen konnten Vorstufen der MS ohne die vollständige Erfüllung der MS-Kriterien, wie ein klinisch isoliertes Syndrom (CIS) oder ein demyelinisierendes Ereignis unklarer Signifikanz (DEUS), festgestellt werden. In 2 Fällen trat eine NMOSD und in 6 Fällen eine MOGAD auf. Zudem wurde je ein Fall einer Chronic Relapsing Inflammatory Optic Neuropathy (CRION) und einer Neurosarkoidose identifiziert. In 31 Fällen blieb die Diagnose einer isoliert aufgetretenen NNO im Beobachtungszeitraum bestehen. Mittels deskriptiver Statistik wurden zudem Daten zur neurologischen Bildgebung, zu Liquorbefunden, zu serologischen Antikörperbestimmungen und zum klinischen Krankheitsverlauf ausgewertet. Anhand der gewonnenen Daten soll eine individuelle Risikobewertung und Prognoseabschätzung für die Entwicklung einer chronisch entzündlichen, demyelinisierenden Erkrankung des ZNS nach Auftreten einer initialen NNO ermöglicht werden. Bei Vorliegen negativer Oligoklonaler Banden (OKB) und initial unauffälliger Bildgebung blieb die Diagnose einer isolierten NNO in 46,51% der Fälle über den Beobachtungszeitraum bestehen. The following master thesis is composed of the NNO-KUK-2021-Study and a literature review covering the theoretical basics of Optic Neuritis (ON) and its relation to chronic inflammatory, demyelinating diseases of the Central Nervous System (CNS). The main focus of the review is on Multiple Sclerosis (MS), Neuromyelitis Optica Spectrum Disease (NMOSD) and the Myelin-Oligodendrocyte-Glycoprotein Antibody Disease (MOGAD) concerning clinical, radiological and laboratory differences and similarities. ON is observed as a monophasic, idiopathic episode but can also be associated to chronic, neurological diseases. A profound diagnostic verification is necessary to diagnose relapsing ON or an underlying disease. Recently discovered entities associated to ON like NMOSD and MOGAD, as well as the updated diagnostic criteria for MS are not yet included in scientific literature all through. Therefore, the prognosis of an individual ON exhibits a lack of accuracy. The NNO-KUK-2021-Study was conducted between 2021 and 2022 at the Kepler Universitätsklinikum (KUK). Data from 01/01/2009 to 07/31/2020 of 119 patients was collected, the average observational period was 8,44 years. The collected data was analyzed with descriptive statistics. The primary issue of the study was to evaluate the current number of patients with ON at the KUK and furthermore to evaluate the frequency of ON as a monophasic, idiopathic incident as well as the frequency of ON occurring on basis of an associated chronic, neurological disease. During the observational period, 67 cases of MS and 11 cases of patients with conditions related to MS but without fulfilling the diagnostic criteria of MS were reported. Two cases of NMOSD, six cases of MOGAD, one Chronic Relapsing Inflammatory Optic Neuropathy (CRION) and one Neurosarcoidosis were reported in the study. In 31 cases the diagnosis remained an isolated ON. Furthermore, data of neurological imaging, findings on cerebrospinal fluid, serological antibody status and reports of the clinical disease course were analyzed with descriptive statistics. The outcome should provide data to assess the individual risk of developing chronic inflammatory, demyelinating disease of the CNS in patients with ON. There was a 46,51% probability that an ON occurred as a monophasic event when a normal MRI scan was performed and negative Oligoclonal Bands were detected in a patient at onset. eingereicht von Manuel Weinmann, BSc Masterarbeit Universität Linz 2022