Die kontinentale Kruste, die für die biologische und geologische Geschichte der Erde von zentraler Bedeutung ist, weist eine andesitische bis dazitische Zusammensetzung auf mit einem vertikalen Aufbau von der mafischen unteren Kruste zur stärker entwickelten, felsischen oberen Kruste. Demnach dokumentieren felsische magmatische Gesteine die Bildung, Differenzierung und Rekonstruktion der kontinentalen Kruste sowie die Wechselwirkung der Kruste mit dem Erdmantel. Diese felsischen Magmen können durch Differenzierung von Primärmagmen durch fraktionierte Kristallisation innerhalb der Kruste oder des obersten Mantels oder durch teilweises Aufschmelzen von früherem Krustengestein entstehen. Für die Entstehung von Rhyolith hat sich in den letzten Jahrzehnten das "Mush-Modell" etabliert, bei dem allgemein davon ausgegangen wird, dass es sich bei Rhyolith um eine Schmelze handelt, die durch Fraktionierung von intermediären Magmen in der flachen Kruste entstanden ist. Es ist jedoch unklar, ob es sich bei felsischen Plutonen um erstarrte Schmelzen handelt, oder um die Überreste, die bei der Extraktion der entwickelten Schmelze zurückgeblieben sind. Daher ist ein besseres Verständnis der Prozesse erforderlich, die die Entstehung von felsischen plutonischen Gesteine steuern. Darüber hinaus sind adakitische Gesteine als eine Unterart von felsischen Gesteinen von entscheidender Bedeutung für die Entschlüsselung der Entwicklungsprozesse in der Kruste und der Bildung wirtschaftlicher Mineralisierungen, insbesondere der porphyrischen Kupferlagerstätten. Bisherige Studien konzentrierten sich jedoch vor allem auf die Quellen der adakitischen Magmen und ihre tektonische Umgebung, während über die Prozesse der Magmenentwicklung nach der Bildung dieser adakitischen Schmelzen relativ wenig bekannt ist. Der magmatische Gürtel von Gangdese, der in Südtibet am südlichsten Zipfel Eurasiens liegt, wurde von der Subduktion der Neotethys und der anschließenden Kollision von Indien und Eurasien beeinflusst, die zur Bildung des riesigen Gangdese-Batholith führte und somit umfangreiche Möglichkeiten zur Untersuchung der Entstehung felsischer plutonischer Gesteine bietet. In dieser Arbeit sollen verschiedene Phasen des felsischen Magmatismus innerhalb des Gangdese-Batholiths untersucht werden, die sich auf den Beginn der Indien-Eurasien-Kollision zurückdatieren lassen und sich im Wesentlichen in den kalkalkalischen Magmatismus des Paläozän bis Eozän und den adakitischen Magmatismus des späten Eozän bis Miozän gliedern. Damit soll unser allgemeines Verständnis erstens der transkrustalen magmatischen Prozesse, die zur Bildung felsischer plutonischer Gesteine führen, und zweitens des Ursprungs, der geodynamischen Mechanismen und der Mineralisierung von adakitischen Gesteinen verbessert werden. Um den paläozänen bis eozänen kalkalkalischen Magmatismus zu erforschen, untersuchten wir den ca. 50 Millionen Jahre (Ma) alten granitischen Pluton von Nyemo, der eine einzigartige geschichtete Zusammensetzung von mittleren bis hohen SiO2-Gehalten aufweist. Außerdem zeigt er einen Übergang von gleichkörnigen und porphyrischen Texturen an der Basis zu miarolitischen Texturen in der Dachzone und bietet somit eine einzigartige Gelegenheit, die Koexistenz von extrahierten Schmelzen und komplementären felsischen Kumulaten in einem der vollständigsten transkrustalen felsischen magmatischen Systeme der Erde zu belegen. Die einheitlichen Hf-Isotopenzusammensetzungen von Zirkon dieser Intrusivgesteine lassen auf eine gemeinsame, nicht-radiogene