Noch immer dominiert die Vorstellung, dass die kommunalen Unabhängigkeitsbewegungen in Bischofsstädten des Hoch- und Spätmittelalters den Einfluss des Stadtherrn gänzlich ausgeschaltet hätten. Die Beiträge des Sammelbands analysieren Fallbeispiele zu den Feldern Präsenz, Interaktion und Hoforganisation in Kathedralstädten und zeichnen eine große Bandbreite an Konstellationen nach, sodass die alte Meistererzählung der Stadtgeschichtsforschung zu überdenken ist: In zahlreichen Städten wurde die herrschaftliche Position des Bischofs nie in Frage gestellt. Auch waren die Bischöfe selbst nach einem Auszug aus der Stadt weiterhin präsent an ihrem Bischofssitz, so durch den Vollzug von Riten, die Architektur, die Ausstattung der Kathedrale oder die Pflege von Erinnerungsorten. Zudem gelang es den in der Stadt verbliebenen geistlichen Institutionen wie dem Domkapitel, der geistlichen Verwaltung oder bischöflichen Ratsgremien, ihre Stellung zu bewahren. Von: https://www.thorbecke.de/bischofsstadt-ohne-bischof-p-2287.html?cPath=310_138_425 Vorwort von Andreas Bihrer und Gerhard Fouquet, S. 7; Bihrer, Andreas: Bischofsstadt ohne Bischof ? Präsenz, Interaktion und Hoforganisation in Bischöflichen Städten des Mittelalters (1300–1600) – Forschungsfelder und Forschungsperspektiven, S. 9‒37.; Schenk, Gerrit Jasper: Spielräume der Macht – Macht der Spielräume? Die performative Herstellung öffentlichen Raumes in Städten zwischen Konflikt und Konsens am Beispiel von Straßburg und Worms im ausgehenden Spätmittelalter, S. 41‒73.; Schwedler, Gerald: Akustische Raummarkierung. Zur Bedeutung der Rathausglocke bei Auseinandersetzungen zwischen Bischof und städtischen Gruppen im späten Mittelalter – das Beispiel der Bischofsstadt Passau (mit Edition), S. 75‒104.; Plessow, Oliver: Bistumsgeschichtsschreibung und Stadt. Historiographische Verflechtungen im Norden des spätmittelalterlichen Reichs, S. 105‒132.; Stercken, Martina: Vergegenwärtigung von Präsenz. Der Fürstabt Ulrich Rösch und seine Residenzen in Vadians ›Grösserer Chronik der Äbte‹, S. 133‒150.; Rabeler, Sven: Interaktion, Herrschaft, Konkurrenz. Könige und Bischofsstädte in der Zeit um 1300, S. 153‒197.; Lutter, Christina/Gruber, Elisabeth: (K)Ein Bischof für Wien? Die österreichischen Herzöge und ihre Bischöfe, S. 199‒234.; Voßhall, Anja: Persönliche Distanz oder systemischer Dissens? Die Bischöfe und die Stadt Lübeck im Spätmittelalter, S. 235‒250.; Pauly, Michel: Bischof, Bürger und Hospital. Städtische Autonomie und bischöfliche Präsenz, S. 251‒272.; Reichert, Sabine: Bürger zwischen Bischof und Rat. Personelle Verflechtungen im spätmittelalterlichen Osnabrück, S. 273‒286.; Hesse, Christian: Interaktion zwischen Bischof und Bischofsstadt. Bischöfliche Amtsträger als Angehörige residenz- und amtsstädtischer Eliten, S. 289‒309.; Wetzstein, Thomas: Städtische Autonomie und bischöfliche Jurisdiktion. Zur Empirie eines Forschungsparadigmas, S. 311‒330.; Fouquet, Gerhard: Jenseits der Kathedralstädte? Bischöfliche Ökonomien im 14. und 15. Jahrhundert. Der Speyerer Bischof Matthias Ramung (1464–1478) und die Ratio seiner Haushaltsführung, S. 331‒361.; Selzer, Stephan: »Bischofsstadt ohne Bischof ?«. Eine kurze Bestandsaufnahme der Kieler Tagung, S. 365‒389.