Wahrend die klinischen Symptome, der Verlauf und die pathologischanatomischen Untersuchungen bei Gefasverschlussen uns die Lokalisation des Prozesses ermoglichen, gibt uns die cerebrale Angiographie die Moglichkeit, die Vaskularisationsverhaltnisse, insbesondere die Bildung des Kollateralkreislaufes in vivo zu studieren. Die angiographischen Untersuchungen bestatigen die Befunde der Anatomen, das die Hirnarterien nicht Endarterien sind, sondern mehrere Vaskularisationsringe aufweisen, die wieder miteinander an verschiedenen Stellen kommunizieren. Jede der 4 grosen Hirnarterien ist imstande, falls keine angeborenen Anomalien vorliegen, die anderen uber die zahlreich vorhandenen Kollateralen zu kompensieren. Die zuerst vonCooper (1831) vorgenommene Ligatur der 4 Hirnarterien bei Hunden und die vielen spateren Versuche bestatigen die Kollaterale-Bildung uber die Haut-, Muskel- und Spinalarterien, welche bei in phylogenetisch hoheren Stufen stehenden Menschen nicht in gleichem Mase vorhanden ist. Seit der ersten Ligatur beim Menschen der A. carotis (Warner-Ellis, 1775) und der A. vertebralis (Maissonneuve-Favrod, 1852), wurde das Fehlen, Aplasie und Ligatur einer oder 2 der Hirnarterien ohne Folgeerscheinungen durch die Anatomen, Kliniker und Rontgenologen in zahlreichen Fallen publiziert. Die Bildung des kollateralen Kreislaufes ist nicht allein von hydro- bzw. hamodynamischen Gesetzen abhangig, sondern von weiteren verschiedenen anderen Faktoren, welche ausfuhrlich anhand des eigenen Materials und desjenigen der einschlagigen Literatur besprochen wurde. In der vorliegenden Arbeit werden die Kollateralen innerhalb der intracraniellen Vaskularisationsringe untereinander und derjenigen des extracraniellen Vaskularisationsringes anhand eigener Angiogramme und derjenigen der Literatur besprochen. Die Bedeutung der Kollateralen uber die Aste der A. carotis externa zur A. ophthalmica und A. vertebralis wird besonders hervorgehoben. Unter Berucksichtigung dieser Tatsachen werden schlieslich die gegenwartig moglichen chirurgischen und medikamentos-therapeutischen Wege in einer Richtlinie zusammengefast.