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Es wird ein vom Autor entwickeltes Kopiergerat beschrieben, mit dissen Hilfe sowohl Kieferabgusse als auch blose Zahnreihenabdrucke (hergestellt aus mit Xantopren unterfutterten Coprawax-Bite-Wafers) masstabgetreu durchgezeichnet werden konnen. Die Einzeichnung beider Zahnreihen im Grundris in die seitliche Fernrontgenaufnahme ermoglicht eine prazise Diagnosestellung ohne den Besitz von Kieferabgussen. Die kieferbezugliche Orientierung des Oberkieferabdruckes in die Fernrontgenaufnahme hat in dem vorgefuhrten Fall ein auffallendes Ergebnis gezeitigt: das Nichtubereinstimmen der Rapheebene mit der Schadelsymmetrieebene. Dieser Befund last darauf schliesen, das die Wanderungsgesetze der Molaren einer Uberprufung bedurfen.

Die kieferorthopadische Diagnostik beruht gegenwartig nach Ansicht der uberwiegenden Mehrheit der Kieferorthopaden auf einer sinnvollen Verschmelzung der Ausmessung der Kieferabgusse mit der analytischen Betrachtung der rontgenologischen Darstellung des Schadels in lateraler und womoglich auch in posteroanteriorer Richtung. Die Modellvermessung stutzt sich auf die Feststellung der Differenz zwischen der wahren Zahnbogenlange und der summierten Breiten der mesiodistalen Durchmesser aller Zahne in beiden Kieferhalften oder auf bestimmte Segmente derselben. Die Bestimmung der wahren Zahnbogenlange wurde bisher im grosen und ganzen erstaunlicherweise nur geschatzt. Um diesem Ubelstand abzuhelfen, wird eine Meslehre, genannt «Arcumeter», angegeben, mit deren Hilfe rasch und mit grostmoglicher Genauigkeit die Lange jedes beliebigen Zahnbogens gemessen werden kann. Die mestechnischen Grundlagen, nach denen das Arcumeter konstruiert wurde, und sein Gebrauch sind Gegenstand dieser Arbeit.

Zur Hebung der Aussagekraft der p.a. Fernrontgenaufnahmen wird eine Methode vorgeschlagen, die Winkel der Zahnachsen der oberen Molaren und Pramolaren direkt am Kieferabgus zu bestimmen. Die Messungen werden mit Hilfe eines umgearbeiteten Parallelometers, einer Mesplatte mit Libelle und einem Winkelmesser mit Nachfuhrzeiger durchgefuhrt. Die gewonnenen Ergebnisse werden masstabgetreu in die frontale, aber auch in die seitliche Fernrontgenaufnahme ubertragen. Dadurch, das diese Mesdaten keiner projektorischen Verzerrung unterworfen sind, widerspiegeln Flachenberechnungen der apikalen Basis die wahren Grosenverhaltnisse. Durch einen Vergleich der Grose der apikalen, Basis mit der Grose der coronalen Basis und eventuell auch mit einer solchen, die nach dem Pont'schen Index berechnet wird, ergeben sich diagnostische Hinweise fur Behandlungsmoglichkeiten. Die Auswahl der Fernrontgenbilder, die fur die Messungen der apikalen Basis zur Verfugung stehen, ist noch viel zu klein, um endgultige Schlusse aus den gewonnenen Zahlenverhaltnissen ziehen zu konnen. Aus den bisher vorliegenden Beispielen, denn um mehr handelt es sich vorlaufig nicht, konnen doch einige Einblicke in die Zusammenhange der Grose der apikalen und coronalen Basis gewonnen werden. Bei den meisten Normokklusionen verhalt sich der Flacheninhalt der coronalen Basis zu der der apikalen Basis etwa wie 3∶2. Je mehr das Gebis den Charakter eines Deckbisses annimmt, um so groser wird die apikale Basis und das Verhaltnis verschiebt sich zugunsten der apikalen Basis. Dividiert man den Flacheninhalt der apikalen Basis durch den der coronalen, so erhalt man das genaue Verhaltnis. Dieser Quotient betragt bei den bisher vorliegenden „Normokklusionen” im Durchschnitt 1, 31. Der Flacheninhalt eines Zahnbogens, berechnet nach dem Pont'schen Index, liegt stets 100–150 mm2 uber der “Norm”. Dies zeigen die Ergebnisse der Messungen an einwandfrei regelrechten Gebissen. Dies kann entweder bedeuten, das der Pont'sche Index keine allgemeingultige Grundlage fur die Formgebung eines Zahnbogens ist, oder aber, er wurde bewust groser angenommen als es der Wirklichkeit entspricht, um, wie es scheint, “Uberdehnungen” zu erzeugen, damit im Falle eines Rezidivs vielleicht doch das Ergebnis stabil bleiben moge.

