Ausgangspunkt ist das Epochenbewusstsein im 18. Jahrhundert als Selbstverständnis der intellektuellen Elite, in einer neuen Zeit zu leben, die sich durch die Veränderung der geistig-sozialen Rahmenbedingungen und der rationalen ErschlieÃungsmethoden in Wissenschaft und Lebenswelt von vorangegangenen Jahrhunderten unterscheidet. Der Kulminationspunkt reflektiert die Entwicklung eines neuen Verständnisses von Zeit und Geschichte in den literarischen, geschichtsphilosophischen und gesellschaftspolitischen Konzepten, Utopien und Universalgeschichten. Der sich konstituierende Verwirklichungsraum verlagerte sich in die kommende Gegenwart und wurde gleichsam zum bestimmenden Charakteristikum des Weltverständnisses der Aufklärer: Kontingenz als groÃe Herausforderung, die Zukunft selbst zu entdecken. Durch diese Entwicklung, den Verlauf von Geschichte losgelöst von theologischen Elementen zu denken, ergab sich das Bedürfnis, Kulturleistungen als spezifisch menschliche Leistungen in eine zeitliche Perspektive zu stellen, die ein stetes sittliches/moralisches Fortschreiten des Menschen dokumentierten. Inmitten dieses breiten Spektrums an kulturwissenschaftlichen und sozialgeschichtlichen Erstversuchen wird das Schaffen des Kultur- und Geschichtsphilosophen Constantin-François Volney (1757-1820) unter den bereits beschriebenen Gesichtspunkten hervorgehoben: eine Universalgeschichte (Les ruines ou Méditations sur les révolutions des empires) und ein politischer Katechismus (La loi naturelle) über die Fortschritte des menschlichen Geistes durch die Errungenschaften der Kultur spiegeln den Annäherungsversuch zu dem Vertrauen und der Hoffnung auf die Kulturfähigkeit des Menschen wider. Volneys Kulturwissenschaft als Roman (Friedrich Kittler) demonstriert eine fortschreitende Geschichtskonzeption, die mit innerweltlicher Vernunft endet. Mit dem Schwinden des religiösen Allanspruchs durch die naturwissenschaftlichen Impulse bekamen Gemeinschaft und Emotion einen hohen einheitsstiftenden Stellenwert im 18. Jahrhundert. Die literarische Bewegung der Romantik nahm sich ihrer an. Dagegen drückten sich Intellektualität und ein metaphysischer Restposten an Gläubigkeit in mystischer Verinnerlichung aus: "Wer darf es wagen, die Tiefen der Gottheit zu ergründen! Und ich blieb unbeweglich, versenkt in tiefe Melancholie", schrieb Volney. Anhand einer textnahen, interdisziplinär angelegten Untersuchung, die sich Volneys komplexen kulturwissenschaftlichen und geschichtsphilosophischen Zusammenhängen widmet, wird aufgezeigt, wie stark Volney in seiner Ãberzeugung vom Kulturwesen Mensch und der Betonung kulturanthropologischer Merkmale die Aneignungsprozesse menschlicher Kultur hervorhob und diese zur Beförderung einer selbst zu schaffenden Zukunft verpflichtete. Sein identitätsrelevanter Bereich war ein knapp 2500 Jahre zusammenhängendes Europa von Tradition und Rezeption, das keinen westlichen Zipfel Asiens darstellte, sondern - analog zum aufklärerischen Wunsch der Vervollkommnung des Menschen - mit dem Schwinden der religiösen Gewissheit im ausgehenden 18. Jahrhundert die Chance auf eine komplexe harmonische Einheit bot (harmonisch allerdings gemäà der antiken homerischen Referenzstelle: der nach erfolgter Gewalt herstellbare Gleichklang des Verschiedenen)., No abstract available, Katschnig Gerhard, Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers, Klagenfurt, Alpen-Adria-Univ., Diss., 2013