1. Einfluss der polySia-NCAM-Expression auf das Therapieansprechen und die Prognose bei neuroendokrin differenzierten pulmonalen Neoplasien
- Author
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Scheil, Anna Christina, Steinestel, Konrad, and Schmidt, Roland
- Subjects
polySia-NCAM ,Kleinzelliges Bronchialkarzinom ,SCLC ,Neuroendocrine lung tumors ,Sialic acids ,Lungentumor ,LCNEC ,Polysialinsäuren ,Small cell lung carcinoma ,ddc:610 ,Neural cell adhesion molecules ,Neurales Zell-Adhäsionsmolekül ,DDC 610 / Medicine & health ,Carcinoma, Non-small-cell lung - Abstract
Polysialinsäuren (polySia) sind Polymere aus mehreren N-Acetylneuraminsäure (Neu5Ac)- Bausteinen, welche hauptsächlich als posttranslationale Modifikationen auf dem neuronalen Zelladhäsionsmolekül (NCAM) lokalisiert sind. Sie haben eine wichtige Funktion während der Neurogenese und verbleiben beim Erwachsenen in plastischen Gehirnregionen. Daneben werden sie auf zahlreichen Tumoren mit Neuralleistenursprung reexprimiert. Dazu zählen auch die neuroendokrinen Tumoren der Lunge, zu denen die hochdifferenzierten typischen und atypischen Karzinoide sowie die schlecht differenzierten kleinzelligen Lungenkarzinome (SCLC) und großzelligen neuroendokrinen Lungenkarzinome (LCNEC) zählen. Die Beeinflussung der polySia ist ein potentieller Ansatz bei der Entwicklung von Tumortherapien. Die polySia ist in der Lage die Zelladhäsion und die Signalgebung zu modulieren und ist durch diese Eigenschaften am Migrations- und Invasionsgeschehen der Tumoren beteiligt. In dieser Studie sollte explorativ untersucht werden, ob die Expression von polySia einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf, das Therapieansprechen und die Prognose der Erkrankung hat. Dazu wurden asservierte Gewebeproben von 28 Patienten immunhistochemisch auf ihre polySia-Präsenz untersucht. Zusätzlich wurden einige klinische Details bezüglich der Tumorerkrankung aus den Patientenakten ermittelt. Das Therapieansprechen wurde radiologisch bestimmt, indem in computertomographischen Untersuchungen semiautomatisch die Tumorausbreitung zum Zeitpunkt der Diagnose und in gewissen Abständen während der erhaltenen Therapie ermittelt wurde. Diese wurde im Anschluss mit den aktuellen Kriterien zur Bewertung des Therapieansprechens von soliden Tumoren („Response evaluation criteria in solid tumours“, Version 1.1, Abk.: RECIST 1.1) und mit volumetrischen Kriterien bewertet, sodass eine Einteilung in die jeweilige Responsekategorie erfolgen konnte. Zur Analyse, ob die polySia eine prognostische Relevanz besitzt, wurden die polySia-positiven und -negativen Patientenfälle in einer Überlebensanalyse nach Kaplan-Meier gegenübergestellt. Eine Mehrheit von 78,6% der Patienten zeigte ein starkes Färbesignal für die polySia. Dabei bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Expression und der Entität (p=0,0140). Die Karzinoide zeigten seltener ein Färbesignal als die SCLCs und LCNECs. Zwischen der polySia-Expression und den radiologisch ermittelten Krankheitsverläufen gab es keinen signifikanten Zusammenhang, unabhängig davon nach welchen Kriterien die Einteilung in die Responsekategorie erfolgte ((RECIST 1.1: p=0,0759; Kugel: p=0,0580; Ellipsoid: p=0,0785). Des Weiteren hatte die polySia-Expression weder einen Einfluss auf das progressionsfreie Überleben (p=0,4198) noch auf das Gesamtüberleben (p=0,6918). Die Untersuchung, ob ein bestimmtes Patientencharakteristikum einen Einfluss auf die polySia-Expression hat, ergab ebenfalls keine Signifikanz (Alter: p=0,3405; Geschlecht: p=0,6730; Raucheranamnese: p=0,1145; Performancestatus der „Eastern Cooperative Oncology Group“ (ECOG-Status): p=0,1756, Erkrankungsstadium basierend auf der aktuellen Einteilung der „International Union Against Cancer“ (UICC8-Stadium): p=0,1182). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die polySia als prognostischer Faktor für einen schlechten Krankheitsverlauf nicht eindeutig und damit eher wenig geeignet ist. Als therapeutisches Target für eine individuelle Tumortherapie ist sie aber dennoch interessant. Neuere Studien haben herausgefunden, dass die einzelnen Entitäten heterogene Gruppen aus mehreren molekularen Subtypen sind. Möglicherweise wäre es interessant zu überprüfen, ob die polySia-Expression bei bestimmten Subtypen häufiger auftritt. Ein solcher Zusammenhang würde die Möglichkeit bieten therapeutische Strategien besser zu individualisieren.
- Published
- 2023
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