Heutzutage wird weltweit eine Vielzahl an Industriechemikalien hergestellt, die unter anderem in einer Reihe von sehr unterschiedlichen Konsumprodukten ihren Einsatz finden. Der Kontakt mit diesen Produkten kann zu einer Belastung des Menschen sowie der Umwelt führen, wobei etliche dieser Stoffe im Zusammenhang mit negativen Effekten auf die Gesundheit stehen. Dabei handelt es sich unter anderem um sogenannte endokrin wirksame Substanzen, die schädigende Effekte auf das Hormonsystem haben können. Zu den endokrin wirksamen Substanzen, die in hohen Mengen hergestellt und verwendet werden, gehören die Phthalate sowie Bisphenol A. Phthalate werden als Kunststoffweichmacher und Additive in einer Vielzahl von unterschiedlichen Produkten eingesetzt, während Bisphenol A als Monomer in der Herstellung von Polykarbonaten, Polyvinylchlorid, Kunstharzen und Thermopaper seine Verwendung findet. Durch ihr Vorkommen in diesen Produkten sowie aufgrund ihrer chemischen Struktur können sowohl Phthalate als auch Bisphenol A in Lebensmittel, Getränke, Wasser, Luft, Staub und Böden migrieren und so über unterschiedliche Wege vom Menschen aufgenommen werden. Im Körper werden sie schnell verstoffwechselt und über den Harn wieder ausgeschieden, wo sie in weiterer Folge nachgewiesen werden können. Durch das sogenannte Human-Biomonitoring kann dieser Nachweis der Substanzen bzw. ihrer Metaboliten in unterschiedlichen Körperflüssigkeiten erfolgen, um die Belastung sowohl qualitativ als auch quantitativ zu bestimmen. Bisher wurden in den vergangenen Jahren nur wenige Human-Biomonitoring-Studien in Österreich durchgeführt. Das Hauptziel der vorliegenden Studie, durchgeführt am Umweltbundesamt Wien, war die Untersuchung der Phthalat- und Bisphenol A-Belastung im Harn in einer großen Stichprobe der österreichischen Bevölkerung. Das Probenmaterial und die Daten wurden vom Institut der Ernährungswissenschaften der Universität Wien im Rahmen der Österreichischen Studie zum Ernährungsstatus 2010/2012 gesammelt. Insgesamt bestand die untersuchte Studienpopulation aus 595 männlichen und weiblichen ProbandInnen aus nahezu allen österreichischen Bundesländern. Die Einteilung der Studienpopulation erfolgte in die Kategorien Kinder I (6-8 Jahre), Kinder II (7-15 Jahre), Erwachsene (18-65 Jahre) und SeniorInnen (64-81 Jahre). Insgesamt wurden 14 Metaboliten von 10 Phthalaten in den Harnproben mittels HPLC-MS/MS analysiert. In nahezu allen Proben konnten diverse Phthalatmetaboliten detektiert werden, wobei der Nachweis der niedermolekularen Metaboliten sowie der Metaboliten des hochmolekularen Di-2-ethylhexylphthalat (DEHP) in einem Großteil der Proben erfolgte. Wie bereits in mehreren wissenschaftlichen Studien gezeigt, gehören Kinder zur der am höchsten belasteten Populationsgruppe. Eine Ausnahme stellt die Belastung mit MEP dar, die bei Erwachsenen und SeniorInnen im Vergleich zu jüngeren StudienteilnehmerInnen wesentlich höher lag. Ebenfalls in Übereinstimmung mit anderen internationalen Studien konnten in weiblichen Teilnehmerinnen höhere Belastungen mit diversen Phthalatmetaboliten verglichen mit männlichen Teilnehmern festgestellt werden. Die Untersuchung der Konzentrationen an Gesamt-BPA (freies und konjugiertes BPA) in den Harnproben erfolgte mittels on-line SPE-HPLC-MS/MS, wobei BPA nur in einer verhältnismäßig geringen Probenanzahl nachgewiesen werden konnte. Die Anteile der positiven Proben variierten je nach Studiengruppe zwischen 11% bei Erwachsenen und SeniorInnen, und 50% bei Kindern im Alter von 6-8 Jahren (Gruppe Kinder I). Auch hier waren Kinder höher exponiert als ältere StudienteilnehmerInnen und es lag eine Abnahme der Belastung mit steigendem Alter vor. Die maximale nachgewiesene BPA-Konzentration lag bei 17 µg/l Harn bei einem Erwachsenen, sowie nach Kreatinin-Adjustierung bei 21 µg/g Kreatinin bei einem Kind der Gruppe Kinder I, wobei generell die Belastung in der untersuchten Studienpopulation gering ausfiel. Anhand der im Harn bestimmten Substanzkonzentrationen wurde die