Magmenquelle mit Krustenassimilation in der tiefen Kruste schließen. Miarolit- und Rapakivi-Granite mit hohem SiO2-Gehalt weisen stark verarmte Ba-, Sr- und Eu-Gehalte und extrem niedrige Zirkon-Eu/Eu*- und -Dy/Yb-Verhältnisse auf, während der Monzogranit durch relativ angereicherte Ba- und Sr-Gehalte, niedrige Eu-Anomalien und hohe Zirkon-Eu/Eu*- und Dy/Yb-Verhältnisse gekennzeichnet ist. Wir argumentieren, dass die SiO2-reichen Granite hoch fraktionierte Schmelzen darstellen, die aus einem Kristallbrei-Reservoir gewonnen wurde, und dass der Monzogranit die komplementären restlichen felsischen Kumulate darstellt. Die zusammengetragenen geochronologischen und geochemischen Daten des adakitischen Magmatismus des späten Eozäns bis Miozäns im südlichen Lhasa-Subterrane liefern Beweise für die Identifizierung von zwei Phasen des adakitischen Magmatismus nach Einsetzen der Kollision (ca. 38-25 Ma und ca. 20-10 Ma), die Unterschiede in der Fraktionierung zwischen leichten und mittleren seltenen Erdelementen (REE) aufweisen. Die untersuchten adakitischen Monzogranite (ca. 30 Ma) und Granodiorite (ca. 15 Ma) von den Standorten Gyaca und Nyemo weisen alle einheitliche chemische Signaturen auf, wie z.B. geringfügige Eu-Anomalien, niedrige MgO- und schwere REE-Konzentrationen sowie niedrige Gehalte an kompatiblen Elementen. Das deutet darauf hin, dass diese Gesteine aus dem partiellen Aufschmelzen von verdickter unterer Kruste mit Resten von Eklogit und Granatamphibolit stammen. Darüber hinaus sind diese Gesteine durch variable positive εHf(t)-Werte von Zirkon gekennzeichnet, was auf eine juvenile Magmaquelle mit variierenden Anteilen alter Kruste hindeutet. Wir vermuten außerdem, dass die adakitischen Gesteine der frühen Phase durch die Anatexis der unteren Kruste des Lhasa-Terranes infolge der Krustenverkürzung und -verdickung nach dem Beginn der Indien-Eurasien-Kollision und des Auftriebs der heißen Asthenosphäre unter dem Lhasa-Terran durch den Abbruch der ozeanischen Platte der Neotethys entstanden sind, während die adakitischen Gesteine der späten Phase auf das Aufsteigen der Asthenosphäre nach der Delamination und/oder dem Abbruch der subduzierenden indischen Kontinentalplatte zurückzuführen sind. Um einen Einblick in die Entwicklung des adakitischen Magmas und die damit verbundenen wirtschaftlichen Mineralisierungsprozesse zu gewinnen, präsentieren wir die in situ-Spurenelementzusammensetzung von Zirkon der adakitischen Gesteine aus Nyemo aus dem Oligozän-Miozän in Kombination mit früheren geochemischen Gesamtgesteinsdaten. Systematische Variationen in der Spurenelementzusammensetzung von Zirkon belegen die fraktionierte Kristallisation bestimmter Minerale (z.B. Titanit, Magnetit) im Monzogranit und die Gleichgewichtskristallisation im Granodiorit. Dies wird auch durch thermodynamische Modellierungen bestätigt, die ergaben, dass die monzogranitischen und granodioritischen Magmen geringfügige fraktionierte Kristallisation (Schmelzanteil bis zu ~70 %) bzw. Gleichgewichtskristallisation durchliefen. Die progressiv verringerte Sauerstofffugazität während der Magnetitfraktionierung in den monzogranitischen Magmen führte zur Absonderung von Sulfiden, die der Schmelze Schwefel und chalcophile Elemente wie Ni und Cu entzogen. Daraus schließen wir, dass die Magnetitfraktionierung in der flachen bis mittelkontinentalen Kruste zur geringen Cu-Fertilität der Magmen beitragen kann, die einige der Cu-armen adakitischen Gesteine nach der Kollision im magmatischen Gürtel von Gangdese bilden.