Bisher war es nicht moglich, bei der Diagnosestellung eines Falles mangels geeigneter Mesmethoden die Gro\e der apikalen Basis ins Kalkul zu ziehen. Im Jahre 1974 habe ich in dieser Zeitschrift (Band 35, S. 404–432) eine Methode vorgeschlagen, wie die Grose der apikalen Basis zu messen ware und einen Fall vorgestellt, der mir wegen der abnormen Gestaltung des Wurzelgrundes zu einer Gaumennahterweiterung geeignet erschien. Der Patient wurde daraufhin dieser mir als richtig erschienenen Therapie unterzogen. Das Ergebnis samt dem Nachweis der Umgestaltung der apikalen Basis liegt nun vor und wird hier vorgestellt.

Die Indikationsstellung fur eine kieferorthopadische Behandlung soll auf mehr als einer Befundung beruhen. Zur Modellvermessung gehort nach dem heutigen Stand der Wissenschaft unbedingt auch die Fernrontgenaufnahme des kindlichen Kopfes. Die Fernrontgenaufnahme liefert eine Menge von Einzelbefunden. Abgesehen vom erforderlichen Zeitaufwand fur die Durchzeichnung und Auswertung einer lateralen, geschweige denn einer p. a. Fernrontgenaufnahme, ist auch ein umfangreiches Wissen zur Deutung derartiger Analysen erforderlich. Die moderne Enwicklung auf dem Gebiete der Computertechnik macht es moglich, diese Maschine fur unsere Zwecke einzusetzen. Einer der ersten Kieferorthopaden, die sich dieses Mittels in grosem Masstab bedient haben, warRicketts. Analog seinen Angaben habe ich mit Herrn Dipl. Ing.A. Blauensteiner die Rechenanlage der Technischen Universitat Wien programmiert und ein entsprechendes Programm erstellt. Daruber hinaus ist es gelungen, auch Teile der Analyse vonJarabak mit einzubauen bzw. eigene Entwicklungen auf dem Gebiete der Vermessung der apikalen Basis, sowie das Verhaltnis der wahren Zahnbogenlange zur Summe der Zahnbreiten zu integrieren und diesbezugliche Zahlen zu liefern, die Beziehungen der Schneidezahnstellung zu den Zahnbogenlangen herstellen.

Es wird eine Methode zu einer leicht durchfuhrbaren fotometrischen Ubertragung der Oberkiefermittellinie auf den Unterkiefer empfohlen. Die Raphemittellinie grundet sich auf zwei stets reproduzierbare Fixpunkte, dieC. W. Schwarze fur Langzeifuntersuchungen verwendet. Durch die Moglichkeit, nun auch im Unterkiefer Fixpunkte zu besitzen gewinnen Positionsbestimmungen der Zahne des Unterkiefers die gleiche Bedeutung wie diejenigen des Oberkiefers. Dadurch wird es moglich, ein gestecktes Behandlungsziel nach Abschlus der Therapie zu verifizieren und die einzelnen Behandlungsgerate hinsichtlich ihrer Tauglichkeit zu uberprufen. An Hand zweier Beispiele wird gezeigt, inwieweit das Behandlungsziel im Behandlungsergebnis seinen Niederschlag findet.

Mit der Synthetographie wird ein neuer Weg beschritten, um einen entworfenen kieferorthopadischen Behandlungsplan auf seine Tauglichkeit hin zu uberprufen, bzw. an Hand von exakten Durchzeichnungen der Zahnbogen im Masstab 1∶1 alle erforderlichen Positionsanderungen der Zahne unter Beachtung bekannter biologischer Gesetzmasigkeiten zu entwerfen. Voraussetzung fur diese Methode ist es, in den Besitz dieser Zahnbogendurchzeichnungen zu gelangen. Der Autor hat dazu ein eigenes Gerat, den Okklusographen, entwicklet. “Okklusionsgerecht” werden die Zeichnungen des Unter- und Oberkiefers einem Koordinatensystem untergeordnet, das gewisse Gemeinsamkeiten mit dem zugehorigen Fernrontgenbild aufweist.