Bestimmung der täglichen Aufnahmemenge von Diethylphthalat (DEP), Di-n-butylphthalat (DnBP), Di-isobutylphthalat (DiBP), Butylbenzylphthalat (BBzP) und Di-2-ethylhexylphthalat (DEHP) nach zwei unterschiedlichen Berechnungsmodellen basierend auf dem ausgeschiedenen Harnvolumen sowie der ausgeschiedenen Kreatininkonzentration durchgeführt. Die berechneten Aufnahmemengen wurden mit tolerierbaren Aufnahmemengen verglichen, um mögliche Überschreitungen feststellen zu können. In erster Linie wurden diese bei Kindern festgestellt. Obwohl die Anzahl der Überschreitungen generell gering ausfiel, weist deren Auftreten auf ein mögliches Gesundheitsrisiko hin. Außerdem konnte eine Abnahme der täglichen Aufnahmemengen mit steigendem Alter identifiziert werden. Zur Erhebung der täglichen BPA-Aufnahmemengen erfolgten ebenfalls Berechnungen basierend auf zwei unterschiedlichen Modellen, die ähnlich wie bei den Phthalaten durchgeführt wurden. Die kalkulierten täglichen Aufnahmemengen erwiesen sich als generell gering, wobei ebenfalls eine Abnahme mit zunehmendem Alter identifiziert werden konnte. Im Vergleich mit tolerierbaren Aufnahmemengen, speziell mit der neuen temporären tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge (Tolerable Daily Intake, TDI) von 5 µg/kg Körpergewicht/d, existierten keine Überschreitungen. Für die Phthalate wurde zur Untersuchung der kombinierten Belastung eine kumulative Risikobewertung unter Berücksichtigung des Konzepts des „Hazard Index“ (HI) basierend auf den entsprechenden TDIs und RfD AAs (Referenzdosis für Anti-Androgenität) durchgeführt, wobei die Überschreitung eines HI-Wertes von 1 ein mögliches Gesundheitsrisiko darstellt. Die berechneten HIs nahmen mit steigendem Alter von Kindern zu Erwachsenen ab. Bei SeniorInnen wurde ein erneuter Anstieg beobachtet. Überschreitungen existierten alleinig bei Kindern bezogen auf den von den TDIs abgeleiteten HI-Werten, wobei 13% der StudienteilnehmerInnen der Gruppe Kinder I den HI überschritten. Bei der Untersuchung von möglichen Assoziationen zwischen den Phthalat- bzw. BPA-Belastungen und ausgewählten erhobenen Parametern zeigten sich einige statistisch signifikante Zusammenhänge, deren weitere Untersuchung von Interesse wäre. Die vorliegende Studie bietet damit neue Daten zur Exposition für eine große Stichprobe der österreichischen Bevölkerung und trägt damit zur nationalen und internationalen Expositionsabschätzung und Risikobewertung bei. In der Druckversion der Dissertation liegen die Originalfragebögen, die im Rahmen der Österreichischen Studie zum Ernährungsstatus 2010/2012 verwendet wurden, in Form eines digitalen Mediums (CD) bei., There is a multitude of industrial chemicals produced and used in a variety of common consumer products, to which humans and the environment are exposed. For several of these chemicals, associations between exposure and adverse health effects on animals and humans have been identified in scientific studies. Some chemicals, the so-called endocrine disruptors, present a specific problem as they may affect the hormone system. Amongst such substances and substance groups, phthalates and bisphenol A are of particular interest. Phthalates are used as plasticisers and additives in an immense variety of products and applications, and bisphenol A is used as monomer for the production of polycarbonates, polyvinyl chloride, epoxy resins and thermal paper. Due to their presence in common consumer products as well as their chemical structure, they can migrate from these products into food, beverages, water, air, dust and soil, leading to human exposure by a variety of routes. Human Biomonitoring for these compounds is therefore a crucial method for the analysis of chemicals and their corresponding metabolites in various body fluids to determine the extent of exposure in both a qualitative and quantitative manner. At present, only a few Human Biomonitoring studies have been carried out in Austria. The main aim of the present study, conducted at the Environment Agency