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Die Beobachtungsdaten aus den primarversorgenden Praxen, die im Sentinel der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) mitarbeiten, erlauben aufgrund der freien Arztwahl keine direkte Berechnung der Konsultationsinzidenz anlasslich akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE). Eine indirekte Schatzung der Konsultationsinzidenz ist aber uber eine Projektion der Stichprobe uber alle primarversorgenden Arzte auf die gesamte Bevolkerung moglich. Dabei mussen jedoch Ungenauigkeiten erwartet werden, da auch Praxen, die durch Urlaub etc. kein oder ein vermindertes Versorgungsangebot bereitstellen, in die Extrapolation mit eingehen. Sprunge und Verschiebungen der Schatzwerte wahrend der Zeitraume mit gesetzlichen Feiertagen, insbesondere vor der Jahreswende, und/oder mit hoher Urlaubsfrequenz weisen auf relevante Schatzfehler hin. In der folgenden Arbeit werden Verschiebungen des Versorgungsangebotes anhand der Sentineldaten quantifiziert und fur eine Korrektur der geschatzten Konsultationsinzidenz genutzt. Dadurch gelingt es, unplausible Sprunge zu vermeiden.Auserdem wird die Interpretation der Daten auch in diesen kritischen Zeitraumen unterstutzt. Im zweiten Teil des Artikels wird die absolute Grose der ARE-Konsultationsinzidenz mit anderen Daten aus der Primarversorgung verglichen. Es zeigt sich dabei eine gute Ubereinstimmung.

Die Rolle der Kinder bei der Ausbreitung der Influenza und mogliche Konsequenzen fur die Bekampfungsstrategien werden zunehmend diskutiert. In dem folgenden Diskussionsbeitrag werden kurzlich erschienene Publikationen zu diesem Thema aufgegriffen, die besonders in die aktuellen Diskussionen eingeflossen sind. Ubereinstimmend wird in diesen Veroffentlichungen auf die besondere Rolle der Kinder bei der Influenzaverbreitung als “Beschleuniger” hingewiesen. Konsequenzen fur die Bekampfungsstrategien werden jedoch unterschiedlich beurteilt. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Effekt einer Impfung der Kinder auf die Durchseuchung in anderen Altersgruppen und auf die Exzessmortalitat (Ubersterblichkeit). Dieser Effekt lasst sich anhand der vorliegenden Literatur jedoch nicht abschatzen.

Im Rahmen der Influenza-Surveillance werden mit einem Netzwerk aus primarversorgenden Praxen Konsultationen anlasslich akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE) ermittelt. Da in Deutschland aufgrund der freien Arztwahl nicht bekannt ist, welche Bevolkerung von einer Praxis betreut wird, kann der Bezug der beobachteten Konsultationen zur Bevolkerung nicht direkt hergestellt werden. Es werden die beobachteten Konsultationen in den einzelnen Altersgruppen uber die Zahl der versorgenden Arzte und mit der Bevolkerung in Beziehung gesetzt und so eine Konsultationsinzidenz erstellt. Die Versorgungsanteile padiatrischer und allgemeinmedizinischer Praxen in den Altersgruppen werden abgeschatzt und die Konsultationsinzidenz in den jungeren Altersgruppen uber beide Berufsgruppen getrennt berechnet. Die fur die Saison 1999/2000 errechneten Werte zeigen eine Abnahme der ARE-Konsultationsinzidenz mit zunehmendem Alter. Die mutmaslich durch Influenza verursachte Morbiditatssteigerung wahrend der Influenza-Welle ist in den hoheren Altersgruppen im Verhaltnis zu den gesamten ARE-Konsultationen jedoch groser, da hier das Basisniveau niedriger ist. Die Ergebnisse zeigen eine gute Ubereinstimmung mit Beobachtungen des tschechischen Surveillance-Systems, bei dem ebenfalls ARE registriert und auf die Bevolkerung bezogen werden.