Fragt man nach erwachsenen Menschen mit begrenztem Lese- und Schreibvermögen, richten sich derzeit alle Augen auf die Lernenden in Alphabetisierungskursen. Diejenigen aber, die nicht in Kursen lernen, scheinen verborgen zu leben. Aufgefallen sind sie z. T. bei einer Evaluation von Kursen, die im Rahmen von Beschäftigungen im zweiten Arbeitsmarkt durchgeführt wurden (Grotlüschen/Brauchle 2006). Zugleich berichten Alphabetisierungsteilnehmende gelegentlich, dass sie bei Beschäftigungsträgern angestellt seien. Aus diesen Erfahrungen schlossen wir, dass es sich lohnt, mit diesen Trägern Kontakt aufzunehmen. Ziel war zunächst die Suche nach Erwachsenen mit eher geringer Formalqualifikation, die bereit wären, Lese- und Schreibaufgaben hinsichtlich ihrer Schwierigkeit zu erproben.2 Der Beitrag systematisiert die Kenntnisse, die bei der Durchführung von 173 je einstündigen diagnostischen Interviews in Hamburg gewonnen wurden. Wir sprechen bewusst nicht von 'Tests', weil das wesentliche Ziel der Interviews in der Schwierigkeitsbestimmung von Aufgaben bestand, nicht in der Diagnose von Kompetenzen der Befragten. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen hochgradig standardisierten Ablauf, der eher mit einer quantitativen Befragung zu vergleichen ist, als mit offenen Interviews.