1.Es wird vorgeschlagen, die unteren, „cardialen Oesophagusdrüsen“ auf Grund ihrer morphologischen und funktionellen Identität dem Cardiadrüsenfeld zuzurechnen. Als normale Ausdehnung der Cardiaregion wird unter Einrechnung der unteren Oesophagusdrüsen ein Streifen von 14–18 mm Breite angenommen. Größenschwankungen jedoch sind bedeutungslos, solange der Schleimhautaufbau nicht verändert ist.2.In der Magenmucosa kommen normalerweise keine Bündelchen lockeren Bindegewebes und nur sehr spärliche glatte Muskelfäserchen vor. Die Muscularis mucosae trennt Mucosa von Submucosa scharf. Es wird festgestellt, daß eine Vermehrung von lockerem Bindegewebe in der Magenmucosa abnorm ist. Ebenso ist das vermehrte Vorkommen von Muskelfasern, Aufsplitterung und Durchwucherung der Muscularis mucosae mit Drüsen vom Normalbilde abweichend. Ein vermehrtes Vorkommen von Muskelfasern und Bündelchen lockeren Bindegewebes in der Magenmucosa kommt nur hyperplastischen Drüsen zu.3.Die Cardiadrüsen werden einer genauen Analyse unterzogen. Die Drüsenendstücke sind morphologisch jenen des Pylorus außerordentlich ähnlich. Ferner werden in diesem Gebiet auch Schaltstücke im Sinne Lehners festgestellt. Bisher nicht als eigener Drüsenbestandteil hervorgehobene Bildungen — die „cystischen Erweiterungen“ oder „Ampullen“ der Cardia — werden näher beschrieben, die Sonderstellung ihrer Morphologie, Sekretion und Färbbarkeit wird dargelegt. Es wird ihnen die Bezeichnung „besondere Gänge“ gegeben und gezeigt, weshalb die diese Gänge bildenden Zellen Anlaß zu Verwechslungen mit Magenoberflächenepithel und Endstückzellen gaben. Es wird erkannt, daß diese Elemente jedoch direkte Abkömmlinge der Schaltstücke und integrierende Bestandteile der Cardiadrüsen sind.4.Die Anordnung der Drüsenelemente wird mit Hilfe von Wachsplattenmodellen erläutert. Aus den Rekonstruktionen geht hervor, daß die cardialen Drüsen des Oesophagus kompakte abgeschlossene Drüsengruppen bilden (oesophagealer Typ). Magenwärts lockern sich diese Drüsenpakete etwas auf, bilden aber noch deutlich abgerundete Läppchen (Medaillontypen). Schließlich grenzen an die Hauptdrüsen des Magens nur mehr gestreckt und einzeln verlaufende Drüsenschläuche (gastrischer Typ).5.Färberisch verhalten sich die Drüsenendstücke der Cardia und des Pylorus gleich. Deutlich unterschieden von diesem Sekret ist das der besonderen Gänge wie das des Oberflächenepithels. Durch das verschiedene Verhalten der Schleimsubstanzen gegenüber der Oxydation mit Chromsäure wird der Unterschied der „mucoiden“ Sekrete, die von Endstücken, Oberflächenepithel und besonderen Gängen gebildet werden, verdeutlicht.6.Histochemisch sind in gewissen, morphologisch umschriebenen Endstückzellen Esterasen nachweisbar. Die esterasepositiven Zellen entsprechen jenen Elementen, die von Schaffer als erschöpfte Zellen angesehen wurden. Es wird aber die Möglichkeit eines intermediären Aspektes besprochen; man könnte annehmen, daß eventuell nur bezüglich der Schleimsekretion erschöpfte Zellen in einem Zwischenstadium Esterasen produzieren. Da die Esterasereaktion in keinem anderen Gebiet des Magens positiv gefunden wird, dürften die Cardiadrüsen als Produktionsstätte der Magenlipase anzusehen sein. Diese Hypothese wird durch das Spaltungsoptimum der Cardiaesterasen im sauren Milieu (pH 4,8–6) gestützt.7.Auf das gelegentliche Vorkommen heterotoper albuminöser Drüsen und der onkocytenartigen Zellen wird hingewiesen.8.In der Schlußbetrachtung werden die individuellen starken Schwankungen aufgezeigt. Aus der Verschiedenartigkeit des Drüsenaufbaues ergibt sich eine gewisse Übereinstimmung der beiden Drüsenhauptformen mit den Formen der Cardiahyperplasie. So entspräche der oesophagale Typ der knotigen, der Typ der gastrischen Einzeldrüsen mehr der diffusen Hyperplasie.