Austria, was therefore the investigation of the exposure to phthalates and bisphenol A of a large sample of the Austrian population. Samples and data were collected by the Department of Nutritional Sciences of the University of Vienna within the context of the Austrian Study on Nutritional Status 2010/2012. In total, the study population consisted of 595 male and female participants from almost all Austrian federal states, who were each assigned to one of the following groups: Children I (6-8 years), Children II (7-15 years), Adults (18-65 years), and Elderly People (64-81 years). In total, 14 urinary phthalate metabolites of 10 parent compounds were analysed by HPLC-MS/MS. Generally, phthalate metabolites were detected in almost all of the investigated samples, with low molecular weight phthalates as well as the high molecular weight phthalate metabolites of di-2-ethylhexyl phthalate (DEHP) being found in the majority of the urine samples. In agreement with other scientific studies, children were found to be more highly exposed to the majority of the investigated phthalate metabolites when compared to adults and elderly people, except in the case of the metabolite MEP, where results were inversely. Additionally, similar to findings from previous studies, females showed exhibited higher exposures to several phthalate metabolites than males. The analysis of urinary total BPA (free and conjugated) was performed with on-line SPE-HPLC-MS/MS. BPA was detected in only a marginal number of samples, with a minimum detection rate of 11% in adults and elderly people, and a maximum detection rate of 50% in children aged 6-8 years (Children I group). Thus, similar to the case of phthalate metabolite exposure, children were also more highly exposed to BPA compared than older participants, and a decrease of exposure with increasing age was also exhibited. The highest exposure level for creatinine-unadjusted BPA was 17 µg/l in an adult, and for creatinine-adjusted BPA, 21 µg/g in a child. The exposure to BPA was generally low within the present study population. In addition to the data from Human Biomonitoring, daily intakes were estimated based on urinary volume excretion and urinary creatinine excretion, respectively, and were then compared to various acceptable exposure levels. Exceedances of acceptable levels were primarily observed among children, and, although the overall number of exceedances was low, their presence should be considered a potential cause of concern. Additionally, the trend of decreasing daily intakes with increasing age was shown similar to analysed urinary exposure. The estimations of daily BPA intake also followed two different calculation models, similar to those of daily phthalate intakes. In general, the calculated daily BPA intakes were low. Again, similar to trends related to phthalate exposure, a decrease with increasing age was also identified. Regarding acceptable exposure levels, and especially the new temporary TDI of 5 µg/kg bw/d, no exceedances existed. For the investigation of cumulative phthalate exposure, a cumulative risk assessment was performed under consideration of the dose-addition concept of the Hazard Index (HI) based on TDIs and RfD AAs. Exceedances were identified only for HI values based on TDIs especially among children, where the maximum rate of exceedance of 13% was determined in the group of Children I. Associations between exposure and selected parameters were also investigated and identified, thereby exhibiting interesting discoveries which could constitute the subject of further investigations. Overall, the present study provided new exposure data for a large sample of the Austrian population and contributes to national and international exposure and risk assessment. The original questionnaires (in German) of the Austrian Study of Nutritional Status (ASNS) provided from the Department of Nutritional Sciences (IfEW) of the University of Vienna can be found on the digital media attached to the print version of this thesis.