Die in jungster Zeit erfolgten Forschungsergebnisse der Gnathologie konnen auch an der Kieferorthopadie nicht spurlos vorubergehen; bevor jedoch die neuen Erkentnisse der Gnathologie in unserem Fachgebiet zur praktischen Anwendung gelangen, muste erst restlos geklart werden, welches der diversen Okklusionskonzepte Aussicht auf allgemeine Anerkennung hat.

Das Messen des grosten mesiodistalen Durchmessers der Zahne beider Zahnbogen von Molar zu Molar aus diagnostischen Grunden ist die Voraussetzung zur Herstellung relevanter Korrelationen zur Zahnbogenlange im Sinne einer Umfangsmessung. Die Ergebnisse des mestechnischen Abtastens der Zahnbreiten mit herkommlichen Mitteln, wie Schublehren und Stechzirkel, durch mehrere Kieferorthopaden sind so unterschiedlich, das es unwahrscheinlich ist, auf diesem Weg zu einer effizienten Diagnostik zu gelangen. Um die Mesgenauigkeit auszuloten, haben vier erfahrene Arzte 40 Kieferabgusse von 20 Fallen nach zweierlei Methoden gemessen. Bei den Messungen mit Schublehre und Zirkel betrug der systematische Unterschied zwischen dem am niedrigsten und am hochsten messenden Referenten 1/4 der Standardabweichung der untersuchten Gebisse: Das ist ein signifikanter Mesfehler, d. h. der Fehler ist systematischer Natur und die Methode als solche ist daher abzulehnen. Im Gegensatz dazu zeigen die Messungen, die mit dem vom Autor angegebenen Meskeil und dem Arcumeter vorgenommen werden, keine diesbezugliche Signifikanz mehr. An Hand zweier Kieferabgusse wird die Methode erlautert und aufgezeigt, wann die Messung mit dem Meskeil indiziert ist.

An Hand eines Falles, der wegen seines schweren Ruckbisses einer kieferorthopadischen Behandlung unterzogen wurde, wird auf die Bedeutung der pranatalen Pathologie fur die Klarung mancher Dysgnathien hingewiesen. Es wird ein Patient vorgefuhrt, bei dem auser einer Wachstumshemmung beider Zahnbogen mit Aplasie der oberen seitlichen und unteren mittleren Schneidezahne noch eine Verkrummung der Wirbelsaule im Sinne einer rechtskonvexen Kyphoskoliose mit Block- und Spaltwirbelbildungen, eine Hypasthesie im Ausbreitungsgebiet des N. trigeminus mit Anasthesie beider Hornhaute und Haarausfall in der Schlafenbeingegend beiderseits und herabgesetzte Schweisdrusensekretion besteht. Die Anamnese der Mutter gibt Anlas, diese multiplen Bildungsfehler des Knaben auf mehrere gleichzeitige bzw. knapp hintereinander einwirkende pranatale Noxen (Viruserkrankung, Sauerstoffmangel und Rontgenstrahlen) im 2. und 3. Monat der Schwangerschaft zuruckzufuhren.

Es wird uber experimentelle Untersuchungen, die die Ermittlung der Wirkungsweise des Aktivators sowohl im Wachzustand als auch wahrend des Schlafes zum Ziele haben, berichtet. Die Versuche wurden derart durchgefuhrt, das die auf einen speziell fur die Versuche hergestellten Aktivator einwirkenden Aufbiskrafte hydraulisch ubertragen und auf einem Registrierstreifen graphisch dargestellt wurden. Aus den gezeigten Kurven geht hervor, das auf den Aktivator nur intermittierend wirkende Krafte ausgeubt werden. Auch konnte mit Hilfe der Versuchsanordnung die Starke der zur Ausubung gelangten Krafte, die im Durchschnitt 3–4 kg, im Hochstfall sogar 7 kg betrug, gemessen werden. Da die unter Verwendung des Aktivators am Parodont zur Auswirkung gelangenden Krafte von ansehnlicher Starke sind. wird es verstandlich, das bei Vorliegen eines gunstigen, leider nur schwer erfasbaren Reaktionstyps eines Patienten oft nur eine geringe Tatigkeit der Kaumuskulatur ausreicht, um das gesteckte Behandlungsziel zu erreichen.