Der digitale Wandel hat in den letzten Jahrzehnten die Geisteswissenschaften transformiert. Jede Art von Tätigkeit in Forschung und Lehre hat zumindest einen digitalen Anteil und sei es, dass dieser nur in der Nutzung digitaler Informationsinfrastrukturen für die Recherche besteht. In den historisch arbeitenden Wissenschaften mag der Beharrungswille größer sein als in anderen Disziplinen, aber auch hier haben sich in den vergangenen Jahren zwei Tendenzen herauskristallisiert: Erstens nimmt die Arbeit mit digitalen Surrogaten analoger Quellen zu – und wird noch mehr an Bedeutung gewinnen, je mehr die Fächer mit digital geborenen Quellen arbeiten. Zweitens werden die historischen Fächer selbst zu Produzenten von Forschungsdaten. Der Beitrag zeichnet diese Veränderungen nach und zeigt exemplarisch aktuelle Verfahren, Workflows und deren Voraussetzungen. Für die Gedächtniseinrichtungen argumentiert er, dass diese die sich abzeichnende Entwicklung nicht nur nicht ignorieren dürfen, sondern dass sie bereits jetzt ein wichtiger Teil des digitalen Umbruchs sind, der sich durch eine Konvergenz von Datenkompetenzen, aber auch von Verfahren und Modellierungen über die Grenzen der Fächer hinweg auszeichnet. Abschließend reflektiert der Beitrag, auf welche Weise Gedächtniseinrichtungen den Anforderungen dieser Veränderung und neuer Gruppen von Nutzenden gerecht werden können und welche Herausforderungen auch epistemischer Art in den bestehenden Sammlungen ruhen. The digital turn has shaped the humanities in recent decades. Every kind of activity in research and teaching now has at least a digital component, even if this only implies using digital information infrastructures for research. In the historical scholarship, the will to persevere time honed approaches may be greater than in other disciplines, yet even here two trends have emerged in recent years: firstly, scholarship based on datafied surrogates of analogue sources is increasing–and will become even more important the more scholars work with digitally born sources. Secondly, the historical disciplines themselves are becoming producers of research data. This paper traces the transformation, illustrating current techniques, workflows, and their prerequisites arguing that memory institutions should not only not ignore the development, but that they form already an important part of the digital transformation. For memory institutions the digital turn is characterised by a convergence of data competencies as well as procedures and models across the traditional boundaries of the disciplines. Finally, the article reflects on how memory institutions can meet the requirements of this transformation and new groups of users and what challenges, of an epistemic nature as well, are inherent to the existing collections. [ABSTRACT FROM AUTHOR]