Wilhelm von Humboldts Essays ,,Über den Geschlechtsunterschied und dessen Einfluß auf die organische Natur‘‘ (1794) und ,,Über die männliche und weibliche Form‘‘ (1795), die man zumeist als Ergänzungen zu Schillers ästhetischen Reflexionen gelesen hat, werden unter einer spezifischen moralisch-politischen Perspektive interpretiert. Ging es Humboldt in seiner liberalen Staatskritik darum, einen um das Subjekt zentrierten Begriff der Regierung zu gewinnen, den er unter dem Namen der Bildung der zeitgenössischen Vorstellung von der Fürsorge des Staates für seine Bürger entgegensetzte, so führt er dieses Projekt in den ästhetischen Essays fort, um für das Verhältnis der Geschlechter ein ausgleichendes Modell der Macht zu entwickeln. Der folgende Beitrag stellt den Versuch dar, das Regierungsthema bis in die Verästelungen von Humboldts Analyse der schönen Formen hinein zu verfolgen und sein Modell einer erotischen Politik zu rekonstruieren. [ABSTRACT FROM AUTHOR]